Elektrisk Helg Festival Malmö: einziges Festival für
elektro-akustische Musik in Schweden
Im Mai 2003 trafen sich Komponisten und Musiker (vor allem aus
Skandinavien), die sich mit elektro-akustischer Musik befassen,
in Malmö beim Festival Elektrisk Helg. Das Festival wird ausschließlich
aus staatlichen Mitteln, vom schwedischen Rundfunk, der Ars Nova
Gesellschaft und anderen Musikinstitutionen finanziert. Seit einigen
Jahren besteht eine Kooperation mit dem dänischen Radio, das
auch einen Mitschnitt der Konzerte sendet.
Aus einer Kirche entstand
das Kulturzentrums „Jeriko“ . Foto: Grünefeld
Knox cantorum – Gesänge – ist der Titel des Solo-Programms
von Garth Knox. Der Violastar der Neuen Musik aus Irland mit Wohnsitz
in Paris stellte es beim Elektrisk Helg Festival in Malmö vor.
Die Bratsche hat für ihn durchaus Eigenschaften der menschlichen
Stimme. Etwa bei der Litanei des „Prologue für Viola
und Live-electronic“ von Gérad Grisey, die Klangqualitäten
eines gesprochenen Textes in Musik übersetzt. Oder bei den
geschwinden Flüstertönen der „Notturni brillanti”
von Salvatore Sciarrino und dem ungestümen Redefluss der „Camera
Cantorum” von Richard Karpen. Dabei wird die elektrifizierte
Violastimme durch diverse Filter verfremdet. Frank Corcoran, ein
Landsmann von Garth Knox, hat die Geschichte vom verrückten
irischen König „Mad Sweeny” für Sprecher und
Kammerorchester als eine Art expressionistisches Monodrama inszeniert.
Der Komponist rezitierte den Text selbst und wurde vom exzellenten
schwedischen Ensemble Arte Nova unter der Leitung von André
Chini begleitet. Das Crash Ensemble aus Dublin setzte mit Kompositionen
von Roger Doyle und Kaija Saariaho eigene Akzente zum Länderfokus
Irland.
Das Festival Elektrisk Helg bot originelle Varianten der Verknüpfung
menschlicher Gesangs- und Sprechstimme mit elektronischen Effekten,
instrumentalen Arrangements und Videoinstallationen. Und zwar in
einer Umgebung, an dem kaum ein Ort für ein Avantgarde-Festival
zu vermuten ist. Nahe dem Rathaus ist das Kulturzentrum „Jeriko“
gelegen. Das ist eine kleine Backsteinkirche, die der Stadt Malmö
gehört. Aber außer den hohen Bogenfenstern erinnert nichts
mehr an die ursprüngliche Funktion des Gebäudes. Denn
es ist innen mit einer modernen Studiobühne, einem Aufnahmepult
und rund 60 Sitzplätzen ausgestattet. Dort trafen sich in lockerer
Atmosphäre vor allem junge Leute, von denen manche die Gelegenheit
zum Gespräch mit den Musikern nutzten.
Die Möglichkeit zu Gesprächen über die Musik gehört
zum Konzept des seit 15 Jahren stattfindenden Festivals. Aber auch
ökonomische Effektivität, wenn zum Beispiel das Ensemble
Ars Nova in wechselnden Besetzungen das Gros der Werke aufführen
konnte. Zusammen mit dem Komponisten Erik Mikael Karlson und dem
Direktor des Elektro-Akustischen Studios in Stockholm Ulf Stenberg
leitet der Gitarrist Stefan Östersjö das „Elektrisk
Helg“: „Das Konzept ist vom englischen Festival Elektric
Weekend übernommen, was ungefähr Eletrisk Helg in Schwedisch
bedeutet, auf deutsch Elektrisches Licht. Es sollte von Anfang an
ein kurzes, aber intensives Festival für elektro-akustische
Musik sein, bei dem jeweils Stücke für Tonband und gemischte
Musik präsentiert werden. Die letzten Jahre haben wir uns auf
Mixed-Media-Aufführungen konzentriert, bei denen andere Künste
beteiligt waren und sind. Die Zusammenarbeit mit Künstlern
verschiedener Medien wird zunehmend bedeutender in der elektro-akustischen
Musik. Dadurch wird wiederum ein neues Publikum angelockt, was für
uns wichtig ist.
Da zwei weitere Festivals nicht mehr existieren, ist Elektrisk
Helg nun das einzige Festival für elektro-akustische Musik
in Schweden.” Für die Zukunft sollen andere Partner in
Skandinavien und auch in Deutschland hinzu kommen. Entsprechende
Verhandlungen sind bereits vorbereitet, so dass Elektrisk Helg in
Malmö bald ein Zentrum europäischer Avantgarde-Musik werden
könnte.