Warum ein nmz-Hochschulmagazin? Die erste halbe Wahrheit: Wir
sind gern reizend. „Reifeprüfung ist gleich Taxifahrer“
- so lautet ein geflügeltes Wort unter Musikhochschul-Studies.
Dahinter steckt die verbreitete Ratlosigkeit mit Blick auf musikberufliche
Perspektiven. Bilden manche Musikhochschulen ziemlich blindlings
aus, vorbei am vollkommen überfüllten Arbeitsmarkt? Entsprechen
die Studiengänge den Anforderungen unserer sich dramatisch
verändernden gesellschaftlichen Landschaft? Sind solche Fragestellungen
überhaupt angemessen angesichts der bekanntlich zutiefst künstlerischen
Ausrichtung unserer Instrumentalisten- und Solisten-Schmieden? Wären
vielleicht General-Universal-Poly-Musikunis zur Ausbildung klavierflötender
Pädagogik-Sozial-Musikerrechts-Manager-Virtuosen angesagt?
Bringen Bachelor- und Master-Studiengänge wirklich Bewegung
in erstarrte Studien-Ordnungen oder sind sie die denkfaul-hilflose
Antwort postmodern verblödeter Bildungspolitik auf hausgemachte
Probleme? Über notwendige und modisch-überflüssige
Reformen der Hochschulbildung im Fach Musik wollen wir gerne intensiv
berichten. Warum räumen taiwanesische Pianistinnen und koreanische
Sänger nach dem – äußerst preisgünstigen
– Besuch einer bundesrepublikanischen Musikhochschule alle
erdenklichen nationalen und internationalen Preise ab, füllen
unsere Orchesterlandschaft personell, während deutsche Absolventen
eben Taxi fahren? Stimmt es, dass einige Musikhochschul-Präsidenten
und -Rektoren mit Blick auf existenzberechtigende Studentenzahlen
Anzeigen in chinesischen und japanischen Musikzeitschriften schalten
– zwecks Anwerbung? Tabufragen im geschätzten Konsortium
der Hochschulleiter-Konferenz und schrille Alarmsignale zugleich,
was den Zustand unseres musikalischen Ausbildungssystems betrifft.
Gern wollen wir – gemeinsam mit den Betroffenen – nach
Antworten und Problemlösungen forschen.
Die zweite halbe Wahrheit: Wir sehnen uns nach sachkundigen jungen
Abonnenten. Natürlich aus wirtschaftlichen Gründen. Dabei
treten wir als kleiner Fachverlag in Konkurrenz zu kapitalträchtigen
Verlockern. Ein „ZEIT“-Abo, und einen I-Pod samt praktischem
Kleiderständer dazu: das können wir uns nicht leisten.
Auch das Kofferradio der „Süddeutschen“ mit einprogrammierten
Wirtschaftsfunk-Frequenzen übersteigt unsere Kapazitäten
bei weitem. Stattdessen bieten wir bescheiden Fach-Nahes. Auf Seite
8 finden Sie die hoffentlich verlockenden Informationen zu unserer
„Studi-Card“, der zweiten Neuerung neben diesem von
nun an halbjährlich erscheinenden und ab der nächsten
Ausgabe unseren Abonnenten vorbehaltenen Magazin.
Und weil jede Wahrheit mindestens drei Hälften hat noch Folgendes:
Eine lebendige Musiklandschaft braucht neben bestens gebildeten
Lehrern, Künstlern und Rezipienten auch lebendige Multiplikatoren,
Analysten, Rezensenten. In diesem Fall bedeutet „lebendig“:
kompetent und unabhängig. Genau darum bemühen wir uns
mit allen Kräften, und freuen uns deshalb auf Ihre Einmischung.