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nmz-archiv
nmz 2007/09 | Seite 34
56. Jahrgang | September
Musik-Termine
Einsam aber frei
Er ist allein und einsam, selbst wenn ihm einige oder viele andere
gegenüberstehen. Der Solist bleibt solo und genießt
seine Freiheiten. Sein Verhältnis zum Tutti ist so vielfältig
wie das des Einzelnen zur entqualifizierten Masse oder des Individuums
zur komplexen Gesellschaft, die stets mehr ist als nur die Summe
ihrer Teile. Als Dialog mit dem Kollektiv oder Monolog über
die Köpfe des Orchesters hinweg greifen Komponisten zu Zeiten
von Heldendämmerung und anonymisierter einsamer Medienmasse
wieder auf die alte absolutistische, von protestantischem Leistungsethos
durchdrungene Gattung des Solokonzerts zurück, um den intakten
oder gestörten sozialen Beziehungen, Kommunikationsformen
und politischen Kräfteverhältnissen einen musikalischen
Spiegel vorzuhalten.
Peter Eötvös komponierte sein Konzert für Violine
und Orchester „Seven“ als Memorial für die sieben
verunglückten Astronauten des explodierten Spaceshuttles Columbia.
Uraufgeführt wird es am 6. September beim Lucerne Festival
von Akiko Suwanai unter Leitung von Pierre Boulez.
Beim Internationalen George Enescu Festival in Bukarest spielt
Diana Jipa erstmals das Violinkonzert „Arepo“ von David
Philip Hefti, gefolgt von Jörg Widmanns Violinkonzert, das
Christian Tetzlaff am 17. September in der Philharmonie Essen mit
der Jungen Deutschen Philharmonie unter Leitung von Manfred Honeck
zur Uraufführung bringt. Beim Festival Warschauer Herbst ist
Toshio Hosokawa mit einen neuen Gitarrenkonzert vertreten, gespielt
am 24. September von Timo Korhonen und der Camerata Athens.
Häufiger mündet die gemeinsame Auseinandersetzung von
Komponisten und bestimmten Instrumentalisten oder Vokalisten mit
Bauweise, Klang, Geschichte und Aura eines Instruments in Stücke
für einen Solisten allein. Von Charlotte Seither singt Andreas
Fischer „koy“ für Bass-Stimme solo erstmals am
1. September beim Festival Nouvelles im Kloster Royaumont und spielt
Axel Bauni „Sous mes yeux“ für Klavier am 9. September
in Traunstein. Für Teilnehmer des Internationalen Musikwettbewerb
der ARD schrieben Olli Mustonen „Sinuhe“ für Oboe,
Stefan Heucke „Zur Zeit der letzten Posaune“ für
Posaune und Klavier und Matthias Pintscher „nemeton“ für
Soloschlagzeug. Die Stücke sind jeweils am 11., 13. und 19.
September in München erstmals öffentlich zu hören.
Die Geigerin Caroline Widmann schließlich bringt am 15. September
beim Frankfurter „Auftakt 2007“ Solostücke von
Pintscher, Wolfgang Rihm und Erkki-Sven Tüür zur Uraufführung.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen:
06.09.: Hans Werner Henze, Phaedra, Konzertoper in zwei Akten,
Staatsoper Berlin
07.–22.09.: Klangspuren Schwaz mit Uraufführungen
von Kurt Estermann, Marios Joannou Elia, Manuel de Roo, Judith
Unterpertinger,
Eva Reiter, Christof Dienz, Hannes Strobl, Evis Sammoutis, Georg
Friedrich Haas, Ernst Albrecht Stiebler.
08.09.: Emmanuel Nunes, Lichtung I-III, Berliner Festspiele
09.09.: Isabel Mundry, Balancen für Orchester, Semperoper
Dresden
12.09.: Roland Moser, Rahel und Pauline – Ein Briefstück,
Lucerne Festival
15.09.: Thomas Chr. Heyde, UNTITLED Videooper, UT-Connewitz Leipzig
16.09.: Chong Kee-Yong und Il-Ryun Chung, neue Stücke, musica
viva München
20.09.: Mauricio Kagel, 3. Trio in zwei Sätzen, Beethovenfest
Bonn
26.09.: Mark André, …auf… II, Festspielhaus
Baden-Baden
27.09.: Samir Odeh-Tamimi, Madih für vier arabische und zehn
europäische Musiker, Ensemble UnitedBerlin
30.09.: Huub ten Hacken, Absence, margins, Kunststation Sankt
Peter Köln