Musik: Johann Sebastian Bach:
Nun komm‘ der Heiden Heiland (Lipatti 1950)
Autor: Es ist so schön, dass sich manches nicht ändert.
Der modrige Geruch von zerfallendem Papier, langsames Nachdunkeln,
das Absplittern von Altkopien neuer Musik. Kurz das Leben von Notentexten
in allen Formaten und in allen Preislagen. Ach Faksimile, oh Urtext:
ja. Wie schön sind doch die von bekannten Musikern herausgegebenen
und eingerichteten Ausgaben der großen Musik.
Musik: Johann Sebastian Bach: Nun komm‘ der Heiden Heiland
(Lipatti 1950)
Autor: Tradition ist keine Schlamperei. Noten herstellen
und Noten verkaufen ist etwas überaus Sinnliches: Blaue Umschläge
für Henle, rote für die Wiener Urtexte, gelbe Partituren
von Eulenburg. Namen von Verlagen und Verlegern, die klingen wie
lachsfarbene Lyrik: Hinrichsen, Breitkopf, Peters, Salabert, Bärenreiter,
Bote & Bock, Boosey & Hawkes – ich sage das ohne allen
Spott.
Musik: Johann Sebastian Bach: Nun komm‘ der Heiden Heiland
(Lipatti 1950)
Autor: Die Welt der Noten ist ein Hort der wirklich wahren
Liebe zur Musik. Dahinter wird man kein Geschäft wittern, es
ist eine Angelegenheit für Liebhaber, für Genießer
– zumindest, wenn man heutzutage Antiquariate aufsucht. Geht
man in ein Notengeschäft – sofern man ein solches überhaupt
noch findet – sieht vieles ganz anders aus. Da hat eine Aldi-Mentalität
Einzug gehalten und in vielen Bereichen der Neuen Musik Schlamperei:
Manche Note von John Cage scheint in irgendwelchen New Yorker Kaschemmen
schnell umkopiert und mit einem Verlagsverzeichnis zusammen geheftet.
Daneben gibt es dann schnell gesetzte Do-it-Yourself-Ausgaben von
Heimwerkern, die jeder graphischen Einsichtigkeit trotzen. Noten
kommen bisweilen aus einem Computerterminal, und billige Hochglanz-Produkte
zweifelhafter Herkunft überschwemmen Bahnhofsbuchhandlungen.
Ein Handwerk und eine Vertriebslandschaft sind im Zerfall begriffen.
Das nennt man dann wohl Modernisierung.
Musik: Mozart: Zu meiner Zeit
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