Vom 6. April an bis zum 30. findet
der zweite Zyklus der 6. Münchener Biennale statt. Auf der offiziellen
Homepage kann der Besucher schon einmal einen Blick in das Programm
werfen. Entgegen sonstiger Praxis versucht dieses Angebot etwas
mehr zu bieten, als bloße Veranstaltungshinweise. Die geplanten
Opernaufführungen werden gedeutet und zu den Komponisten stehen
biographische Notizen bereit. Durch Zugang zum Archiv des 1988 von
Hans Werner Henze ins Leben gerufenen Festivals kann man sich ein
Bild von der Entwicklung des Musiktheaters der letzen Jahre machen.
Essl bzw. seine Arbeit
hätte sicher mehr verdient, als nur diesen kurzen Hiweis. Denn entgegen
sonstiger Pseudo-Versuche einer "virtuellen Musik" (man
denke an die unsägliche "Internet-Symphonie" einiger Herren),
gelingt es dem Komponisten an vorderster Stelle neue Möglichkeiten
einer "Musik im Netz" aufzuspüren, auszuloten und zur
Verfügung zu stellen. In seiner Lexikon-Sonate etwa gelingt ihm
mittels aufwendiger Programmierung "on the fly" eine immer
neue Klaviermusik erfinden zu lassen, die dem Hörer binnen Sekunden
zu Gehör gebracht wird. Essl sucht das "Kunstwerke in Bewegung",
das den Besucher via Telefonleitung einlädt, gemeinsam mit ihrem
"Hervorbringer das Werk zu machen". Er ist damit Pionier
und zugleich Kreativster bei der Umsetzung in die digitale Realität.
Seine Events, bei denen beliebige User von heimischen PC aus Einfluß
auf die Musik des Live-Konzerts nehmen können, sind schon nachgerade
legendär. Er hätte wirklich einen eigenen Artikel verdient.