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nmz-archiv
nmz 2003/03 | Seite 1
52. Jahrgang | Februar
Leitartikel
Erste Schritte
„Wer ist eigentlich Herr Krüger?“ – das
war nach der Präsidenten-Wahl des Deutschen Musikrates in der
Godesberger Stadthalle die auf Hochdeutsch am häufigsten geflüsterte
Frage. Versehen mit dem Bildungs-Bonus, den Geburt und Wohnsitz
in Bayern nun mal automatisch verleihen, konnte man antworten: tapferer
Direktor des sich in schwierigen Fusionsverhandlungen mit der Musikhochschule
befindlichen Münchener Richard-Strauss-Konservatoriums. Außerdem
Vorsitzender einer eher unauffällig agierenden Arbeitsgemeinschaft
deutscher Musikakademien und Konservatorien. Und Präsidiumsmitglied
des Bayerischen Musikrates. Was freilich nicht viel heißt,
weil dieses Gremium im Wesentlichen Erzherzog Wilfried Anton gehört,
dem derzeit leider immer noch ungekrönten bayerischen Musikanten-Napoleon.
Und der gibt den Ton an. Diesmal sogar gesamtdeutsch. Listig nutzte
der Kultur-Macchiavelli aus den Isar-Auen den psychisch und physisch
immer noch zerrütteten Zustand der Generalversammlung für
ein kleines Vergeltungs-Scharmützel. Da hatte es doch dieser
Saupreiß, der elendige, malefitz-berlinerische Höppner
Christian gewagt, aus den festgeschlossenen und zum Großteil
dem Althergebrachten zugeneigten Landesfürsten-Reihen auszubrechen.
Neumodische, revoluzzerische Ideen nicht nur auszusprechen sondern
auch noch zu betreiben. Ja, wo gibt’s denn so was. Bei uns
ned. Let’s go, Amigos, pack ma’s.
Ende des Komödienstadels, ein sachlicher Bericht zu dieser
denk-würdigen (?) Veranstaltung befindet sich auf den Seiten
11 und 12 dieser Ausgabe. Bleibt nachzutarocken: Mit der Verabschiedung
einer neuen Satzung hat der Souverän des Musikrates, die Generalversammlung,
den Startpunkt für eine tiefgreifende, zukunftsverheißende
Reform gesetzt. Den penetranten Bemühungen des Insolvenzverwalters,
in Konfrontation mit den Geldgebern eine Vereinslösung durchzuboxen
(weil sie ihm vielleicht eine lukrative längere Verweildauer
sichert?), wurde die angemessene Abfuhr erteilt. Man darf dem frisch
gewählten geschäftsführenden Präsidium zutrauen,
dass es die Kraft hat, erste undemokratische Vernichtungsversuche
des Insolvenzverwalters in Sachen GmbH-Lösung zu unterbinden.
Dem überraschenden, überraschten Präsidenten Martin
Maria Krüger wünschen wir ein rasches Arbeitstempo –
freien Kopf und mutiges Herz – sein Vize-Präsidenten-Team
hat er selbst schon als Glücksfall bezeichnet. Zwei Menschen
seien genannt, die durch ein Ehrenamtsverständnis, wie man
es allen Funktionären des Musikrates zu seinem Segen wünschen
möchte, den Neubeginn maßgeblich mitgestaltet haben:
erst den jungen, Bruno Tetzner – allerfrischester Satzungs-Mastermind
–, dann den jüngsten: Stefan Liebing, engagierter Vermittler,
Vorantreiber und auch Vordenker. Ein starker neuer Musikrat wird
das einmal zu würdigen wissen.