Nachwuchswettbewerbe der U-Musik und ihre Gesinnung ·
Von Sven Ferchow und Andreas Kuhn
Der deutschen Wirtschaft geht es schlecht. Weil kein Wettbewerb
herrscht. Und das trifft den Deutschen. Weil vergleichen möchte
er sich stets gerne und zahlreich. Fränkische Bratwürste
gegen Regensburger, Audi gegen BMW, Aldi gegen Lidl, Klosterbräu
gegen Bräu nach Kloster Art. Selbstverständlich macht
dieser gesunde Selektionskampf nicht vor der musikalischen Sparte
halt. Popstars gegen Superstars ist die jüngste Ausgeburt des
Wettbewerbgedankens.
Doch unterhalb dieser Medienspektakel gibt es in der Sparte Rock/Pop
seit vielen Jahren unzählige Musik-Wettbewerbe, Förderkonzepte,
Preise und Contests, die weniger die Show und öffentliche Ejakulation
suchen, sondern sich um junge Künstler und Bands langfristig
kümmern, ihnen Kontakte zugänglich machen oder Hilfestellung
in Bereichen wie Jobsuche in der Musikbranche (Firmengründungen,
Aufbau von Tonstudios oder Musikverlagen) oder Rechtsberatung (Urheberrecht,
Steuerrecht) geben. Meist basieren jene Förderwettbewerbe auf
industriellen Bemühungen im Rahmen eines Kultursponsoring (Itzehoer
Versicherungen als Sponsor des John Lennon Talent Awards, Volkswagen
als Unterstützer der BandFactory oder die „f6 Zigarettenmarke“
als Mäzen des f6-Music-Award), da sich die beteiligten Unternehmen
Imagegewinne in einer jungen Zielgruppe versprechen, dafür
aber auch richtig die Konten fluten und perfekte Rahmenbedingungen
schaffen.
Streng genommen könnte der altehrwürdige „Jugend
musiziert“-Wettbewerb als Urvater der musikalischen Fleischbeschau
gelten. In manchen Fällen verdingte sich „Jugend musiziert“
sogar als Abschreckung und Filter. Noch heute trifft man 30-Jährige,
die hemmungslos heulen und an ihre Schulzeit erinnern, in der sie
elterlicherseits eine Trompete verpasst bekamen und im Schulorchester
antreten mussten. Aber damals, in den 80ern gab es eben fast nichts
anderes. Da sich „Jugend musiziert“ bis ins angebrochene
Jahrtausend inhaltlich nicht wirklich verändert hat und die
Bedienung der Sparte Rock/Pop für offensichtlich ausgeschlossen
hält, mussten sich neue Konzepte finden, gestaltet und umgesetzt
werden.
So schälten sich musikalische Vergleichskämpfe wie der
erwähnte John Lennon Talent Award (seit 1991, der Deutsche
Rockpreis (initiiert vom Deutschen Rock- und Popmusiker Verband,
seit 1983), New Chance (seit 1996), der f6-Music Award (größter
Newcomer-Wettbewerb der neuen Bundesländer, seit 1997) oder
Emergenza (international größter Wettbewerb in zwölf
Ländern, seit 1990) aus der unterpriviligierten Patina der
U-Musik heraus. Exemplarisch und keineswegs vollständig sollen
im Folgenden die erwähnten Wettbewerbe vorgestellt werden.
John Lennon Talent Award
Die Jury des John Lennon
Talent Awards (v.l.n.r.): Jens Klopp/Kulturförderung
und Medien der Itzehoer Versicherungen, Kati Eismann/Warner
Strategic, Gerd Gebhardt/Vorsitzender der Phonoverbände,
Asterix Westphal/Sony Music, Jürgen Stark/Journalist,
Ulf Krüger/Produzent, Hardy Krech/elephant music
Mit der Zustimmung Yoko Onos, die den Namen ihres Mannes zur Verfügung
stellte, riefen die Itzehoer Versicherungen den JLTA 1991 ins Leben
und zum ersten Mal Bands, Musiker und Künstler auf, ihre Demomaterialien
einzusenden und sich der „Begutachtung“ einer Jury zu
stellen. Aus dem anfangs regionalen Wettbewerb ist mittlerweile
ein bundesweiter geworden, der in der Musikbranche und insbesondere
bei Musikern höchsten Stellenwert genießt. Der JLTA setzt
auf ein Konzept der Künstlerförderung und Kooperation
mit Partnern wie VIVA, Deutsche Phono Akademie, Hörfunkpartner
(u.a. Antenne Bayern, Radio Schleswig Holstein) und Medienpartner
(u.a. musicoutlook – Zeitung für Musik, Markt, Technik
und Pop-Politik). Der Modus blieb seit 1991 fast unverändert:
im Zweijahres-Rhythmus findet der JLTA statt. Nachdem die Nachwuchskünstler
ihre Demounterlagen eingeschickt haben, trifft eine Jury eine Vorauswahl
von etwa 40 Bands. Jene werden dann zu einer BandFactory eingeladen
und spielen vor einer Jury und unter Livebedingungen einen 15-minütigen
Kurzauftritt. Bereits hier setzt die Förderung und das Coaching
ein. Nach absolviertem Auftritt setzen sich Band und Jury zusammen,
um konstruktiv das Erlebte zu analysieren. Durch die hochkarätige
Besetzung der Jury (2003 mit Kati Eismann/Warner, Asterix Westphal/Sony,
Hardy Krech/elephant music, Ulf Krüger/Produzent, Jürgen
Stark/Journalist, Gerd Gebhardt/Vorsitzender der Phonoverbände,
Jens Klopp/Kulturförderung und Medien der Itzehoer Versicherungen)
können die Bands vor Ort und unbürokratisch die Erfahrungen
der Jurymitglieder nützen und erste zarte Kontakte zur Branche
knüpfen. Aus den 40 Bands werden weitere 20 ausgewählt,
die in fünf Städten um den Einzug ins Finale in Kiel spielen.
Wer nun glaubt, die Finalteilnahme und der Sieg beim JLTA wären
das einzig Erstrebenswerte, liegt falsch. Gut, den Ruhm des Gewinners
darf man sicher abschöpfen, aber durch keinen Gewinn zu ersetzen,
ist die anschließende Förderung. Das Coaching Team, dass
sich während der einjährigen Wartezeit auf den nächsten
Wettbewerb intensiv mit den Teilnehmern des JLTA beschäftigt,
möchte in erster Linie die Kreativität der Künstler
fordern. Dabei wird einerseits Positives ausgebaut und falls nötig,
auch mal zu einer Richtungsänderung geraten, da jede Band unterschiedliche
Aspekte verfolgen kann und unter Umständen wenig Interesse
an einem Plattenvertrag verspürt. Das Coaching Team geht dabei
mit dem nötigen Respekt vor der künstlerischen Leistung
vor und steht den Nachwuchsmusikern beim Übergang in das professionelle
Business hilfreich zur Seite. 2003 konnte der JLTA unter anderem
Gerd Gebhardt (Vorsitzender der Phonoverbände) und Ulf Krüger
(Produzent) für das Coaching Kernteam gewinnen. Der Wettbewerb
2003 (Bewerbungen für 2003 sind nicht mehr möglich) läuft
seit 13. Juni 2003 und wird mit den 20 Finalbands in folgenden Städten
gastieren: München, 19.9., Muffathalle (Bands: Thaibnakkel,
Anajo Campus, Entropy), Mannheim, 26.9., Capitol (Bands: Didgerission,
Colors Of The Sun, Sugar, Breath V –Männer), Itzehoe,
4.10., theater itzehoe (Bands: About Amber, 5vor12, One Fine Day,
Daily Grey), Berlin,10.10.2003, ColumbiaFritz (Bands: Schrottfisch,
Nevis, Westwerk, Lebens WeGe), Hamburg, 1.10., Große Freiheit
36 (Bands, Soda Maker, N:B:M, Monokino, Kosmonauten. Das Finale
mit den Siegerbands der jeweiligen Live Contests findet am 1. November
in der Traum GmbH Kiel statt. Für die Bands fallen keinerlei
Startkosten oder Teilnahmegebühren an.
Veranstalter ist der Deutsche Rock& Popmusikerverband e.V.
(DRMV, gegründet 1993). Der DRMV repräsentiert mehr als
40.000 Rock- und Popmusiker in Deutschland, wobei dem Verband zirka
5.000 Künstler, Bands und Musiker sowie zirka 120 Musikerinitiativen
angeschlossen sind. Der DMRV ist die älteste existierende Musikerorganisation
in der Sparte Rock/Pop. Von Musikern 1983 ins Leben gerufen, wurde
der DRMV zwischenzeitlich zu einer von Bund und Ländern geförderten
Kulturinstitution. Ziele und Aufgaben des DRMV sind die gemeinschaftliche
Wahrung der Interessen der Rock- und Popmusiker in Deutschland gegenüber
den politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Institutionen
sowie die Unterstützung und der Ausbau der Popularkultur in
Deutschland.
Seit 1983 findet der „Deutsche Rock&Pop Preis“
statt. Bewerben kann sich jedermann, eine Mitgliedschaft im DRMV
ist nicht erforderlich. Die Startgebühr beträgt für
DRMV-Mitglieder fünf Euro, für Nichtmitglieder zehn Euro.
Aus allen Einsendungen wählt eine Bundesjury die Teilnehmer
für die einzelnen Landesrockfestivals beziehungsweise für
das Halbfinale des Bundesrock- und Popfestivals. Neben den Kategorien
Rockpreis, Poppreis und Songpreis, gibt es die Sonderpreis Kategorien
„Hard & Heavy“ sowie „HipHop & Rap &
Dance“, „Beste CD-Produktion“, „Kompositionspreis“
und „Textpreis“. Für den Wettbewerb 2003 (Bewerbung
läuft noch) stehen den Preisträgern des 21. Bundes Rock
& Pop Festival Sonderpreise und Förderprogramme mit einem
Gesamtwert von zirka 40.000 Euro zur Verfügung. Die Endausscheidung
findet am 9. November 2003 im Hamburger Congress Centrum statt.
Im Rahmen des Events veranstaltet der DRMV zusätzlich die „Rock-
und Popmusiker-Kulturmesse 2003“, auf der sich die einzelnen
Musikgruppen mit ihren Demos, CDs, Infos und Plakaten vorstellen
können. Wie 2002 rechnet der Deutsche Rock & Popmusikerverband
auch 2003 mit über 1.500 Musikern aus ganz Deutschland als
Teilnehmer. Ein Coaching wie beim JLTA findet mit Hilfe der Fördermittel
ebenso statt. Auf Wunsch können Musiker an einem Einzel-Coaching
(50 Euro für Nichtmitglieder, 25 Euro für DRMV-Mitglieder)
während des Events am 9. November 2003 teilnehmen. Das Coaching
dauert zehn Minuten pro Band/Musiker/Sänger und wird von einem
Experten aus der Musikbranche gehalten. Voraussetzung für die
Buchung eines Seminars ist allerdings die Reservierung eines Messe-Infostandes
während der Messe (100 Euro).
Informationen: Deutscher Rock & Pop Musikerverband
e.V., Anja Baldeh, Kolberger Straße 30, 21330 Lüneburg,
Tel. 04131/233 03-0 , Fax 04131/233 03-15, E-Mail: info@drmv.de,
Internet: http://www.drmv.de
Emergenza
Partner des Emergenza sind unter anderem Columbia/Sony Deutschland,
die Musikmesse Frankfurt, Mapex oder Sennheiser. Der Emergenza existiert
seit 1991 und entstand durch einen „privaten“ Wettkampf
befreundeter Bands, die ihre Kräfte messen wollten. Die Idee
kam an und wurde bis heute international ausgebaut: München,
London, Paris und Toronto seien stellvertretend genannt. Die Rahmenbedingungen
sind wie bei allen anderen Contests sehr professionell und kommen
somit gut bei den Künstlern an. Bands bewerben sich an der
nächst gelegenen Einschreibestelle. Genrebegrenzungen spielen
keine Rolle. Jede Gruppe zahlt eine Teilnahmegebühr von 70
Euro, die aber keine Proteste unter den Musikern auslöst, da
ein professionelles Ambiente als Gegenleistung geboten wird. Hört
man sich bei Bands, die schon einmal beim Emergenza teilnahmen,
um, erhält man durchweg positive Meinungen. „Als ich
das erste Mal den Sound auf der Bühne erlebte, war ich ziemlich
von den Socken“, meint David Ma, Schlagzeuger der Ska/Punk
Band „Blown Fuse“ aus Berchtesgaden, die den fünften
Platz beim diesjährigen Finale des Münchener Raums erreichten.
„Wir wurden bei allen drei Auftritten, also den zwei Vorrunden
und dem Finale, sehr gut verpflegt. Und die 70 Euro kann man leicht
wieder reinkriegen, allein durch die kostenlosen Getränke,
die so eine achtköpfige Band wie wir allein verbraucht. Dazu
kamen noch viele kleine Geschenke wie Gitarrensaiten oder Schlagzeugsticks
und das teure Sennheiser Mikro, das uns der fünfte Platz einbrachte“.
Die Emergenza Festivals liefern ein akzeptables Preis-/Leistungsverhältnis
sowohl für Akteure als auch für das Publikum. Dennoch
müssen die Veranstalter sich oft heftiger Kritik stellen, etwa
dass der Wettbewerb nichts anderes als pure Geldmacherei sei. Ferner
ist das Abstimmungsverfahren bei den einzelnen Vorentscheiden umstritten,
denn das Publikum darf per Handzeichen bestimmen, welche Band weiterkommt
und welche ausscheidet. Man muss als Band nur genügend Anhänger
zu den Veranstaltungen karren, um sich helfende Hände zu sichern.
Das einzige Mal, bei dem sich eine Jury einschaltet, ist die Finalrunde,
in der über die Platzierungen der ersten fünf entschieden
wird. Alles in allem bringt der Emergenza Bandwettbewerb junge Gruppen
hauptsächlich ein ganzes Stück näher an die Plattenindustrie,
lässt aber im Vergleich zum JLTA keinerlei Coaching oder Förderung
erkennen. Sind die Künstler gut, nehmen sich Plattenfirmen
durchaus das Recht, den Edelrahm abzuschöpfen.
Informationen: Central Europe Head Office, Eurotime
Media Marketing GmbH, Andrea Petricca, Müllerstrasse 41,
80469 München, Tel. 089/54 21 26 71, Fax 089/54 21 00 45,
E-Mail: germany@emergenza.net,
Internet: http://www.emergenza.de
f6-Music Award
Gesponsert wird der f6-Music Award von der Zigarettenmarke f6
(Phillip Morris). Partner sind unter anderem BMG Berlin und MMK
PR–Agentur.
Der größte Bandwettbewerb der neuen Bundesländer
stellt seine Rahmenbedingungen seit 1997 zur Verfügung. Bands
(Voraussetzung: sie sind aus den neuen Bundesländern) schicken
ihre Demo-Aufnahmen ein, die von einer Jury gehört werden.
Heißt also, nicht jeder darf mitspielen. Für die Regionalvorentscheide
werden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern
jeweils fünf, aus Berlin/Brandenburg sechs Bewerber ausgewählt.
Das ergibt eine überschaubare Masse von 26 zu bewertenden Gruppen
und fünf Finalisten. Die Preise sind jedoch für die wenigen
Privilegierten sehr interessant. Anders als bei Emergenza überschüttet
man hier die jungen Leute nicht mit Sachpreisen, sondern nimmt sie
an der Hand. Die 26 Auserwählten werden zum Beispiel weitervermittelt
an Produzenten, die zu ihnen passen. Dem Gewinner des Finales winkt
ein Plattenvertrag bei BMG Berlin für die Produktion einer
Maxi-CD, plus Beratung, Vermarktung und Promotion. Vor- und Nachteile?
Offensichtlich, oder? Qualität statt Quantität ist wohl
das Motto des f6 Music Awards. Nur schade, dass der Großteil
der Bewerber eine weitere Absage in das Bandtagebuch schreiben muss.
Die New Chance Sieger 2002:
Gammalapagos. Fotos: nmz-Archiv
New Chance ist ein eingetragener Verein, der den „New Chance“
Wettbewerb seit 1996 ausrichtet. Partner sind anderem die Universitäten
Halle, Merseburg und Leipzig.
Der Wettbewerb für Bands aus Mitteldeutschland ist für
jeden Teilnehmer eine Reminiszenz an die früheren Schuljahre.
Aber eins nach dem anderen: Wie immer schicken Musikgruppen die
üblichen Bewerbungsunterlagen ein. Eine Jury entscheidet sich
für 15 Bands, die sich auf den Weg nach Halle an der Saale
machen, um vorzuspielen. Diese Vorentscheide sind auf verschiedene
Clubs der Stadt verteilt. Die Zuschauer erhalten am Eingang Stimmzettel,
auf denen sie für jede Band eine Note von 1 (sehr gut) bis
6 (ungenügend) eintragen. Diese werden am Abend, während
die Musiker sich in einer Art Jugendzentrum wie im Schullandheim
die Nacht um die Ohren schlagen, zusammengezählt und dividiert
und zu einer Durchschnittsnote gemacht, welche am nächsten
Morgen auf einem schwarzem Brett ausgehängt werden. Die beiden
Klassenbesten dürfen am zweiten Tag im Finale spielen, zusammen
mit zwei weiteren, die am Vortag in der Wertung einer professionellen
Jury die höchsten Wertungen erhielten. Das Publikum schreibt
an diesem Abend den Namen der Kapelle, die am besten gefiel, auf
einen Zettel, und wer nach der Auszählung die meisten Stimmen
hat, ist Klassensprecher oder Gewinner des Publikumspreises, der
eine Clubtour von mindestens sechs Auftritten in den neuen Bundesländern
beinhaltet.
Wer die meisten Stimmen der Jury erhält, gewinnt den Jurypreis:
ein professionell produziertes Musikvideo in Zusammenarbeit mit
den Medienfächern diverser Partneruniversitäten. Der New
Chance e. V. vergibt auch einen Preis, nämlich die Teilnahmeberechtigung
am sogenannten „Local Heroes Finale“ und weiteren vom
Verein organisierten Auftritten. Dieser Wettbewerb ist sicher der
familiärste Deutschlands. Musiker können sich am Veranstaltungs-Wochenende
untereinander austauschen und werden vorbildlich von New Chance
e.V. und seinen teilweise freiwilligen Mitarbeitern betreut. Das
geht so weit, dass die Bands nicht nur keine Teilnahmegebühr
zahlen müssen, sondern lediglich eine Verköstigungspauschale
von sechs Euro und ihnen Fahrtkosten bis zu 100 Euro zurückerstattet
werden. Auch bei diesem Wettbewerb gilt Qualität statt Quantität,
was leider wieder für viele Bewerber eine Abweisung bedeutet,
ohne die Möglichkeit zu haben, live ihr Können zu beweisen.
Jedoch gilt grundsätzlich, Daumen hoch für New Chance.
Förder- und Coachingprogramme werden beim New Chance nicht
angeboten, dafür kann man durch das große Preisspektrum
wertvolle Kontakt und Erfahrungen im Bandbereich sammeln.
Berechtigterweise werden sich nach der Vorstellung der Wettbewerbe
und Förderkonzepte einige fragen, wo denn die Stargeburten
dieser Konzepte sind. Und fairerweise muss man antworten, dass es
diese Megastars, die mancher gerne in die Fördercharakteristik
hinein interpretieren möchte, nicht gibt. Allerhöchstens
finden Bands und Künstler punktuelle Beachtung durch eine Radiosingle
(die Band „Emil Bulls“, Emergenza Gewinner mit dem a-ha
Cover „Take on me“) oder durch außergewöhnliche
Events (die Band „Siamoon“, Sieger des JLTA 2001, die
als einzige deutsche Band beim WWF Konzert in Südafrika auftrat).
Doch Starruhm, Plattenverträge und Karriereversprechen sind
nicht das Hauptanliegen der Bandförderungen. Vielmehr sind
die Organisatoren der Förderung an einem – vielleicht
pathetisch formuliert – Kulturauftrag interessiert. Das bedeutet
einerseits, individuell auf die Bedürfnisse der Künstler
einzugehen, ihnen alle Richtungen aufzuzeigen (Plattenvertrag, Jobs
in der Musikbranche, Kontaktvermittlung) und andererseits eine gesunde
Entwicklung von Popularkultur und Subkultur abseits der breiten
Öffentlichkeit am Leben zu erhalten und weiter zu fördern.
Dazu gehören etwa die Schaffung von Auftrittsmöglichkeiten
und Proberäumen. Das Ergebnis im Vergleich mit „Superstars“-Kandidaten
wie Daniel Küblböck oder Alexander K. hinkt Verkaufzahlen-
und Umsatzmäßig ohne Zweifel weit hinterher. Im Umkehrschluss
darf man aber behaupten, dass jene Künstler der Subkultur,
ob gefördert oder nicht, den „Reißbrett-Popstars“
eines voraus haben: Sie können Songs schreiben und wissen,
ihre Instrumente zu bedienen. Fragen Sie mal bei den Popstars „Bro’Sis“
nach. Oder besser bei ihrem Songwriting- beziehungsweise Produzententeam.
Und wenn sich zu guter Letzt jemand wundert, wo denn das staatliche
Förderengagement zu finden ist, das man Bundesregierungsseitig
besonders in den Bereichen Film und E-Musik oft und selbstbeweihräuchernd
propagiert, dann bleibt anzufügen: Wenden Sie sich an Kulturstaatsministerin
Christine Weiss oder an den zum SPD-Popbeauftragten wider Willen
bestimmten ehemaligen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel. Da
werden Sie geholfen.