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nmz-archiv
nmz 2003/03 | Seite 53
52. Jahrgang | Februar
Dossier:
Musikmesse Frankfurt
Ein gutes Forum, kulturelle Fragen zu diskutieren
Deutscher Musikverleger-Verband stellt in Frankfurt die neue
Version seiner Notendatenbank vor
Auch der Geschäftsführer des Deutschen Musikverleger-Verbandes
(DMV), Heinz Stroh, antwortete auf die Fragen der nmz.
1. Was ist die Aufgabe des Deutschen Musikverleger-Verbands
(DMV)?
Wir vom Deutschen Musikverleger-Verband vertreten über
400 Verlage gegenüber Behörden, Verbänden und Organisationen
auf dem weltweiten Musikmarkt. Den Verband gibt es schon seit
fast 175 Jahren. Wir sind stolz darauf, dass mittlerweile annähernd
90 Prozent der in Deutschland tätigen Verlage unsere Mitglieder
sind. Eine der wichtigen Aufgaben ist es, die internationale Messepräsenz
für die Mitglieder sicherzustellen, und sie auch immer auf
dem aktuellen Stand der schnellen Entwicklung auf dem globalen
Musikmarkt zu halten. Grundsätzlich sehen wir uns als Dienstleister
für unsere Mitglieder – für alle rechtlichen,
wirtschaftlichen und sonstigen Fragen.
2. Was leistet der DMV auf der Musikmesse in Frankfurt?
Wir sind seit Jahrzehnten auf der Musikmesse. Unsere Verlage
präsentieren in Halle 3.1 eine wohl weltweit einmalige Leistungsschau
ihrer Veröffentlichungen.
Die Händler haben die Gelegenheit, sich schnell und optimal
über die neuesten Publikationen der Verlage zu informieren
und auch das direkte Gespräch zu führen. Die Messe ist
ein Marktplatz der Lieferanten und der Industrie für ihre
Kunden, den Handel. Da wir in der Geschäftsstelle der Musikverbände
in Bonn den Handel ebenso vertreten wie auch die Verlage, können
wir den Messeauftritt optimal realisieren, um auch persönliche
Gespräche möglich zu machen. So kann man am besten Auge
in Auge die anstehenden Probleme lösen.
3. Unterscheidet sich Ihr Auftritt auf der Messe von den früheren?
Ja, denn neben unserer normalen Präsenz für die Mitglieder,
ist in diesem Jahr ein Höhepunkt die Präsentation der
neuen Version unserer Notendatenbank. Die Firma DE-PARCON hat
seit letztem Jahr die neue Datenbank IDNV kreiert, um den Service
für die Kunden noch optimaler zu gestalten. Die IDNV ist
um ein Bestellprogramm für die Händler erweitert worden,
mit dem man die Noten elektronisch bei den Verlagen direkt ordern
kann.
4. Was versprechen Sie sich von dem neuen Forum?
Es sind an erster Stelle Synergieeffekte. Einerseits sind wir
sehr engagiert, um unseren Mitgliedern auf der Messe zu helfen
und Kontakte herzustellen. Andererseits glauben wir, dass durch
das große Forum der Messe auch neue wichtige Themen vorangetrieben
werden können. So geht es beispielsweise um den Wert des
geistigen Eigentums, die Förderung des aktiven Musizierens
und viele andere Themen. Da können wir uns auf der Messe
am besten auch mit anderen Verbänden kurzschließen.
Auf der anderen Seite ist die Internationale Musikmesse ideal,
um neue Zielgruppen zu erreichen, und um noch intensiver die besondere
Faszination der Musik zu vermitteln.
5. Worin besteht die Aufgabe der Musikmesse?
Begonnen hat die Musikmesse als Marktplatz für die Industrie
und den Handel. Sie ist Ordermesse, also Bestellmittelpunkt für
den Handel. Mit der Öffnung für die Endverbraucher am
Samstag und Sonntag ist eine der wichtigsten Aufgaben die Popularisierung
der Musik geworden. Darum ist die Messe für uns ein gutes
Forum, um kulturelle Fragen zu diskutieren oder unsere eigenen
Vorstellungen einem breiten Publikum zu vermitteln.
Es gibt zum Beispiel einen Gemeinschaftsauftritt der Verlage
mit speziellen Themen, wo man kulturelle Fragen diskutiert und
über wichtige Themen informiert. Hierin sehen wir die Doppelfunktion
der Messe.
6. So heißen Sie es gut, dass sich die Musikmesse etwas
gewandelt hat?
Wir haben schon seit Jahren begrüßt, dass sich die
Messe am Wochenende einem breiten Publikum geöffnet hat.
Es ist eine gemeinsame Initiative der Unternehmen, für die
Popularisierung der Musik notwendig. Aber trotzdem dürfen
wir nicht vergessen: Die Messe hat ihre zentrale Funktion als
Service für den Handel, also als Ordermesse.
7. Mit welchen Fragen sind die Verlage auf Sie zugekommen?
Die allgemeine angespannte wirtschaftliche Lage hat natürlich
auch die Musikbranche getroffen. Das CD-Brennen, das Raubkopieren
aus dem Internet, das illegale Kopieren von Noten – das
sind alles Probleme, die unseren Berufsstand existenziell gefährden.
Die Verlage merken es an sinkenden GEMA-Einnahmen. Das Hauptproblem
der Verlage ist die Urheberrechtsfrage, die gerade im Bundestag
diskutiert wird und hoffentlich in den nächsten Monaten auch
verabschiedet wird. Wir brauchen diese rechtlichen Rahmenbedingungen
in einem digitalen Zeitalter, das die Kreativen besonders gefährdet.
Trotz der konjunkturellen Krise haben die deutschen Musikverlage
nicht ihre Kreativität verloren, sondern sie nehmen die Herausforderung
für die Zukunft an und geben dem Musikmarkt neue Impulse:
durch sehr attraktive Notenausgaben, durch ein erweitertes Sortiment,
aber auch durch die Förderung des Nachwuchses.