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nmz-archiv
nmz 2003/7-8 | Seite III
52. Jahrgang | Jul./Aug.
Beilage:
Bücher für den Sommer
Schee hat’s gsunga
Die Münchner Vortragskünstlerin Bally Prell
Heike Frey, Cornelie Müller: „Wer was versteht
von Gemütlichkeit – die Vortragskünstlerin Bally
Prell“, Dölling und Galitz Verlag, 191 Seiten,
ISBN 3-935549-51-2
„A Musikant und a Elefant, die begegna anand“ –
eine Couplet-Originaltextzeile aus dem Buch über die Münchner
Volkssängerin, Unterhaltungs- und Vortragskünstlerin Bally
Prell, bürgerlicher Name: Agnes Pauline Prell (1922-1982),
herausgegeben von der Landeshauptstadt München, Kulturreferat,
Fachgebiet Volkskultur. Titel: „Wer was versteht von Gemütlichkeit
– Die Vortragskünstlerin Bally Prell“. Die Münchner
Kulturreferentin Lydia Hartl schreibt im Vorwort: „Ich hoffe,
dass mit diesem Buch ein Anfang gemacht ist, die Kraft der Münchner
Kultur wieder erkennbar zu machen.“
Heike Frey, Cornelie Müller:
„Wer was versteht von Gemütlichkeit – die
Vortragskünstlerin Bally Prell“, Dölling
und Galitz Verlag, 191 Seiten, ISBN 3-935549-51-2
Ist die bayerische Volkssängertradition ausgestorben? Schade.
Man denkt nicht nur an Bally Prell, sondern auch an Karl Valentin
und Liesl Karlstadt und glaubt, der Witz und Sarkasmus dieser Münchner
Künstler lebten ewig weiter, spiegeln sie doch den einzigartigen
bayerischen Humor im Spannungsfeld zwischen Nonsens und Gesellschaftskritik
so treffend.
Bei schönem Wetter treffen sich tausende Bayern in den riesigen
Biergärten bei der weltberühmten bayerischen Maß,
dazua an Radi, Steckerlfisch, a’ Schweinshaxn, an Leberkaas
oder an O‘batztn. Wenn dann noch die Blasmusik aufspielt,
sauber, guat is! Zünftig is, jawohl. Man stelle sich vor, es
würde wie in alten Zeiten auch noch eine Volkssängerin
auftreten. Zum Beispiel die Bally Prell, die dann in unglaublich
schriller Verkleidung ihre legendäre „Schönheitskönigin
von Schneizlreuth“ in urbayerischer Mundart zum Besten gäbe.
Der Spaß und die Gaudi wären vom Feinsten und würden
die Gäste zu Lachsalven animieren. Also, die bayrischen natürlich,
die andern verstenga ja nur Hochdeitsch, für die is dann nix.„Da
Elefant, des Mordstrumm, stolpert, foid um. A kloans bissel hat‘s
knarzt und da Musikant war dabarzt.“ Volkssänger waren
Unterhaltungskünstler mit anti-intellektuellen Programmen,
die sie singend, sprechend oder schauspielernd vortrugen. Die so
geschilderten Volkssänger traten in Theatern oder auf Wirtshausbühnen
zu besonderen Anlässen auf, etwa zur Errichtung des Maibaumes.
Ob das vorliegende Buch zu einer Renaissance beitragen will und
kann, bleibt offen. Auf jeden Fall ist den Autor/-innen Heike Frey
und Cornelie Müller eine Hommage an Bally Prell gelungen, der
berühmten Schönheitskönigin von Schneizlreuth, der
kugelrunden Bayerin mit schöner, dunkler Stimme („schee
hat`s gsunga, gell.“, so der bayerische Jodlkönig Franzl
Lang über die Kollegin). Das Buch will aber nicht nur an die
Prell erinnern, sondern beleuchtet erstmals die Geschichte der Münchner
Volkssängerinnen anhand von Gesprächen und bislang unausgewertetem
Archivmaterial. Zusätzlich haben der Trikont Verlag München
(www.trikont.de) und die Monacensia eine CD mit unveröffentlichten
Aufnahmen von Bally Prell herausgebracht.