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nmz-archiv
nmz 2003/04 | Seite 24
52. Jahrgang | April
Hochschule
Ein Konzept für die zukünftige Orientierung
Erste Schritte zur Reform der Musikhochschulen in Nordrhein-Westfalen
Im Jahr 2001 leitete das zuständige Wissenschaftsministerium
in Nordrhein-Westfalen die Reform der vier Musikhochschulen in
Köln, Düsseldorf, Essen und Detmold mit der Einsetzung
einer Sachverständigenkommission zur Evaluierung der Angebote
ein.
Im Sommer legte die Kommission ihren Bericht vor, der sich für
eine Reihe Veränderungen und Neuerungen aussprach, aber auch
die Stärken der Ausbildung im Lande herausstellte, die es
zu aktualisieren gilt.
Anfang des Jahres stellte nun das Ministerium sein Konzept für
eine zukünftige Orientierung vor, mit dem nicht etwa das Ziel
von Einsparungen verfolgt wird, das Land auch nicht beabsichtigt,
sich aus einem bisherigen Standort zurück zu ziehen. Als besonderer
regionalpolitischer und nicht fachlicher Schwerpunkt wurde hervorgehoben,
dass „für das Ruhrgebiet die Wettbewerbsfähigkeit
der Musikausbildung und -weiterbildung gestärkt wird“.
Der Start einer musikpädagogischen Offensive wurde angekündigt.
Dann ging es um die neue Aufgabenorientierung der vier Hochschulen,
bei der Aufgabenkonzentration und so genannte Kompetenzschwerpunkte
für die Zukunft angekündigt wurden.
Kölns Rolle als „Leit-Hochschule“ im internationalen
Vergleich wurde wie die bisherigen Aufgaben bestätigt, und
ein Kompetenzzentrum im Bereich Jazz/Pop-Musik angekündigt.
Auch soll die Hochschule ein Zentrum zur Früh-Förderung
Hochbegabter einrichten. Die Abteilung in Aachen bleibt erhalten,
die in Wuppertal mit dem Schwerpunkt Pädagogik wird abgezogen
und der Nachbarhochschule in Düsseldorf angegliedert.
Dieser war von der Kommission
eklatanter Stellenmangel bei guter Arbeitsqualität bescheinigt
worden. Die Folkwang-Hochschule Essen als Hochschule der darstellenden
Künste und für Musik erhält als Ausbildungsinstitut
des Ruhrgebiets die Profil-Bereiche Schauspiel, Tanz, Musiktheater,
Musik, Musikpädagogik und Schulmusik, wobei es hier um eine
noch stärkere Profilierung geht. Auch Detmold wird als die
Hochschule für Westfalen in seinen wesentlichen Aufgaben bestätigt
vor allem mit Schwerpunkten im pädagogischen Bereich. Die
Abteilung Münster wird in die Universität integriert,
wobei dort an die Einrichtung eines inhaltlichen Schwerpunkts „Musik
anderer Kulturen“ (bisher populär und ungenau Weltmusik
genannt) gedacht ist. Die Abteilung Dortmund wird mit ihrem bisherigen
Bestand aufgelöst. In Dortmund soll aber ein Orchester-Institut
NRW als Kooperationsmodell von allen vier Hochschulen und in Verbindung
mit dem dortigen Konzerthaus aufgebaut werden. Wie dies aussehen
soll und wie es arbeiten soll, weiß zur Zeit noch niemand,
muss von den Hochschulen geplant werden.
Diese sehen das ministerielle Konzept zum Teil mit deutlicher
Kritik und Skepsis. Der Düsseldorfer Rektor sieht seine objektiv
festgestellten Ausstattungsmängel in keiner Weise gelöst.
In Bezug auf die Kirchenmusik ist er skeptisch, da die Essener
Hochschule zumindest noch mit ihrer Infrastruktur „im Spiel“ bleibt.
Der Kölner Rektor lehnt die Abkoppelung der Abteilung Wuppertal
ab, sieht Probleme für die zukünftigen pädagogischen
Schwerpunktaufgaben für sein Haus. Gegenüber dem Orchester-Institut
ist er skeptisch, kann sich bisher keine Vorteile für Studenten
und Hochschulen vorstellen.
Bleibt also abzuwarten, wie die Gremien des Düsseldorfer Landtags
mit diesem Vorschlag umgehen, wieviel Kritik das Ministerium gewillt
ist, letztlich zu berücksichtigen und wie die Aufgabenkonzentrationen
personell umgesetzt werden können.