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Ausgabe 2002/05
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nmz 2002/05 | Seite 20
51. Jahrgang | Mai
Internet/Computer

Literarische Bits im Netz

Alternative Literaturkonzepte im Internet

Am Anfang stand ein Zufall. Wie die Website im Fenster des Browsers auftauchte, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Aber da war sie: Juh’s Sudelbuch (http://www.sudelbuch.de). Das hatte schon irgendwas mit Musik zu tun, denn es gab einen Link „Symphonie in g-Moll“ und dort immerhin Texte betitelt „Mahlers Neunte – vierter Satz“ oder „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“. Die Texte selbst sind, naja, mal besser mal schlechter. Dennoch sind gelegentliche Fantastereien nicht schlecht gelungen wie im Text „Diebstahl ungeistigen Eigentums“. Hinter dem Namen „Juh“ steckt dann Jan Ulrich Hasecke, der daneben noch eine weitere hoch ambitionierte Website betreut: „Das Generationenprojekt – Geschichte von unten – Das 20. Jahrhundert in Hypertext.“

Hypertext, was ist das eigentlich? Es ist jedenfalls nichts Eigentliches und meint doch eigentlich ein durch und durch komplex verknüpftes Textfeld, rumhopsen in einem mehrfach in- und untereinander in Beziehung stehendem Geflecht von Informationen. Literarische Hypertexte heben das einfach sequenzielle Kausalverhältnis von Anfang und Ende, davor und danach auf und beruhen dennoch meistens auf dieser Minimallogik.

Wie sie damit arbeiten und im gleichen Moment dieses Prinzip aushebeln, das lässt Hypertexte zu einem Verwirrspiel um Erwartungen und Enttäuschungen werden; jedenfalls kann das ein Kennzeichen für explizit die literarische Hypertext-Kultur sein. Ein typischer Vetreter dieser Kunst ist unter der Bezeichnung „41 Fragen zum Zeitdiebstahl“ (http://www.dartbase.com/41fragen/) aufzufinden. Gewiss, ein bescheidener Versuch, allerdings mit einigen Verblüffungseffekten. Das ist, zugegeben, eine einfache Übung. Komplizierter, und ich gebe es zu: verstanden habe ich es nicht, geht es im Netz-Krimi „Meine Stimme ist weiß“ von Susanne Wolf (http://www.dopa.de/html/index.html), die auch einen Preis für „computerunterstützte Literatur“ bekommen hat.

Literatur im Netz, klar, nichts liegt anscheinend näher. Man benötigt nicht mehr irgendwelche Verlage oder Copyshops. So kommen die Autoren aus ihren Wohnzimmern, Dach- oder Bierstübchen. Nun ist das Netz ja sowieso schon voll mit Texten. Interessant wird es vor allem dann (und übrigens eigenständig und neu), wenn man mit den Mitteln der Netztechnik selbst spielt. Mit Programmen wie Flash lassen sich insbesondere typografisch durchgefeilte und bewegte Texte herstellen. „Jandl“ und „Dada“ gehen in Bewegung; das war früher nur relativ teuer und aufwändig durch Film und später Video zu leisten. Wie so etwas funktionieren kann zeigt Philip Haydn mit „phix“ (http://home.subnet.at/phix/). Seine reizende Animation „Motiviren“ (http://www.home.subnet.at/phix/motiviren/) ist so eine Textverfilmung.

Überhaupt kann die Netzliteratur sich gänzlich vom getexteten Text fortentwickeln und aus der Bildüberraschung heraus leben. Ein Bild eines Computerarbeitsplatzes kann also zum Bildtext werden wie zu sehen unter http://www.unet.univie.ac.at/~a9401610/PNC/desktop.htm von Volker Piringer. Da kann man Sinn ausführen oder sich mit Godot verbinden lassen: Täuschung und geistiger Umklick, darin ist man immer wieder neu verblüfft. Experten dieses Metiers findet man unter http://www.thing.de/cybordelics/welcome1.html.

Leider gehen nicht immer alle Links in die „richtige“ Richtung. Mal findet sich auch ein Pornoangebot darunter, welches dann, rein technisch gesehen, auch schon wieder zum visuellen Ereignis wird. Fenster springen allerorten auf, die sich dann auch durch Schließen nicht schließen lassen, ohne dass weitere Browserfenster aufgehen – wohl doch eine tief schürfende Allegorie. Oder dann doch lieber direkt zu http://www.c3.hu/collection/form/ von Alexei Shulgin. Eine ganz durchgeknallte und spektakuläre Internetsite, die mit den Formular-Tags aus HTML höchst verwirrende und komplexe Bilder und Animationen generiert: gewissermaßen optische Lyrik aus HTML.

Zurück in die Welt, wo Musik und Poesie verschmelzen. Auf Jörg Piringers Internetauftritt (http://joerg.piringer.net/) geht es um „digital sound visual interactive poetry etc.“. Fragezeichen? Um was? Selber schauen und hören. Und für sehr risikofreudige Netzkunst mal http://www.ctrlaltdel.org/ probieren und hoffen, dass man alle Plug-Ins installiert hat.

Wer sich tiefer in die Welt der mehr oder weniger künstlerischen Erzeugnisse aus Text- und Bild-Literatur hineinbegeben will, dem seien zwei gute Anlaufstationen empfohlen. Der Webring (also eine untereinander vernetzte Gemeinschaft von Gleichgesinnten) „bla. internet literatur webring“ (http://www.bla2.de/) listet zahlreiche durchaus liebenswerte Links.
Etwas spartanischer geht es zu in den Webringen „webfehler“ (http://www.narrkotika.de/ring/index2.htm) oder der „textgalerie“ (http://www.textgalerie.de). Letztere ist aber schon wegen Franziska Schröder „Deutsch?“ einen Blick wert. Sie geht dort Redeweisen (zum Beispiel „08/15“ oder „knuffig“, aber auch Sprachregeln (zum Beispiel: „Was soll eigentlich das Apostroph?“) unterhaltsam auf den Leim, – nein, natürlich auf den Grund.

Martin Hufner

Was ist Hypertext?

 

 

 

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