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nmz-archiv
nmz 2003/03 | Seite 56
52. Jahrgang | Februar
Dossier:
Musikmesse Frankfurt
Ideenaustausch, Ordermesse und internationale Kontakte
Fünf Fragen an die Verlage: Die große Umfrage der
neuen musikzeitung zur Musikmesse Frankfurt 2003
Folgende Fragen stellte die neue musikzeitung wichtigen Musikverlagen,
die auf der Frankfurter Musikmesse 2003 vertreten sein werden.
1.) 2002 war es in der neuen Messehalle fast ein bisschen zu ruhig.
Zumindest beklagten sich einige Aussteller über ihre „Abseitsposition“.
Was erwarten Sie im Jahr zwei in der neuen Halle? Haben Sie ihr
Ausstellungskonzept der neuen Halle angepasst? Sind Sie gewachsen
– oder kommen Sie mit weniger Standfläche aus?
2.) Auch die deutschen Musikverlage sind von der schwierigen wirtschaftlichen
Lage betroffen. Welches sind Ihre Wege aus der Krise?
3.) Hat sich an der Funktion der Musikmesse in den letzten Jahren
etwas für Sie verändert? Wenn ja, was?
4.) Die Musikmesse Frankfurt öffnet sich den Märkten
in Russland und China. Ist das für Ihren Verlag interessant?
Sind Sie hier bereits engagiert?
5.) Auf welchen weiteren Messen sind Sie vertreten?
AMA-Verlag
Im Jahre 2002 haben wir in der neuen Halle unseren Stand wesentlich
vergrößert. Je nachdem wie in der Zukunft die Halle
3.1 für die Verleger frequentiert wird, werden wir unsere
Standfläche anpassen. Wir erwarten natürlich mehr Besucher
auf unserem Stand.
Wir haben unter anderem unsere Werbeaktionen, vor allem unsere
Direktmailings an den Einzelhandel beziehungsweise an die Musik-
und Musikhochschulen mit Partnern aus der Musikbranche zusammengelegt.
Dadurch konnten die Kosten des Marketings wesentlich reduziert
werden. Außerdem haben wir in den letzten Jahren die Chance
genutzt, uns auf anderen Märkten zu orientieren. Zahlreiche
Publikationen sind in englischer, französischer und japanischer
Sprache erschienen.
Die Bedeutung vor allem für internationale Kontakte ist
in den letzten Jahren für uns stetig gewachsen. Bedauerlicherweise
hat sich generell die Einzelhandelssituation in Deutschland, nicht
nur in unserer Sparte, rückläufig entwickelt. Auf der
diesjährigen Musikmesse werden wir uns je nach Erfolg oder
Misserfolg entscheiden müssen, ob man in den nächsten
Jahren diesen Kostenaufwand weiter betreiben wird.
Wir haben die Chance genutzt, uns sowohl auf dem russischen
wie auch chinesischen Markt zu präsentieren. Zum jetzigen
Zeitpunkt sind wir allerdings noch nicht in der Lage abzuschätzen,
wie die jeweiligen Märkte sich entwickeln werden. Die Messen
in China und Russland waren gut von der Messe Frankfurt organisiert
und durch die neuen Eindrücke, die man gewinnen konnte, mit
Sicherheit eine Bereicherung.
In diesem Jahr werden wir in Japan, China und in den USA ausstellen.
Detlef Kessler, Geschäftsführer, AMA-Verlag
Bärenreiter-Verlag
Mit Einzug in die neue Messehalle hat Bärenreiter sein
eh schon bewährtes transparentes Standkonzept überarbeitet,
basierend auf den gleichen Ausmaßen. Es ist nicht daran
gedacht, die Standfläche zu reduzieren. Unser Ausstellungskonzept
wird aber von Jahr zu Jahr modifiziert, so dass jeweils, neben
der Präsentation der Neuerscheinungen, Schwerpunkte hervorgehoben
werden.
Wie schon anlässlich der Nachlese zur Messe 2002 mehrfach
geäußert, muss seitens der Messe eine durchgängige
Beschriftung der Hinweistafeln auf die Halle der Musikverlage
erfolgen, sonst werden wir auch in diesem Jahr unter der „Abseitsposition“
leiden.
Wir spüren einen verhaltenen Umsatz mit dem inländischen
Handel, können dies aber zum Glück noch mit stetig wachsenden
Auslandsumsätzen ausgleichen.
Da der inländische Handel von den meisten Verlagen permanent
über die Produktion informiert wird – sei es mit Vorschauen,
sei es durch persönlichen Kontakt – besteht hier weniger
der Bedarf, die Messe zu besuchen. So hat sich für uns der
Messeschwerpunkt erheblich auf die internationalen Kontakte ausgedehnt
– Besucher von ausländischen Händlern haben enorm
zugenommen und so ist die Musikmesse ein wichtiger Bestandteil
im Kontakt zur internationalen Musikwelt geworden.
Beide Fragen sind eindeutig mit ja zu beantworten.
Auf allen nationalen und internationalen Fachmessen.
Barbara Scheuch-Vötterle, Geschäftsführerin Bärenreiter-Verlag
Breitkopf & Härtel
Frank Reinisch
2002 war es nicht „fast ein bisschen“, sondern es
war uns eindeutig und viel zu ruhig auf der Frankfurter Musikmesse.
Wir bleiben aber optimistisch und geben der Halle 3.1 im Jahr
2003 eine neue Chance – das heißt wenn die Beschilderung
verbessert wird, dann müsste es dort lebhafter zugehen. Ansonsten
hatten wir das Gefühl, dass wir unseren Stand schon 2002
auf die neuen großzügigen Gegebenheiten gut eingestellt
hatten. Für dieses Jahr haben wir auf derselben Fläche
und Standposition unseren Messeauftritt noch einmal überarbeitet.
Wir haben 2002 insgesamt erfolgreich publiziert und zum Jahresende
die Beethoven- und Brahms-Orchestermateriale des Henle-Verlags
übernommen. Auch für 2003 gehen wir davon aus, dass
es aussichtsreich ist, gezielt profilierte Komponisten, Notenausgaben
und auch Musikbücher weltweit zu verlegen und zu bewerben.
Unsere Editionsqualität wird auch in enger gewordenen Märkten
gefragt bleiben.
Frankfurt ist für uns in jedem Frühjahr zunächst
(und nicht nur chronologisch durch die ersten drei Fachhändlertage)
der Treffpunkt mit dem in- und ausländischen Musikalienhandel
– zum Ideenaustausch und zum klassischen Messegeschäft.
Daran ändert sich auch 2003 nichts. Darüber hinaus sind
wir immer wieder neugierig auf die vielfältigen und überraschenden
Gespräche mit Fachbesuchern, die mit ihren Anregungen und
Meinungen dazu beitragen, dass wir unsere Arbeit überprüfen
können.
und 5.) Wir sind auf allen wichtigen Messen im In- und Ausland
vertreten, bei denen die klassische Musik mehr als nur eine Randerscheinung
ist. Ob wir selbst ausstellen oder uns vor Ort vertreten lassen,
hängt von der Bedeutung der Veranstaltung ab. Die neuen Entwicklungen,
besonders in China, verfolgen wir schon seit einiger Zeit mit
überaus großem Interesse.
Frank Reinisch, Breitkopf & Härtel, Werbung und Redaktion
ConBrio Verlagsgesellschaft
Barbara Haack
ConBrio hat – anlässlich des Umzugs in die neue Messehalle
– im vergangenen Jahr ein neues Standkonzept entwickelt.
Wir möchten in erster Linie eine Gesprächs-Plattform
für derzeitige und zukünftige Partner bieten, deshalb
steht die Kommunikation im Mittelpunkt des Konzepts. Der Stand
hat sich bewährt, so dass wir in diesem Jahr keine großen
Veränderungen vornehmen werden. Mit der Besucherfrequenz
am Stand waren wir zufrieden; unsere Gäste suchen unseren
Stand in der Regel gezielt auf. Das mangelnde Laufpublikum ist
uns natürlich aufgefallen. Hier erhoffen wir uns eine gewisse
Gewöhnung der Besucher an die neue Hallenaufteilung. Außerdem
erwarten wir, dass Besucher durch das umfangreiche Bühnenprogramm
in die Halle 3.1 gelockt werden.
Wir setzen auf Kooperationen, bewährte und neue, um das
Verlagsprogramm ständig zu erweitern. Dazu gehört der
Ausbau der kulturpolitischen Position unserer Fachzeitschriften
und -zeitungen, der unsere Kompetenz in diesem Bereich festigen
und darstellen soll. Kooperationen sind nach unserer Erfahrung
der beste Weg, der Krise zu begegnen. Dies zeigt auch die Verbandskooperation,
die sich 2003 auf der Messe etabliert.
Die Musikmesse als Verkaufs- und Ordermesse verändert
sich für uns wesentlich zum Treffpunkt für Gespräche
und Kommunikation. Dies hängt sicher auch mit der Art unserer
Produkte zusammen, die von Kommunikation jeder Art leben.
Die Musikmessen im Ausland sind für ConBrio weniger interessant.
Im Gegensatz zu den klassischen Musikverlagen leben wir vom geschriebenen
und gesprochenen Wort, das sich nur schwer internationalisieren
lässt. Wichtiger sind diese Messen für uns in der journalistischen
Berichterstattung. Wir verfolgen die Globalisierung des Musikmarktes
mit Interesse.
Die Frankfurter Musikmesse ist für uns das zentrale Messeereignis
im Jahr. Darüber hinaus präsentieren wir unsere Buchprodukte
auf der Leipziger Buchmesse, die lebendiger und offener ist als
die Frankfurter Buchmesse. Im Lauf des Jahres sind wir bei vielen
Kongressen und Tagungen mit kleineren Verkaufsausstellungen präsent,
wie zum Beispiel dem Kongress des Musikschulverbandes im Mai.
Barbara Haack, Verlagsleitung
G. Henle Verlag
Wir sind in der neuen, architektonisch beeindruckenden Halle
auf der Frankfurter Musikmesse gut platziert. Im Übrigen
gilt: Wer Henle sucht, findet Henle auch. Allerdings würden
wir insgesamt eine bessere Messe-Beschilderung zum Verlagsareal
begrüßen. Wir hatten unseren Stand, sowohl vom Konzept,
als auch von der Größe her, bereits für die Messe
2002 der neuen Halle angepasst. Damit ergibt sich für 2003
vorerst kein weiterer Bedarf.
Sicherlich ist zur Zeit die wirtschaftliche Lage für viele
Branchenmitglieder nicht günstig. Der G. Henle Verlag verzeichnete
jedoch in 2002 neuerlich einen sehr erfreulichen Aufschwung, auch
und gerade auf dem schwierigen deutschen Markt. Wir freuen uns
über das beste Geschäftsergebnis der Verlagsgeschichte.
Geeignete „Wege“ – ob aus der Krise oder an
die Spitze der Mitbewerber – sind sicherlich: ein klares
Profil, hochwertige Produkte, ein fairer und intensiver Kontakt
zum Handel und vor allem die richtigen Mitarbeiter.
Der Trend der vergangenen Jahre von einer reinen Ordermesse
zu einer Kontakt- und Informationsmesse hat sich unverändert
fortgesetzt.
Wir beobachten mit Interesse den Markt in Russland und werden
in diesem Jahr auch erneut in St. Petersburg ausstellen. In China
verfolgen wir seit einigen Jahren aktiv die sich bietenden Chancen.
Musicora Paris; St. Petersburg; British Music Fair, Birmingham;
China International Musical Instrument Fair, Peking; Musical Instruments
Fair Japan, Yokohama; durch unsere amerikanische Tochterfirma
auf der NAMM und auf weiteren Veranstaltungen in den USA.
Wolf-Dieter Seiffert, Geschäftsführender Verlagsleiter
G. Henle Verlag
Euline Klimperbein Verlag
Lotte Dietzfelbinger-Roy
Unser Stand hat die gleiche Größe wie 2002 und ist
auch an der gleichen Stelle. Sicher würden mehr Attraktionen
mehr Publikum in die Halle ziehen. Aber die relative Ruhe in der
Halle ist gut für die Besucher und Aussteller. Das Publikum
besteht im Wesentlichen aus Besuchern, die die Verlage suchen.
So genannte Laufkundschaft kommt weniger, das ist schade. Ich
erwarte, dass sich die Halle 2003 etwas mehr etabliert hat.
Wir sind mit der wirtschaftlichen Lage bedingt zufrieden, weil
wir einen sehr kleinen Verlag vertreten mit einem Angebot, das
es in dieser Form sonst nicht gibt.
Die Musikmesse ist in den letzten Jahren aus unserer Sicht
mehr in den Blickpunkt gerückt – obwohl man da noch
mehr machen könnte.
Russland und China sind für uns derzeit nicht interessant
und wir sind dort auch nicht engagiert.
Bisher sind wir nur auf der Musikmesse vertreten, überlegen
aber auch mit unserem Angebot auf die Buchmesse zu gehen.
Lotte Dietzfelbinger-Roy, Geschäftsführung
Schott Musik International
Peter Hanser-Strecker
Durch die Konzentration der Musik- und zunehmend auch der Zeitschriftenverlage
in der Halle 3.1 ergibt sich für die Aussteller und besonders
auch für uns ein positiver Effekt. Wir erwarten weiter steigende
Besucherzahlen bei uns am Stand, besonders an den beiden Wochenendtagen.
Unseren Stand hatten wir bereits 2002 gegenüber dem Vorjahr
nur leicht verändert. Auch in diesem Jahr werden wir uns
wieder mit unserem bewährten Messekonzept präsentieren,
das auch von den vorteilhaften Bedingungen in der neuen Halle
(Beleuchtung, Belüftung und Geräuschpegel) profitiert,
so dass sich unsere Besucher bei uns wieder besonders wohl fühlen
können.
Wir haben eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet, mit denen
wir auf das veränderte Konsumverhalten der Kunden und die
Bedrohungen des Musiklebens reagieren; wir erwarten, dass diese
Maßnahmen 2003 greifen und sind daher zuversichtlich. Die
große Herausforderung für alle Verlage besteht darin,
unsere traditionellen Leistungen weiterhin in bewährter Qualität
anzubieten und gleichzeitig auf die veränderten Ansprüche
an Inhalte und ihre technische Umsetzung zu reagieren. Außerdem
wird es in diesem Jahr sehr wichtig sein, dass Verlage und Handel
gemeinsam starke Lobby-Arbeit für die Anliegen der Musikwirtschaft
machen.
Die Musikmesse stellt für uns nach wie vor eine der wichtigsten
Veranstaltungen für die Präsentation unseres Angebots
sowie für den Kontakt mit unseren Kunden dar. In den letzten
Jahren haben wir sie zunehmend zur Vorstellung unserer Multimedia-Produktionen
und unseres Programms im Bereich der Rock-, Pop- und Jazzmusik
genutzt. Auch die Musikpädagogik wird für uns immer
wichtiger. Wir freuen uns auf die Gelegenheit zum direkten Gespräch
mit unseren Zielgruppen über deren Bedürfnisse und Wünsche,
um unser Ohr noch stärker am Markt zu haben.
Das Verlagsgeschäft kann es sich heute gar nicht mehr
leisten, kein Interesse an diesen wachsenden Märkten und
deren Produkten zu haben. Schott Musik International hat enge
Verbindungen nach China und kooperiert mit Verlagen in Russland
und wir haben im Jahr 2001 die Musikmesse in St. Petersburg mit
großem Gewinn besucht. Deshalb können wir die Initiative
der Frankfurter Musikmesse nur begrüßen.
Schott Musik International präsentiert sich und sein breites
Angebot nicht nur auf der Musikmesse, sondern darüber hinaus
auf der Frankfurter Buchmesse sowie verschiedenen Tagungen und
Kongressen. Schwerpunkt ist hier vor allem der schulmusikalische
Bereich, aber auch auf internationalen Veranstaltungen sind wir
mit unserem Programm vertreten.
Peter Hanser-Strecker, Geschäftsleitung
Musikverlag Josef Weinberger
Wir erwarten zuallererst, dass die Musikmesse die Wege zur
neuen Halle 3.1 und speziell zur Etage der Musikverlage besser
ausschildert, so dass die Messebesucher uns auch finden können.
Das war im letzten Jahr sicher ein Manko. Gespannt sind wir, ob
diesmal die Showbühne mit attraktiveren Darbietungen und
Diskussionsrunden mehr Aufmerksamkeit findet. Insgesamt sehen
wir der Messe aber durchaus optimistisch entgegen und haben unseren
Stand vergrößert und neu gestaltet.
Der Markt ist nach unserer Erfahrung sehr zögerlich geworden,
neue Produkte anzunehmen. Verlage müssen permanent nach neuen
Produkten suchen, aber unsere derzeitige Strategie ist vorrangig,
das Potenzial vorhandener, dem Markt bereits bekannter Produkte
voll und immer wieder neu auszuschöpfen – das heißt
auch, sie in neue Märkte und neue Kontexte zu bringen.
In den letzten Jahren hat sich die Messe nach unserer Wahrnehmung
von einer Ordermesse fast vollständig zu einer Repräsentationsmesse
gewandelt. Der Handel macht seine Bestellungen in den Wochen vor
und nach der Messe, nicht dort. Was bleibt, und das sollte man
keineswegs gering schätzen, ist „Präsenz zeigen“.
Russland und China werden durch unsere dortigen Partner bearbeitet
beziehungsweise durch die Subverleger unserer Häuser in Wien
und London. Insofern besteht für uns selbst kein Anlass,
selbst dorthin zu gehen.
Wir sind als Aussteller im Rahmen des deutschen Gemeinschaftsstandes
jährlich auf der MIDEM in Cannes vertreten. Außerdem
besuchen wir die PopKomm in Köln.