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nmz-archiv
nmz 2003/04 | Seite 1
52. Jahrgang | April
Leitartikel
Fort-Schritt
Es ist still geworden um den Deutschen Musikrat (DMR). Wir merken
das an unseren Internet-Foren zum Thema, die unter Zugriffsschwund
leiden. Im Moment – nach allem Insolvenz- und Personal-Gedröhn
eher ein gutes Zeichen: Signalisiert es doch Vertrauen in das
frisch gewählte geschäftsführende Präsidium.
Das hat sich soeben in Bonn konstituiert, sich eine kollegiale
Geschäftsordnung verpasst – ohne interne Hierarchie – alle
fünf Mitglieder sind einzeln vertretungsberechtigt.
Eine engagierte, fleißige und kompetente Crew scheint am
Werk, eine gesunde Mischung von Persönlichkeiten mit unterschiedlichen
Interessen-Schwerpunkten, die das Musikleben viel breiter repräsentieren
als die vielköpfigen bisherigen DMR-Spitzengremien. Zusammen
mit den „Klassikern“ Martin Maria Krüger und Christian
Höppner (Landesmusikräte, Konservatorium, Musikschule)
bestimmen mit Udo Dahmen (Pop-Akademie Baden-Württemberg),
Uli Kostenbader (Sponsoring Daimler-Chrysler) und Jens Michow (Bundesverband
der Veranstaltungswirtschaft) jetzt Menschen die Geschicke des
neuen Rates, deren individuelle Domänen dem alten schmerzlich
fehlten.
Die funktionale Gliederung des DMR wird mit Nachdruck betrieben:
Der Gesellschafter-Vertrag für die Projekt-GmbH ist bereits
in Arbeit. Hier gilt dem Einfluss des Aufsichtsrates besonderes
Augenmerk, der nicht nur die Finanzen kontrolliert, sondern auch
die enge Anbindung der Projekte an die inhaltliche Arbeit des „Vereins
Deutscher Musikrat“ zu gewährleisten hat. Der Verein
selbst erhält eine Basis-Finanzierung durch das BKM, hoffentlich
steigende Mitgliedszahlungen und sollte – eigentlich – auch
von den Bundesländern mitfinanziert werden. Die zieren sich
noch, wollen ihre Mittel lieber an die Maßnahmen binden und
schneiden sich dabei vorsichtshalber schon mal ins eigene Fleisch.
Denn der Schwerpunkt künftiger Arbeit des Rates liegt im musikpolitischen
Engagement, in der Politiker-Beratung. Genau jene haben die Kulturhoheits-bewussten
Länder mindestens genauso nötig wie die Bundesregierung – das
bewies die jüngere Vergangenheit überdeutlich. Aber der
Rat ist ja noch jung. Jetzt liegt viel an den Personalentscheidungen.
Klarheit gibt’s sicher Ende April nach der entscheidenden
Gläubigerversammlung. Bestellt sind immerhin schon die Musikrats-Sprecher
im Deutschen Kulturrat: Christian Höppner und Jens Michow,
vertreten durch Udo Dahmen und Gerald Mertens (Deutsche Orchestervereinigung)
liefern die Stimme der Musik in einem Dachverband, der sich um
Rettung und Reform seiner musikalischen Sektion besondere Verdienste
erworben hat. Man darf aus gutem Grund hoffen, dass die Zeit naherückt,
da es wieder laut wird um den Musikrat, weil er gute Arbeit leistet,
und weil es qualitätvoll aus ihm selbst herausschallt.