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nmz-archiv
nmz 2007/09 | Seite 28
56. Jahrgang | September
Jeunesses Musicales Deutschland
Back to youth – zu den Wurzeln zurückfinden
Die Generalversammlung der Jeunesses Musicales International
in Antwerpen
Zurück zu den Ursprüngen – das war
die explizite Devise der 62. Generalversammlung der Jeunesses Musicales
International
(JMI), die vom 7. bis 12. August in Antwerpen stattfand. Zurück
zu den Ursprüngen, die 1945 hier in Belgien ihren Anfang nahmen – genauer
gesagt in Brüssel, wo schon während der deutschen Besatzungszeit
Konzerte mit und für junge Leute initiiert wurden, nicht zuletzt
auch als eine Form des passiven Widerstands, ließ sich doch
so das strikte Versammlungsverbot auf konstruktive Weise umgehen.
Erinnerungen an diese Anfänge weckte am historischen Ort,
dem Palais des Beaux Arts, ein Mann der ersten Stunde in Schilderungen,
die die damalige Begeisterung lebendig werden ließen – beeindruckender
Höhepunkt des Programms der JM-Sektion des wallonischen Belgiens.
Eingeladen hatte freilich die flämische Sektion – weswegen
(und aus passivem Widerstand gegen die Brüsseler Hotelpreise)
die Versammlung sich auch in Flanderns heimlicher Hauptstadt Antwerpen
traf. In dem zu einem angenehmen Tagungshaus verwandelten Kloster
Elzenveld versammelten sich die diesmal über 80 Delegierten
aus rund 30 JM-Sektionen von Kanada bis Korea, von Kenya bis Norwegen,
und ließen das weltumspannende Netzwerk wieder für eine
knappe Woche in der persönlichen Begegnung und dem gemeinsamen
Arbeiten persönlich erlebbar werden.
Zurück zu den Ursprüngen, das wollten die belgischen
Freunde denn auch inhaltlich interpretiert wissen und gaben der
Veranstaltung das Motto „Back to Youth“. Das Team um
Generalsekretär Herman Marien hatte ein mehrtägiges Jugendmusikfestival „dzJeM“ mit
zahlreichen und vielgestaltigen Musikbeiträgen aus dem populären
Spektrum organisiert, das in Antwerpen auf große Aufmerksamkeit
stieß. Teil davon war ein „Imagine Festival“,
zu dem auch die JMD ein ganz besonderes Ensemble präsentierte:
Drei junge Talente aus der Kompositionsklasse von Philipp Vandré an
der Stuttgarter Musikschule, von denen einer auch Preisträger
beim diesjährigen Bundeswettbewerb Komposition der JMD ist,
stellten eigene Kompositionen vor und repräsentierten damit
diesen speziellen Aktivitätenschwerpunkt der JMD ausgesprochen
selbstbewusst und mit großer Resonanz (siehe Foto). Im Tagungsprogramm
integriert war zudem ein spezielles Jugendforum „yip“ (young
internationals platform), und zahlreiche Sektionen waren der Einladung
gefolgt, junge Delegierte mitzubringen. Die JMD vertrat Tobias
Schröter, derzeit auch Hospitant im Bundesvorstand, der sich
als Kommunikationsexperte in die Workshops und als Sprecher in
die Ergebnissicherung und Präsentation einbrachte (Foto).
Sie forderten ein permanentes Jugendkomitee und themenbezogene
Workshops und Fortbildungen für junge Delegierte sowie eine
interne JMI-weite Informations- und Wissensbasis im Internet.
Damit trugen die Jungdelegierten massiv zu einer der auch in
der „großen“ JM-Politik
sich abzeichnenden Strategiewende bei, die insbesondere von dem
deutschen Präsidiumsmitglied Hans-Herwig Geyer seit Jahren
angemahnt wird: Dass sich nämlich die Brüsseler JMI-Zentrale
mehr und mehr auf originäre Funktionen einer vernetzenden
Dachorganisation konzentriert und die Kooperation der einzelnen
JM-Sektionen untereinander fördern soll. Schon in der Eröffnungsrede
des neuen JMI-Präsidenten Blasko Smilevski, die geprägt
war von dem Appell zur Zusammenarbeit und Kommunikation, war dies
zu spüren: „Getting better all the time“, ist
die motivierende Tendenz.
Nicht nur der Blick zurück, sondern auch der Blick nach
vorn also prägte diese denkwürdige Generalversammlung.
Durch die Verkündung,
dass die JMI ab 2008 einen neuen Generalsekretär bekommen
soll, könnten zahlreiche Veränderungsprozesse in diese
Richtung in Gang kommen. Daher ist die Mitwirkung Geyers in der
Berufungskommission und die Wiederwahl des JMD-Generalsekretärs
Uli Wüster in die Legal Commission der JMI eine weitere Bestätigung
der deutschen Position innerhalb des Weltverbandes.
Dass die JMD in Richtung der neuen Ziele entschlossen vorangeht,
machte auch die mit Applaus aufgenommene Powerpoint-Präsentation
der internationalen und bi-lateralen Arbeit deutlich, mit denen
die JMD Schloss Weikersheim als World Meeting Center der JMI exponiert.
Der gerade beendete Internationale Opernkurs ist dabei sicher eines
der Highlights, die Absicht, ein internationales Jugendorchester-Network
zu etablieren, ein ambitioniertes Zukunftsziel. Aktuell zeigt sich
die multinationale Offenheit in Weikersheim darin, dass die Vertreterin
Kenyas im Rahmen des staff exchange programs für circa vier
Wochen in Projekten der JMD mitwirken wird. Kenya wurde übrigens
neben der Dominikanischen Republik, deren Vertreter kurz zuvor
in Weikersheim unter den Operngästen waren, als neue nationale
Sektionen in den Weltverband der Jeunesses Musicales aufgenommen.
Anfang 2009 wird Weikersheim ein Executives’ Meeting der
JMI beherbergen, für 2012 ist die Ausrichtung der Generalversammlung
beschlossene Sache. Bis dahin könnte vielleicht die neue Konzerthalle
in Weikersheim stehen – mal sehen.