nmz 2002 | Seite 1
51. Jahrgang Sonderausgabe
Hintergrund
Leser-Briefing
Viele von Ihnen halten die neue musikzeitung zum ersten Mal in
der Hand. Für unsere Sonderausgabe zur Rettung des Deutschen
Musikrates haben der Deutsche Kulturrat, das Musikinformationszentrum
des Deutschen Musikrates, der Bundesverband der phonographischen
Industrie, über Stefan Liebing Laienmusikverbände, über
Udo Dahmen Rock- und Pop-Musik-Gruppierungen – spezielle Adressverteiler
zur Verfügung gestellt: Herzlichen Dank für das Vertrauen.
Es darf als sehr konkretes Signal der Verbundenheit mit den Zielen
und Projekten des Deutschen Musikrates begriffen werden.
Und gleich noch eine gute Nachricht: Produktion und Vertrieb dieses
Heftes finanzieren sich aus Solidaritäts-Anzeigen, an deren
Beschaffung Mitarbeiter des Musikrates engagiert beteiligt waren.
Schon jetzt können wir melden, dass nach Abzug der direkten
Kosten ein Überschuss von wenigstens 10.000 Euro zur Verfügung
stehen wird: für die Konsolidierung und Reform des Deutschen
Musikrates. Danke.
Der steckt in einem notwendigen, grundlegenden Umstrukturierungsprozess.
Präsident Franz Müller-Heuser stellt zur außerordentlichen
Generalversammlung im Dezember oder Januar (also sehr bald) sein
Amt zur Verfügung. Nicht um persönliche Verantwortung
abzustreifen (das wäre schon juristisch unmöglich), sondern
um ein klares Zeichen für den Aufbruch in eine neue Glaubwürdigkeit
zu setzen. So wird der Weg frei für eine gänzlich unbelastete
Persönlichkeit an der Spitze des Rates, von der man sich wünschen
sollte, dass sie im öffentlichen politischen oder wirtschaftlichen
Leben Erfahrung und Reputation gesammelt hat – und der Musik
so innig wie möglich verbunden ist. Auch für das amtierende
Präsidium (dem in den vergangenen zwei Jahren harte Arbeit
bescheinigt werden kann) deutet sich in seiner eigenen Stellungnahme
(auf
Seite 3) eine weitgehende Neuorientierung an.
Im Moment lastet die Hauptverantwortung für diese Häutung
auf den Schultern des frischgebackenen Generalsekretärs Thomas
Rietschel. Erste entschlossene Schritte in die Zukunft des Musikrates
liegen bereits hinter ihm. Binnen dreier Monate brachte er zuwege,
was bald zehn Jahre verschlampt, vertuscht oder verdrängt wurde:
eine ehrliche Bestandsaufnahme. Sie ist der solide Boden für
eine Planung, die unter grausamem Zeitdruck steht und doch schon
deutliche Konturen aufweist, wie Rietschels nebenstehender Leitartikel
zeigt. Es ist also die wohl abgewogene Mischung aus Realitäts-Sinn
und Fähigkeit zur Vision, die Thomas Rietschel für seine
Aufgabe prädestiniert.
Bei der Bewältigung dieses Aufgabenberges sollten ihm die
für die Finanzierung verantwortlichen Ansprechpartner in Ministerien
und politischen Gremien konstruktiv zur Hand gehen. Unsere gut siebzig
„öffentlichen Bekenner“ (herzlichen Dank für
jedes Wort) zur Zukunft des Musikrates stehen für einen quantitativ
und qualitativ hochwertigen Wählerauftrag, der verantwortungsbewusst
kultur-, bildungs- und sozialpolitische Felder besetzt. Der Deutsche
Musikrat wird erneuert leben, unsere gemeinsame Aufgabe ist es,
ihn zu stärken.