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nmz-archiv
nmz 2002/05 | Seite 44
51. Jahrgang | Mai
Kulturpolitik
Zentrales Kriterium Qualitätssicherung
Ein Kommentar zur 24. Bundesschulmusikwoche in Halle im April 2002
Die Musikgeschichte stand im Zentrum der 24. Bundesschulmusikwoche in Halle vom 3. bis 6. April 2002.Das
Erfahren von Geschichte als Geschichte entschwindet allmählich dem Bewusstsein, konstatierte der
VDS-Bundesvorsitzende Hans Bäßler, für den, was die Gesamtsituation des Musikunterrichtes anbetrifft,
jetzt ein Licht am Ende des Tunnels sichtbar wird.
Glanzlichter gab es in der Tat unter dem, was unter den 120 Referenten aus dem In- und Ausland geboten wurde:
Stellvertretend seien das Projekt Händel in the opera sowie die Xerxes-Adaption Der verliebte
König (mit Schulmusikstudenten aus Halle) erwähnt. Beide Veranstaltungen demonstrierten nachdrücklich,
welch beachtliche Fortschritte in der szenisch-musikalischen Interpretation von Opern für Jugendliche während
der letzten Jahre gemacht wurden.
Und wer im Foyer der Händel-Halle den Musikverlagen einen Besuch abstattete, dem wurde unvermittelt deutlich:
Nie zuvor gab es derart breit gefächerte Materialien und Hilfen, um jedwede Inhalte im Musikunterricht
attraktiv und kindgerecht aufzuarbeiten. So gesehen dürfte es eigentlich gar keinen schlechten Musikunterricht
mehr geben. Wenn es ihn denn überhaupt noch gibt. Denn neben der Musikerziehung in Kindergarten und Grundschule
besteht das derzeit größte Problem in der Nachwuchssicherung. Gelingt es nicht, genügend Studenten
für das Studium der Schulmusik zu gewinnen, sind jegliche Diskussionen über Status und Inhalte des
Faches obsolet. Unverzichtbar und vordringlich einzurichten sind daher Aufbaustudiengänge, in denen (auch
berufsbegleitend) die nötigen Zusatzqualifikationen erworben werden können etwa von Absolventen
künstlerischer Ausbildungsgänge. Zentrales Kriterium dabei ist die Qualitätssicherung. Lässt
man sie außer Acht, werden die Probleme der Schulmusik nur fortgeschrieben.
Allein, man hat derzeit kaum den Eindruck, als hätten etwa die Musikhochschulen in der Bundesrepublik
Deutschland hinreichend reagiert. Vielerorts hat unter dem Deckmantel der Hochschulautonomie grassierender
Egoismus verhindert, dass man der gesellschaftlichen Verantwortung nachgekommen wäre. Während
nach wie vor in den künstlerischen Studiengängen unvermindert für einen (längst gesättigten)
nationalen oder asiatischen Kulturbetrieb ausgebildet wird, nimmt die Zahl fehlender Musiklehrer immer bedrohlichere
Züge an. Gelingt es den Musikhochschulen der Republik nicht, während der nächsten Jahre der Musikpädagogik
den nötigen zusätzlichen Raum zu sichern, dann wird auch jene Infrastruktur zerfallen, die das Musikleben
außerhalb von Schulen einstweilen noch zusammenhält. Die Zeit drängt.