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nmz-archiv
nmz 2003/7-8 | Seite 12
52. Jahrgang | Jul./Aug.
Kulturpolitik
Der Laienmusik, aber auch den Profis Platz bieten
Interview mit Frank Ebel, neuer Direktor der Bayerischen Musikakademie
Alteglofsheim
Nach längerer Vakanz trat am 1. April 2003 Frank Ebel die
Nachfolge von Regine Glöckner als Direktor der im Jahr 2000
eröffneten Bayerischen Musikakademie Schloss Alteglofsheim
an. Ebel, der Trompete, dann Musikwissenschaft und Kunstgeschichte
studierte, ist seit 1991 in der Erwachsenenbildung tätig: zunächst
als Referent und stellvertretender Leiter der Landesmusikakademie
NRW, über zwei Jahre als Kulturmanager in den USA und seit
1998 als Generalsekretär des Internationalen Arbeitskreises
für Musik in Kassel. Andreas Kolb sprach mit dem neuen Schlossherrn.
neue musikzeitung: Beschreiben Sie unseren Lesern
den Eindruck, den Sie bei Amtsantritt von der Akademie hatten.
Setzt neue Impulse in Alteglofsheim:
Frank Ebel. Foto: Musikakademie
Frank Ebel: Was ich in dieser Akademie vorfinde,
ist eine sehr gut funktionierende Institution, die einen wichtigen
Teilbereich ihrer Arbeit, nämlich den Bereich Fremdbelegung,
ganz hervorragend organisiert hat in den wenigen Jahren ihres Bestehens.
Was nicht ausreichend entwickelt werden konnte ist der eigene Bereich
der Fortbildungstätigkeit. Das ist jetzt ganz spezifisch meine
Aufgabe, weil ich auf diesem Gebiet Erfahrung mitbringe.
nmz: Bräuchten Sie dann eigenes Lehrpersonal
und welche Akzente würden Sie inhaltlich setzen?
Ebel: Die Idee der Landesmusikakademien ist nicht,
mit eigenem Lehrpersonal ein immer wieder gleiches Lehrangebot zu
machen, sondern flexibel auf die Anforderungen der Nutzer einzugehen.
Ein gewichtiger Schwerpunkt wird in der Qualifizierung von Multiplikatoren
in der Laienmusik liegen – für dieses weite Feld bräuchten
wir einen ganzen Stab von umfassend ausgebildetem Lehrpersonal.
Wir wollen aber auch die professionelle Musikszene hierher holen,
dafür würden wir dann wieder anders ausgebildetes Lehrpersonal
benötigen. Vielmehr beauftragen wir Pädagogen und Spezialisten
für einen spezifischen Bereich und nur für einen gezielten
Kurs oder eine Kursserie. Die Konstruktion der Musikakademie ist
offen und wir laden die musikalischen Verbände des Landes ein,
uns anzusprechen und in Kooperation mit uns Projekte, Kurse, Fortbildungen,
eventuell auch Ausbildungen – sofern wir damit anderen Institutionen
nicht in die Quere kommen – dann hier durchzuführen.
nmz: Ein Schwerpunkt Ihrer Vorgängerin waren
die Bereiche Musik im Dritten Lebensalter oder Musik und Gesundheit.
Wollen Sie das fortführen?
Ebel: Aufgrund der historischen Bausubstanz bietet
es sich an, Veranstaltungen auch und verstärkt für Erwachsene
hier zu etablieren, und wir wollen die begonnenen Themenstellungen
aufgreifen. Diese können jedoch nicht allein Schwerpunkt einer
Akademie sein. In der Vergangenheit wurde das oft so dargestellt,
aber das ist nicht genug. Wir müssen uns um die Fortbildungsbelange
der Laienmusik ebenso wie der professionellen Musikszene genauso
kümmern wie um diese „Spezialfälle“.
nmz: Dieses Schloss hat ja eine ganz besondere
Ausstrahlung. Welche Auswirkung hat das auf die Akademiearbeit?
Ebel: Wir haben mit diesem Schloss die Möglichkeit,
unser Programm um den genius loci herum zu entwickeln, anders als
bei einem modernen Funktionsbau. Wir wollen uns daher auch um „passende“
Inhalte bemühen. Nicht weil Regensburg einen Schwerpunkt auf
der Alten Musik hat, sondern auch wegen dem Schloss hier, würde
ich gerne auch Alte Musik unterbringen, weil ich von den Musikern
höre, dass es ein anderes Musizieren ist, Barockmusik in den
entsprechenden Räumlichkeiten zu machen.
nmz: Ist Ihr Etat vergleichbar mit dem anderer
Akademien?
Ebel: Die Etats sind unterschiedlich, weil die
Akademien auch unterschiedlich getragen werden. Alteglofsheim ist
die einzige Akademie in der ganzen Bundesrepublik, die als kommunaler
Zweckverband geführt wird. Dieser setzt sich aus den beiden
großen Bezirken Oberpfalz und Niederbayern, Stadt und Landkreis
Regensburg, der Gemeinde Alteglofsheim und natürlich dem Bayerischen
Musikrat zusammen, sie tragen die Verantwortung. Natürlich
ist das Land mit 50 Prozent der größte Gesellschafter
in diesem Zweckverband und gibt auch das meiste Geld, das könnten
die Bezirke sich gar nicht leisten.
Wir haben einen Haushalt von etwas über 1,5 Millionen Euro,
mit dem wir arbeiten und das Haus zunächst einmal unterhalten,
wir werden dann in Zukunft hoffentlich auch mit einem Fortbildungsetat
arbeiten können, aber das muss jetzt alles erst entwickelt
werden. Aufgabe des neuen Direktors ist es, nicht nur neue Ideen
für Kurse zu entwickeln, sondern dass er auch die Finanzierung
sicherstellt und die Einbindung in das Kultur- und Bildungswesen
der Region und des Landes entwickelt, und dazu gehören auch
Dinge wie eine Bibliothek, die zwar angedacht und eingerichtet wird,
aber erst aufgebaut werden muss.