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nmz-archiv
nmz 2002/05 | Seite 4
51. Jahrgang | Mai
Cluster
Simon Feuervogel
Vor zwei Jahren hatten die Berliner Philharmoniker eine gute Idee: Sie luden ein halbes Dutzend Berliner Schulorchester
zu einer kleinen Leistungsschau in die Philharmonie ein. Die Schüler kamen, spielten in der heiligen Halle,
hörten einander zu und wurden von einigen Mitgliedern des Hausorchesters beraten. Beim dritten Mal nun,
am 21. April, boten die Gastgeber noch einen Trumpf auf: Sir Simon Rattle, künftiger Chef der Philis, der,
noch als Gast, gerade in Berlin weilte und abends mit ihnen Beethovens Neunte aufführte, hatte sich bereiterklärt,
nach Beendigung der Parade von acht Schülerensembles mit allen den Schlussteil aus Strawinskys Feuervogel-Suite
zu probieren.
Ein gewiss zweihundertköpfiges Orchester füllte dichtgedrängt das große philharmonische
Podium bis in die hintersten Winkel, so dass Sir Simon Mühe hatte, sich zu orientieren: Wo, bitte,
ist das erste Fagott? Aha, kurz vor Dresden! Was dann folgte, zählt gewiss zu den Sternstunden des
Berliner Musiklebens in dieser Spielzeit. Nicht nur das insistierend erarbeitete hauchdünne Pianissimo
von zirka 70 Violinen versetzte Zuhörer und Akteure gleichermaßen in Erstaunen; ein jeder spürte,
dass hier exemplarisch künstlerisch gearbeitet wurde, von einem Weltklassedirigenten mit einem bunten Haufen
von Jugendlichen. Urteil einer strahlenden Cellistin am Ende der Session: Das war sooo geil! Bravo
an alle und da capo, bitte, Sir Simon.