[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2003/03 | Seite 23
52. Jahrgang | Februar
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVD
Offenbach, La Belle Hélène; Felicity Lott,
Yann Beuron, Francois Le Roux, Michel Sénéchal u.a.;
Chor und Orchester der Musiciens du Louvre, Marc Minkowski; Regie:
Laurent Pelly (2000)
TDK/Naxos DVD DV-OPLBH
Man möchte aufspringen und tanzen – so delikat glucksen,
kieksen und phrasieren Marc Minkowskis Musiciens in dieser Aufzeichnung
aus dem Pariser Châtelet. Als Titelheldin wirft einen Dame
Felicity Lott schlichtweg um: Man versteht jedes Wort, ihre Stimme
ist die reinste Wonne, das Bühnentier mischt Esprit mit Understatement.
Die Inszenierung unterhält ohne platt zu sein, hält
einen am Denken und verbreitet dennoch französischen Charme.
Ravi Shankar – In Portrait: Dokumentation „Between
Two Worlds“ (Regie: Mark Kidel); „Live in Concert”
BBC/Naxos DVD OA 0853 D
Selten wurden die neuen Chancen der DVD so umfassend genutzt:
Nach Mark Kidels Porträt lässt sich im Konzert erkunden,
was den Charismatiker Ravi Shankar zur tonangebenden Persönlichkeit
der indischen Musik machte. Zusammen mit Extra Features wie „Ravi
Shankar probt ein neues Stück“ und „Ravi Shankar
erklärt die Prinzipien der klassischen indischen Musik“
entsteht ein mächtiges Doppelpack.
Donizetti: L’elisir d’amore; Angela Gheorghiu,
Roberto Alagna, Roberto Scaltriti und andere; Chor und Orchester
der Opéra National Lyon, Evelino Pidò; Regie: Frank
Dunlop; Dokumentation: Love Potion, Regie: Derek Bailey (1996)
Decca/Universal DVD 074103-9
Fadenscheinige Elixiere sind keineswegs nötig, um sich
in diese Aufführung des „L’elisir d’amore“
zu verlieben. Allein die Kombination Gheorghiu/Alagna erzeugt
einen mediterranen Charme, der unmittelbar verzaubert: Man höre
das warme Pulsieren in Gheorghius Stimme bei „Prendi, per
me sei libero“ und Alagnas völlig unangestrengtes,
frei strömendes Singen.
Oliver Wazola
Buch
Gunther Braam/Arnold Jakobshagen (Hg.): Hector Berlioz in Deutschland.
Texte und Dokumente zur deutschen Berlioz-Rezeption (1829–1843),
Hainholz Verlag, Göttingen 2002, XXXV, 641 S., Abb., €
98,00, ISBN 3-932622-42-1
Ein außerordentlich gewichtiger Beitrag zum Berlioz-Jahr
ist hier im Zusammenhang mit dem Internationalen Symposion „Berlioz,
Wagner und die Deutschen“ entstanden, das 2001 vom Forschungsinstitut
für Musiktheater Schloß Thurnau veranstaltet wurde.
Neben Monographien, Werkinterpretationen und Persönlichkeitsbildern,
die zwischen 1829 und 1843 von oder über Berlioz in deutscher
Sprache veröffentlicht wurden, macht vor allem ein umfangreicher
kommentierter Pressespiegel aus den wichtigsten deutschsprachigen
Musikzeitschriften dieses Zeitraumes die Publikation sehr wertvoll.
Gabriele E. Meyer: Günter Bialas Werkverzeichnis, Bärenreiter-Verlag,
Kassel 2003, 178 S., € 39,90, ISBN 3-7618-1565-4
In dem 1997 erschienenen Band „Kein Ton zuviel. Günter
Bialas in Selbstzeugnissen und im Spiegel seiner Zeit“ versammelte
Gabriele E. Meyer bereits die wichtigsten Aufsätze des 1995
verstorbenen Komponisten und großen Lehrers. Mit dem eben
herausgekommenen Werkverzeichnis erschließt die Bialas-Expertin
nun erstmals dessen Gesamtschaffen inklusive aller Bearbeitungen
nach Gattungen chronologisch geordnet.
Denis Lomtev: Deutsche Musiker in Russland. Zur Geschichte der
Entstehung der russischen Konservatorien (Edition IME Bd. 6),
Studio Verlag, Sinzig 2002, 224 S., Abb., € 15,00, ISBN 3-89564-081-6
Lomtev thematisiert die wichtige Rolle deutscher Pädagogen
bei der Reorganisation des russischen Musiklebens in der Mitte
des 19. Jahrhunderts, die entscheidend von den neu gegründeten
musikalischen Ausbildungsstätten um den westlich orientierten
Anton Rubinstein getragen wurde.
Michael Wackerbauer
Noten
Komponisten zum Kennenlernen. Ein Streifzug durch Leben und
Werk: Bach, Mozart, Beethoven, Schubert, Tschaikowsky, Haydn,
Händel mit leichten Originalstücken und Bearbeitungen
für Klavier von Hans-Günter Heumann. Schott ED 9251-9258
Alle wetteifern mit Ideen, junge Menschen auf den Weg zur klassischen
Musik zu bringen, Interesse an den großen Meistern zu wecken.
Wer sie waren, wie sie, wo sie, wann sie lebten, was sie schufen,
das lesend, selbst spielend und hörend zu erfahren, dafür
ist diese farb- und ideenreich gestaltete Reihe ein empfehlenswertes
Einstieg- und Begleitmaterial, einsetzbar ab dem ersten Klavierjahr,
zugleich hilfreich, Konzerthörer für morgen „aufzuschließen“,
neugierig zu machen.
Marin Marais: Les Folies d’Espagne für Blockflöte
und Basso continuo, hrsg. von Johannes Tappert. Zimmermann ZM
30620
Diese 32 Tanzstücke vom Hofkomponisten Ludwig XIV erhalten
mit ihren reichen Verzierungen improvisatorischen Charakter. Ein
anspruchvolles Opus, bei dem die Gitarre sich in ihrer Rolle als
Continuo-Partner beweisen kann.
John Wilbye (1574-1638): Wereep, weep mine eyes (Weinet,
weinet meine Augen), für Blechbläserquintett arr. H.M.Dücker.
Partitur u. Stimmen. J. Weigert, Berlin
Dieser englische Madrigalkünstler versteht es, seinen Gedanken
expressiven Ausdruck zu verleihen. Hier bringt die Bläserbesetzung
das Stimmengewebe pathetisch zur Entfaltung.
Lothar Graap (geb. 1933): Kleine Tänze für drei Sopranblockflöten.
Moeck ZfP 755/756 (2002)
Keine Avantgarde, harmlos in technischen, nicht überzogen
im musikalischen Anspruch, gerade recht für die Spielgruppe,
die zu dritt ihren Spaß daran ausdrücken kann.