Ich muss sagen, ich habe selten einen so schlecht recherchierten und sprachlich
so „beschissenen“ Artikel gelesen. Ich muss vorausschicken, dass
ich bei dem beschriebenen Konzert (Rolling Stones) selbst da war.
1. Dass einige Wenige Tickets kurz vor Beginn für zehn Euro gekauft haben
(pro Stück), habe ich auch mitbekommen. Das war allerdings bei Bruce
Springsteen genauso, nur steht davon nichts im Artikel.
2. „Penetrante Endsechziger und Reisegruppen“ aus Sachsen werden
in eine Ecke gestellt, als wären es keine Menschen. Waren denn bei den
anderen Konzerten nur kultivierte Opernbesucher aus München, oder was
soll das? Ich dachte, da hätte inzwischen sogar Ihr Autor was dazu gelernt.
Dem ist offensichtlich nicht so. Er gehört offensichtlich einer Generation
an, die bei DSDS besser aufgehoben wäre. Der Artikel hat jedenfalls höchstens
vergleichbares Niveau!
3. Der Sound der Cranberries war grottenschlecht, die Sängerin kaum zu
verstehen, das wird nicht erwähnt, im Gegenteil: „exzellent“
– einfach zum Lachen.
4. Die Show dauerte exakt von 20:45 bis 22:50 Uhr, das sind nach meiner Rechnung
exakt 125 Minuten. Aber wahrscheinlich ist Ihr Autor auch bei denen, die den
PISA-Test so schlecht haben ausfallen lassen. Hier ist an Hand von Fakten
offensichtlich, wie der Autor die Stones sehen wollte und dann auch gesehen
hat.
5. Ich stand in der zweiten Reihe vor der Bühne und habe sehr viel Interaktion
zwischen den Herren Jagger und Richards mitbekommen, positiv wie negativ geladen.
Zum Beispiel hätte Ihr Autor, wäre er tatsächlich beim Konzert
gewesen und mit guten Augen ausgestattet, mitbekommen können, wie Jagger
sich über Richards bei „Rocks Off“ aufgeregt hat, weil der
das Tempo variierte. Dieser revanchierte sich bei „Wild Horses“
mit extrem lauten Background Vocals, woraufhin Jagger sein Mikro runterdrehen
ließ. Also – für einen Musiker klar ersichtlich, die Band
funktioniert, so muss es sein. Allerdings scheint der Autor diese Banderfahrung
nicht mitzubringen.
Alles in allem ist ersichtlich, dass hier ein mit Vorurteilen Beladener einen
tendenziösen Artikel geschrieben hat, weil er das so wollte und die Stones
nicht mag. Mit Journalismus hat das nichts zu tun. Thomas Klimmer, Ismaning
Man wundert sich ja schon, dass so ein Fachblatt überhaupt etwas über
das Stones-Konzert in München berichtet, Neue Musik war ja gar nicht
angekündigt. Aber es wurde ja eigentlich auch nicht über Musik berichtet
sondern nur über alte Musiker und alte Besucher, wobei noch nicht ganz
klar wurde, was eigentlich schlimmer ist.
Sie sollten dann doch lieber keinen Star-Reporter mehr auf solche Veranstaltungen
strafverschicken. Und denken Sie bitte rechtzeitig daran, auch Ersatz für
Herrn Geißler zu finden, der wirkt auch nicht mehr so taufrisch. Und
darauf kommt’s doch an, gelle ?
Weiterhin noch ein Tipp: Bezahlen Sie doch Ihre jungen Mitarbeiter ordentlich,
dann könnten die sich auch eine Uhr leisten und Sven Felchow hätte
gemerkt, dass er 130 Minuten diesen Terror ertragen musste. Bei uns Alten
aus dem Heim ist es ja ehrlich gesagt noch schlimmer, wir werden ja anscheinend
schon jahrelang mit der Vergasung bedroht, wenn wir nicht hingehen, oder was
hat die Anspielung auf Nervengas für eine Bedeutung? Axel Schumacher, Berlin
Ganz große Musikkritik liest man in der Neuen Musikzeitung. Davon habe
ich mich jetzt auch selbst überzeugen können. Was quält sich
ein Wolfgang Doebeling vom Rolling Stone eigentlich damit, sein profundes
Wissen und seine messerscharfen Analysen in Worte zu packen, wenn es doch
so einfach geht wie beim Bericht einer Ihrer Mitarbeiter über das Konzert
der Rolling Stones in München. Den Hinweis auf das Nervengas „Agent
Orange“ hätte ich aber gerne noch einmal genauer erläutert.
Zitat: „Als junger Mensch vermisste man schmerzlich „Mixed Emotions“
und fühlte sich beleidigt als Keith Richard – einem völlig
verblödeten Vietnam-Veteran ähnelnd – zwei Songs („Slipping
Away“ und „Happy“) in einer Gnadenlosigkeit herausrotzte,
die das Nervengas „Agent Orange“ in ein völlig anderes Licht
rückt.“ Thomas Bolte, via E-Mail