Die Ausbeute zeigt, dass der Start erfolgreich war
Zur neuen Wertungskatogorie bei „Jugend musiziert“:
Das Musical erobert die Wettbewerbe
Musical als Wertung beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“
über Pfingsten in Weimar: Da waren schon hohe Erwartungen im
Spiel, sowohl von Seiten der Teilnehmer, der Organisation, aber
auch der Juroren. Die „Ausbeute“ zeigte auf, dass der
Start erfolgreich war. Auch wenn die Durchführung an alle Beteiligten
völlig neue Ansprüche stellte.
Angela Braun und Susanne
Lohwasser.
Foto: Erich Malter
Es ging schon los mit dem Wertungsprogramm, das als eine geschlossene
Performance gefordert wurde, mit zwei Musical-Songs, einer Tanzimprovisation
sowie dem Vortrag eines gesprochenen Monologs oder Dialogs aus einem
Musical. Diese Anforderung entspricht zwar den Merkmalen eines Musicalsängers.
Doch schon bei den Regionalwettbewerben in NRW sowie auf Landesebene
und später beim Bundeswettbewerb zeigte sich, dass hier in
den Ausbildungsmöglichkeiten der jungen Sängerinnen und
Sänger noch große Lücken bestehen:
Gesang
Einige der Sängerinnen und Sänger konnten auf diesem
Gebiet bereits Hervorragendes leisten. Aber bei vielen fehlt es
noch entweder an einer fachkundigen Ausbildung oder aber die Ausbildung
selber war noch sehr kurz. Man darf allerdings nicht unterschätzen,
dass gerade die jungen und noch entwicklungsbedürftigen Stimmen
auch für den Bereich Musical eine sehr gute technische Basis
benötigen. Hinzu kommt nach dieser Basisausbildung, die sich
ja vom klassischen Gesangsunterricht zunächst kaum unterscheidet,
erst in der späteren Phase eine spezielle Handhabung der Stimmregister,
die die Stimme allerdings nach wie vor zum Singen und nicht zum
Schreien führen soll. Aus diesem Gebiet wurde noch einiges
verwechselt. Nur wenige Teilnehmer hatten schon wirkliche stimmliche
Farben anzubieten, die die inhaltlichen Stimmungen der Texte wiederspiegelten.
Aber gerade diese stimmlichen Farben und die Auseinandersetzung
mit dem Text erweisen sich als überaus notwendig für den
Musicalgesang.
Tanz
Hier gab es eine Reihe von wirklich guten bis annehmbaren Leistungen,
besonders bei den weiblichen Teilnehmern. Die Herren der Schöpfung
hatten sich durch die Bank mit diesem Thema weitaus weniger beschäftigt.
Nun wird ja in der Ausschreibung nicht eine ausgesprochen klassische
Ballettausbildung von den Teilnehmern gefordert. Sie wäre allerdings
sehr günstig und würde die weiterführenden Tanzformen
wie Jazzdance, Step und auch den pantomimischen Ausdruckstanz, der
sehr gerne vorgeführt wurde, unterstützen. Besonders hier
fehlt es zum Teil noch an den entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten.
Aber andererseits muss man sagen: Wer sucht, der findet.
Schauspiel
Neben einigen Naturbegabungen auf diesem Sektor würde es
den anderen sicherlich gut tun, hier eine fachliche Unterweisung
zu bekommen, damit sie einerseits in ihrer Körper- und Gebärdensprache
nicht zuviel machen und andererseits lernen, die Inhalte ihrer Texte
und darzustellenden Situationen mehr von innen heraus zu erleben
und darzustellen. Sehr wurde mit überflüssigen Gesten
oder mit Bewegungen, die eher aus dem Showbusiness entlehnt waren,
gearbeitet.
Die Gespräche der Teilnehmer mit der Jruy ergaben durchweg,
dass alle hochmotiviert zu diesem Wettbewerb kamen und dass eine
äußerst spontane Begeisterung für die Fachrichtung
Musical bei den jungen Menschen vorhanden ist.
Das ist ein hocherfreulicher Tatbestand, der die Unterstützung
von „Jugend musiziert“ verdient. Auch die Befürchtung,
dass die Teilnehmer diesen Wettbewerb mit der Suche nach einem „Superstar“
verwechseln, trat nicht ein. Sie waren ihren gegenwärtigen
Möglichkeiten entsprechend bestens vorbereitet. Die eben angesprochenen
Punkte wurden auch in den Jurygesprächen erwähnt und als
Tipp an die Teilnehmer weitergegeben. Überhaupt herrschte in
diesen Gesprächen eine sehr große Offenheit. Die jungen
Sängerinnen und Sänger waren zum größten Teil
äußerst begierig zu erfahren, was sie noch unternehmen
könnten, um ihre Leistungen zu verbessern. Der Gedanke Workshops
zu besuchen, die sich mit den drei Sparten Gesang, Tanz und Schauspiel
befassen, wurde sehr begierig aufgenommen. Es wäre in Zukunft
auch eine Idee für „Jugend musiziert“, solche weiterführenden
Workshops anzubieten. Auch die geplante Herausgabe einer Literaturliste
für den Bereich Musical erscheint äußerst sinnvoll.
Denn außer den gängigen Standardwerken sind viele Musicals
den Teilnehmern anscheinend gar nicht bekannt. Zwar war es erfreulich,
immer wieder Werke aus neueren Musicals wie beispielsweise „Mozart“
oder „Jekyll & Hyde“ zu hören. Das zeigt auf,
dass diese Form der „zeitgenössischen Musik“ sehr
intensiv angenommen ist. Aber der reiche Literaturschatz aus dem
„klassischen Musical“ blieb weitgehend bei den Repertoireangaben
außen vor, außer die unverwüstliche „My Fair
Lady“. Dabei gäbe es noch viele interessante Werke wie
„Annie get your gun“, „Kiss me Kate“ –
um nur einige zu nennen. Hier würde die Literaturliste wirklich
eine wichtige Lücke füllen und praxisgerechte Informationen
geben.