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nmz-archiv
nmz 2003/03 | Seite 15
52. Jahrgang | Februar
Deutscher Kulturrat
Stabwechsel in der Kultusministerkonferenz
Wechsel der Präsidentschaft, Reaktion auf die Ergebnisse
der PISA-Studie
Am 16. Januar dieses Jahres wechselte turnusgemäß die
Präsidentschaft der Ständigen Konferenz der Kultusminister
der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Kultusministerkonferenz,
KMK). Die scheidende und auch die neue Präsidentin widmeten
sich in ihren Ansprachen fast ausschließlich schulpolitischen
Fragen. Breiten Raum nahm die Reaktion auf die Ergebnisse der PISA-Studie
ein.
Dagmar Schipanski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung
und Kultur des Landes Thüringen, unterstrich als scheidende
Präsidentin der Kultusministerkonferenz, dass es die Länder
waren, die die PISA-Länderstudie eingefordert und dass überhaupt
sie, die Länder, erst die Mitwirkung Deutschlands an der internationalen
PISA-Studie veranlasst haben. Sie stellte dieses ebenso wie die
rasche Reaktion der Länder auf die Ergebnisse der PISA-Studie,
so die Vereinbarung der KMK, allgemeinverbindliche Bildungsstandards
zu formulieren, als Beleg für die Dynamik der Kultusministerkonferenz
heraus. Schipanski machte mit Nachdruck deutlich, dass das Bildungswesen
in den Händen der KMK gut aufgehoben ist und die Länder
durch den Wettbewerb untereinander nachhaltig zur Verbesserung des
Bildungswesens beitragen werden.
Die neue Präsidentin, Kultusministerin Karin Wolff aus Hessen,
argumentierte sehr ähnlich. Auch sie unterstrich den Wettbewerb
der Länder um die besten Konzepte als wichtiges Instrument
zur Verbesserung des Bildungswesens. Beide Ministerinnen grenzten
sich deutlich von den bildungspolitischen Vorschlägen des Bundes
ab. Nachdem beide Rednerinnen ausführlich die Aktivitäten
der Kultusministerkonferenz sowie der einzelnen Länder zur
Schulpolitik vorgestellt hatten, blieb wenig Zeit für die anderen
Aufgabenfelder der Kultusministerkonferenz. Zur Hochschulpolitik
wurden zumindest noch einige Worte verloren. Die Kulturpolitik nimmt
im vorab verteilten Redemanuskript von Ministerin Schipanski immerhin
noch eine drittel Seite ein, wohingegen im Manuskript von Ministerin
Wolff kurz gefasst steht: ggf. Stichwort Kultur: Kulturföderalismus
Kollegin Wagner.
Bedenkt man die in den vergangenen Jahren im Zuge der Entflechtungs-
oder auch Systematisierungsdebatte noch heftig geführten Streitigkeiten
um die Kulturhoheit der Länder und das eifersüchtige Wachen,
ob womöglich in ihrem Zuständigkeitsbereich gewildert
würde, verwundert das Schweigen zur Kulturpolitik. Das Wachen
über die vermeintlich gefährdete Kulturhoheit scheint
nicht zu einer stärkeren gemeinsamen Kulturpolitik der Länder
in der Kultusministerkonferenz zu führen. Eigentlich schade,
könnte doch dieses Gremium ein konstruktiver Widerpart zum
Bund und ein Ansprechpartner für die Organisationen des Dritten
Sektors sein.