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nmz-archiv
nmz 2003/7-8 | Seite 28
52. Jahrgang | Jul./Aug.
Jeunesses Musicales Deutschland
Vielfältigkeit und Kreativität
Der dritte Jugendorchesterpreis der JMD
Der Jugendorchesterpreis 2002 der Jeunesses Musicales Deutschland
ist abgeschlossen. Vor wenigen Tagen trafen sich die Juryvorsitzenden
zu ihrer letzten Jurysitzung in Weikersheim.
Der Titel des JMD-Jugendorchesterpreises, der nun schon zum dritten
Mal stattfand, lautet: „Mitmachen heißt gewinnen“.
Prämiert werden solche Ensembles, bei denen sich möglichst
viele Mitglieder an der „außermusikalischen“ Arbeit,
der Planung und Durchführung eines Konzertes beteiligen. Dazu
kommt jeweils eine spezielle Konzert-Aufgabe. Diesmal stand der
Preis unter dem Motto: „Wir machen ein Konzert für junge
Hörer“. Es ging also neben der Beteiligung vieler Orchestermitglieder
darum, ein gutes Kinder- oder Jugendkonzert zu gestalten.
Für die erste Runde dieses Preises bewarben sich rund 50 Orchester
und Ensembles. Vom Jugendsinfonieorchester zur Flötengruppe,
vom Blasorchester zum Jugendmusikkorps war alles dabei. 18 Bewerber
wurden für die zweite Runde ausgewählt und von den Jurys
bei ihren Konzerten besucht. Die Jurygremien setzten sich jeweils
aus drei bis fünf Juroren zusammen: Erwachsene Jury-Mitglieder,
die Erfahrung mit Jugendorchestern haben, bewerteten die Konzerte
gemeinsam mit jugendlichen Juroren, die selbst im Jugendorchester
spielen oder gespielt haben.
Bei der Endjurysitzung werden die sehr detaillierten Kriterienbögen
ausgewertet. Darüber hinaus berichtet jeder Vorsitzende ausführlich
von „seinen“ Konzerten. Zahlreiche anschauliche Fotos,
Plakate und Programmhefte dienen außerdem der Information
über die einzelnen Konzertleistungen. Erst Bericht und Vergleich
machten deutlich, wie vielfältig und kreativ die Orchester
und Ensembles ihre Konzerte gestaltet hatten. Für die Juroren
wurde es eine lange, intensive Sitzung um die Preisträger zu
ermitteln. Erscheint es zu Beginn einer solchen Jurysitzung fast
unmöglich, Preisträger auszuwählen, so gelingt es
dann doch – und zwar mit großer Übereinstimmung.
Ziel des Jugendorchesterpreises der Jeunesses Musicales ist es,
den Orchestern und Ensembles zu zeigen, dass es sich lohnt, sich
als Mitglied bei Planung und Durchführung von Konzerten, Probenwochenenden
oder Reisen aktiv zu engagieren. Musik machen ist die eine Seite.
Sie auch gut zu organisieren ist ebenso wichtig. Wenn sich viele
beteiligen – das zeigen die Ergebnisse des Jugendorchesterpreises
deutlich – macht es noch mehr Spaß und kann zu großen
Erfolgserlebnissen führen: Mitmachen heißt gewinnen…
Claudia Klemkow-Lubda
Die Preisträger
1. Preis: Jugendsinfonieorchester der Musikschule Bocholt-Isselburg-Rhede
2. Preis: Jugendkapelle des Musikvereins Au am Rhein
3. Preis: Blasorchester der Musikschule Neubrandenburg und das
Jugendmusikkorps Bad Kissingen
Die Lumberjack Big Band Göppingen wird von der JMD für
ihr besonders gelungenes Kinderkonzert mit einem Sonderpreis ausgezeichnet:
Sie darf ihr Konzert beim Kindermusikfest des Bundespräsidenten
am 9. September in Berlin wiederholen.
Wir gratulieren allen Preisträgern und wünschen ihnen
ebenso wie allen anderen Ensembles für ihre weiteren Projekte
viel Erfolg.
Die Preisträgerorchester werden in dieser und der nächsten
Ausgabe der nmz kurz vorgestellt. Wir beginnen mit dem ersten
Preisträger.
Ännekens Sternenabenteuer
Konzert des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule Bocholt-Isselburg-Rhede
„Knall, knall, knall, ich fliege jetzt ins All. Ich weiß
zwar nicht, wohin ich flieg, doch ich folg’ einfach der Musik.“
Dieser „Raketenantriebsspruch“ ist es, der Änneken
an einem Montagmorgen aus dem Stadttheater Bocholt mit der selbstgebauten
„Entenpreis“ in den Weltraum katapultiert. Unterstützt
wird sie dabei von 700 Kindern, die begeistert das Geschehen auf
der Bühne verfolgen. Die am Eingang an jedes Kind verteilten
Knicklämpchen beamen rot durch den abgedunkelten Saal, alle
machen begeistert mit und klatschen und schreien, wenn Änneken
die Kinder um ihre Hilfe bittet, das auf verschiedene Planeten versprengte
Orchester wieder zusammenzubringen.
Zur Geschichte: Änneken wurde von dem verzweifelten Dirigenten
gebeten, sich auf die Suche nach seinen Musikern zu machen, die
sein neidischer Bruder, der Musik hasst, durch eine spezielle Maschine
im ganzen All verteilt hat. Auf jedem Planeten, den Änneken
anfliegt, stößt sie auf eine Instrumentengruppe des Orchesters.
Die Musiker stellen an dieser Stelle auf spielerische Weise ihre
Instrumente vor und geben den Kindern kurze aber wirkungsvolle Klangbeispiele
der jeweiligen Instrumente.
Einige Sternenminuten später hat Änneken alle Musiker
gefunden und führt sie auf der Erde wieder zusammen, der Dirigent
kann sein Glück kaum fassen. Selbst sein Bruder ist mittlerweile
gar nicht mehr so abgeneigt und ist nun doch darauf gespannt, wie
das ganze Orchester zusammen klingt. Das bekommen er und das Publikum
dann auch gezeigt, am Ende des Konzertes steht – wie sollte
es anders sein – die Filmmusik zu „Star Wars“.
Die Geschichte zu diesem Kinderkonzert haben sich die Teilnehmer
des Jugendsinfonieorchesters selbst ausgedacht, nachdem sie vom
Jugendorchesterpreis der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) gehört
haben.
Das Hauptkriterium „Partizipation“ wurde von den Jugendlichen
im Alter zwischen 17 und 23 konsequent umgesetzt und sehr ernst
genommen. Erst lange nachdem der Termin mit dem Stadttheater festgesetzt
war und die Vorbereitungen schon im vollen Gange waren, erfuhren
der Orchesterleiter und der Musikschuldirektor von der Bewerbung
ihres Orchesters für den ausgeschriebenen Preis.
Auch danach war eine Hilfe „von oben“ nicht erwünscht,
sowohl die Textgestaltung als auch die Musikauswahl geschahen in
Eigenregie.
„Es war manchmal ganz schön viel Arbeit, aber es hat
immer Spaß gemacht und wir sind stolz darauf, dass es so gut
funktioniert hat und die Kinder Spaß hatten“, fasst
eine der Musikerinnen die Eindrücke des Organisationsteams
zusammen. Denn sowohl der Malwettbewerb in Kindergärten für
den Plakatentwurf, die Gestaltung der Dekoration im Saal und auf
der Bühne, die Erstellung der Programmhefte, die Sponsorensuche
und der Ticketverkauf – alles ist selbst gemacht und selbst
organisiert. Und da kommt natürlich einiges an Arbeit zusammen!
Dieses Engagement hat sich für die Musiker des Jugendsinfonieorchesters
gelohnt! Denn die Jury hat den Einsatz, die Begeisterung und Professionalität
durch eine sehr gute Benotung in allen Kategorien gewürdigt
und „Ännekens Sternenabenteuer“ konnte sich schließlich
auch im Vergleich zu den bundesweiten Mitbewerbern durchsetzen.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung und zum 1. Preis
des Jugendorchsterpreises der Jeunesses Musicales Deutschland!