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nmz-archiv
nmz 2003/04 | Seite 23
52. Jahrgang | April
Noten
Ein Instrument lebt und bläst am Markt vorbei
Gerhard Zechmeisters Lehrplanwerk für Basstuba schließt
eine Lücke
Gerhard Zechmeister: Concerttuba, Doblinger Wien, Bestellnummer
DO 05785, 110 Seiten, € 35,50
Mit der Herausgabe dieses Heftes legt der Autor ein ungewöhnliches
und sehr umfassendes, als auch interessantes Lehrplanwerk für
die Basstuba vor. Besonders viel Wert legt er dabei auf systematische
Ausführungen im Bereich von Ansatz, Atmung, Körperhaltung,
in Verbindung mit einem nachfolgenden, praxisbezogenen, bläserischen
Kontrollprogramm.
Als Instrumentale Grundlage sieht der Autor eine 6-ventilige Wiener
Concerttuba in F vor, zu der auch gleich einige Erklärungen
mitgeliefert werden. Und genau das ist der Knackpunkt an dem die
Geister sich ein wenig scheiden.
Es ist irreführend und schlicht falsch, eine F Tuba dieser
Art, auch wenn es noch so „sehr traditionsreich“ ist
und schon seit Kaiser’s Zeiten so gehandhabt wird, mit einem
zugeschalteten Quartventil, als Kontrabasstuba zu bezeichnen. Merke:
ein zugeschaltetes Quartventil ergibt zwar ein großes C,
aber man ist dann immer noch in der Basslage! Somit spricht man
dann von einer Basstuba in C und noch nicht von einer Kontrabasstuba.
Die Kontra-Reihe beginnt erst einen halben Ton tiefer mit dem Ton
H, um dann, eine Septime tiefer zum tiefen Kontra C zu gelangen,
um dann wieder ab H mit der SubkontrabassReihe zu beginnen. Das
ist Fakt und daran gibt es nichts zu deuteln!
Daher hören sich die Erklärungen: „(Quartventil) – stimmt
Basstuba (F) auf eine Kontrabasstuba (C) um“, ein wenig an,
als aus dem Reich der Fabeln und Märchen entnommen, nach dem
Motto, es wär so schön gewesen.
Erklärend muss daher noch weiterhin festgestellt werden, dass
zum Beispiel „Der Ring des Nibelungen” oder die „7.
Bruckner” oder Prokofieffs „Romeo und Julia“ und
vieles andere mehr eine Kontrabasstuba in B vorschreiben und nicht
eine Basstuba in F mit Quartventil.
Es ist aus meiner Sicht undenkbar in einer hochprofessionellen
Szene, wie sie zur Zeit herrscht, mit einem derartig deklarierten
und sicherlich nicht ausreichendem
Instrument, bläserische Substanz im Bereich von Kontrabass Tuben abdecken
zu wollen. Erst recht sollte man Derartiges nicht Schülern oder Studenten
vermitteln.
Folgen kann ich Herrn Zechmeister auch nicht, wenn er im Vergleich
zur Wiener Concerttuba mit Günther Schindler zum Beispiel andere Tuben zitiert: „Tuben
mit weiter Mensur und weit ausladendem Schalltrichter klingen grundtonbezogen,
das heißt die Abstrahlung tiefer Freqenzen wird begünstigt (der
Grundton tritt stärker und lauter hervor – weniger Obertöne – schlechte
Klangmischung). Der Klang wird dunkel, hohl und massig und bei forcierter Dynamik
stumpf.“
Nun darüber ließ sich trefflich streiten. Dennoch sei noch ein weiterer
Hinweis gestattet: Die Wiener Concerttuba hat weltweit kaum Marktanteile. Nirgendwo
auf der Welt begegnet man diesem Instrument. Die Tuba wird nur in und um Wien
herum geblasen. Das Instrument lebt und bläst somit am (auch musikalischen)
Markt vorbei. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Darüber hinaus haben die wichtigsten Hersteller und Manufakturen inzwischen
in zunehmenden Maßen neue Tuben entwickelt, die genau dem von Herrn Zechmeister/Schindler
negativ beschriebenen Prinzip, mit einem weiten (42 cm) Schallbecherdurchmesser
entsprechen. Diese Tuben werden weltweit mit großen Erfolgen und hohen
Verkausziffern vertrieben. Die Frankfurter Frühjahrsmesse belegt dies übrigens
eindeutig.
Im weiteren Verlauf deckt das Heft einige wichtige Aspekte ab.Vor allem
werden auch dem Anfänger viele Tipps und Informationen geliefert. So im Bereich
von Ansatz, Lippen, Zwerchfell, die an Beispielen und Erklärungen recht
gut dargestelllt werden. Der Autor hat sich mit diesen Erklärungen viele
Mühen gemacht.
Allerdings hätte ich mir im Bereich der Atmung/Zwerchfellatmung an Hand
von einigen Schaubildern etwas mehr wichtiges Detailwissen gewünscht,
um den Lernenden noch intensiver an dieses so sehr wichtige Kapitel heranzuführen.
Die weiterhin gezielt geführten Anwendungen im praxisbezogenen Bereich
sind insgesamt sehr vorteilhaft und für jeden Bläser, also auch den
Tubisten, die keine Wierner Concerttuba blasen, von großem Nutzen.