nmz 2002 | Seite 32
51. Jahrgang Sonderausgabe
Aufruf
Schulterschluss der Musikverbände
Spitzenorganisationen des Musiklebens fordern Ministerien auf,
die Existenz des Deutschen Musikrates zu sichern
Berlin, den 26.10.2002. Die unterzeichnenden Verbände und
Einzelmitglieder fordern die Staatsministerin für Kultur und
Medien, Frau Dr. Christina Weiss, und die Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Frau Renate Schmidt, auf,
die Reformen des Deutschen Musikrates zu unterstützen und somit
seine weitere Existenz zu sichern.
Der Deutsche Musikrat ist der Spitzenverband des Deutschen Musiklebens
und repräsentiert über seine fast 100 Mitgliedsverbände
acht Millionen Bürgerinnen und Bürger. Im Deutschen Musikrat
ist gleichermaßen die Musikwirtschaft mit 300.000 Arbeitsplätzen
und einem Umsatz von jährlich mehr als 18 Milliarden Euro vertreten.
Die unterzeichnenden Verbände und Einzelmitglieder haben
mit Betroffenheit zur Kenntnis genommen, dass der Deutsche Musikrat
sich in einer prekären finanziellen Situation befindet. Das
Präsidium des Deutschen Musikrates stellte auf der heutigen
Generalversammlung in Berlin fest, dass diese Notlage durch Managementfehler,
die vier von 16 Projekten betreffen, ausgelöst wurde. Doch
auch die komplexe Förderstruktur der öffentlichen Hand
und ihrer systemimmanenten Zwänge haben zu dieser Notlage beigetragen.
Die unterzeichnenden Verbände und Einzelmitglieder erinnern
die Bundesregierung nachdrücklich an die große Bedeutung
des Deutschen Musikrates, der die weltweit einzigartige Vielfalt
und Struktur des deutschen Musiklebens in zahlreichen internationalen
Gremien repräsentiert; er ist u.a. das Nationalkomitee der
Bundesrepublik Deutschland im Internationalen Musikrat bei der Unesco
und Vorbild für andere nationale Gründungen. Zu seinen
bedeutenden Projekten gehören die Wettbewerbe „Jugend
musiziert“, das Bundesjugendorchester, das Bundesjazzorchester,
der Deutsche Chor- und Orchesterwettbewerb sowie die Förderung
zeitgenössischer Musik. Im nächsten Jahr feiert der Deutsche
Musikrat sein fünfzigjähriges Bestehen. In keinem anderen
kulturellen Bereich konnten über Jahrzehnte hinweg ähnlich
wirkungsvolle Strukturen der Nachwuchsförderung, der Förderung
des Laienbereichs und der Förderung der zeitgenössischen
Avantgarde aufgebaut werden, wie für die Musik durch den Deutschen
Musikrat. Die Einstellung der Finanzierung des Deutschen Musikrates
würde diese einmaligen Fördermaßnahmen nachhaltig
gefährden oder sogar zerstören.
Wir sind überzeugt: Die Bundesregierung braucht den Deutschen
Musikrat als starken kompetenten Partner, der die divergierenden
Interessen des deutschen Musiklebens bündelt, der sie in allen
Fragen der Musik politisch berät und der aktiv gestaltend das
deutsche Musikleben weiterentwickelt. Wir fragen: Möchte sich
die Bundesregierung mit den lobbyistischen Einzelinteressen von
hundert deutschen Fachorganisationen aus dem Musikleben auseinandersetzen?
Die unterzeichnenden Verbände und die Einzelmitglieder des
Deutschen Musikrates haben sich auf der Generalversammlung zur uneingeschränkten
Solidarität mit dem Deutschen Musikrat verpflichtet.
Die unterzeichnenden Verbände und die Einzelmitglieder des
Deutschen Musikrates sind bereit, durch Spenden einen Beitrag zur
Lösung der finanziellen Probleme zu leisten, wenn ihnen das
möglich ist.
Eine Übertragung der Projekte des Deutschen Musikrates auf
andere Träger würde die Akzeptanz dieser Projekte schwer
beschädigen und den Deutschen Musikrat als Klammer, Motor und
Sprachrohr des deutschen Musiklebens schwächen. Dies ist nicht
im Interesse der unterzeichnenden Verbände. Sie werden nicht
als Träger für Projekte des Deutschen Musikrates zur Verfügung
stehen, wenn der Deutsche Musikrat zerschlagen werden sollte. Eine
Zerschlagung des Deutschen Musikrates könnte das Ende seiner
Projekte bedeuten.
Die Generalversammlung des Deutschen Musikrates hat das amtierende
Präsidium mit großer Mehrheit für die Haushaltsjahre
2000 und 2001 entlastet, trotz der deutlichen Defizite und noch
offener Fragen, um es in seinem Kampf für einen starken und
handlungsfähigen Deutschen Musikrat zu stärken.
Die unterzeichnenden Verbände und Einzelmitglieder haben
nach umfassender Aufklärung durch das Präsidium mit Zustimmung
zur Kenntnis genommen, dass man bereits auf die schwierige Lage
reagiert und einen neuen Generalsekretär mit der Geschäftsführung
des Deutschen Musikrates betraut hat. Der neue Generalsekretär,
Thomas Rietschel, hat in Zusammenarbeit mit dem Präsidium die
erforderlichen Schritte eingeleitet, um Fehler der Vergangenheit
in Zukunft ausschließen zu können. Die unterzeichnenden
Verbände und Einzelmitglieder bitten deshalb die Staatsministerin
für Kultur und Medien, Dr. Christina Weiss, und die Bundesministerin
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Renate Schmidt, das
Weiterexistieren des Deutschen Musikrates zu sichern und die Sperrung
der Haushaltsmittel mit sofortiger Wirkung aufzuheben. Die Zukunft
des Deutschen Musikrates muss im Interesse der Kulturnation Deutschland
dauerhaft gesichert werden.
Die hier abgedruckte Unterschriftenliste gibt den Stand vom 1.11.02
wider. Die Liste ist weiterhin offen.
Landesmusikräte
Landesmusikrat in der Freien und Hansestadt Hamburg e.V. •
Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen e.V. • Landesmusikrat
Rheinland-Pfalz e.V. • Landesmusikrat Saar e.V. •
Landesmusikrat Schleswig-Holstein e.V.• Landesmusikrat Sachsen-Anhalt
Mitgliedsverbände
Allgemeiner Cäcilien-Verband für Deutschland, Arbeitsgemeinschaft
der Leiter musikpädagogischer Studiengänge in der Bundesrepublik
Deutschland • Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland • Arbeitsgemeinschaft
der Volksmusikverbände e.V. • Arbeitsgemeinschaft Deutscher
Chorverbände e.V. • Arbeitskreis Musik in der Jugend
• B.A. Rock – Bundesarbeitsgemeinschaft der Musikinitiativen
e.V. • Bund Deutscher Zupfmusiker e.V. • Bundesinnungsverband
für das Musikinstrumenten-Handwerk • Bundesverband
der Deutschen Musikinstrumenten-Hersteller e.V. • Bundesverband
der Phonographischen Wirtschaft e.V. (Bundesverband Phono) •
Bundesverband Rhythmische Erziehung e.V. • Bundesvereinigung
Deutscher Musikverbände e.V. • Deutsche Jazz Föderation
e.V. • Deutsche Orchestervereinigung e.V. • Deutsche
Phono-Akademie e.V. • Deutscher Allgemeiner Sängerbund
e.V. • Deutscher Bundesverband der Spielmanns-, Fanfaren-,
Hörner- und Musikzüge e.V. • Deutscher Komponistenverband
e.V. • Deutscher Musikverleger-Verband e.V. • Deutscher
Rock & Popmusikerverband e.V. • Deutscher Zithermusik-Bund
e.V. • Die Künstlergilde e.V. • European String
Teachers Association• Fachgruppe Freie musikwissenschaftliche
Forschungsinstitute • Fachverband Deutsche Klavierindustrie
e.V. • GEDOK-Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen
und Kunstfreunde e.V. • Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger
• Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte e.V. •
Gesellschaft für Musikforschung e.V. • Institut für
Neue Musik und Musikerziehung e.V. • IDKV-Bundesverband
der Veranstaltungswirtschaft e.V. • Internationaler Arbeitskreis
für Musik e.V. • Jeunesses Musicales Deutschland e.V.
• Konferenz der Leiter katholischer kirchenmusikalischer
Ausbildungsstätten Deutschlands • Musik + Tanz + Erziehung
Orff-Schulwerk-Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland
e.V. • Verband der Deutschen Konzertdirektionen e.V. •
Verband deutscher Musikschulen e.V. • Verband Deutscher
Schulmusiker e.V. • Verband evangelischer Kirchenchöre
Deutschlands e.V. • Vereinigung Deutscher Musik-Bearbeiter
• Vereinigung Deutscher Opernchöre und Bühnentänzer
in der DAG e.V.
Einzelmitglieder
Rolf Becker, Prof. Klaus Bernbacher, Prof. Christian Bruhn,
Dr. Peter Hanser-Strecker, Prof. Karl Hochreither, Prof. Lutz
Köhler, Prof. Dr. Reinhold Kreile, Prof. Dr. Christoph-Hellmut
Mahling, Prof. Siegfried Matthus, Dr. Hermann Moeck, Prof. Dr.
Hermann Rauhe, Hansjoachim Reiser, Prof. Dr. Frank Schneider,
Roland Scholl, Prof. Dr. Dr. Norbert Thurow, Prof. Bruno Tetzner,
Prof. Joe Viera