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VdM
nmz-archiv
nmz 2003/09 | Seite 27
52. Jahrgang | September
Verband deutscher Musikschulen
Mit Leidenschaft, Begeisterung und Humor
26. Bayerischer Musikschultag in Starnberg
Die Mitglieder des Verbands Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) freuten
sich am 26. Bayerischen Musikschultag in und mit der Stadt Starnberg über
den 30. Geburtstag ihrer Städtischen Musikschule. Anlass genug den Mitbegründer
dieser Einrichtung und ehemaligen ersten Bürgermeister und Ehrenbürger
der Stadt Starnberg sowie ehemaligen Präsidenten des Bayerischen Gemeindetags
und Senats, Heribert Thallmair, mit der Carl Orff-Medaille, der höchsten
Auszeichnung des VBSM, zu ehren. Sowohl der Laudant als auch sein Laudator
Landrat Hanns Dorfner, Präsident des VBSM, forderten, auch die musikalische
Bildung in das Recht auf Bildung einzubeziehen. Präsident Hanns Dorfner
erachtete die in Finanzkrisen als freiwillige Aufgabe leider schnell beiseite
geschobene Musikschule sogar als Pflichtaufgabe der Kommunen.
Kultusministerin Monika Hohlmeier versicherte in ihrer Festrede vor den rund
250 Gästen, dass bereits im nächsten Schuljahr in den allgemein
bildenden Schulen unter Zusammenarbeit mit den öffentlichen Musikschulen
neue, auch unkonventionelle Formen des Musikunterrichts erprobt werden und
stärkere systematische Vernetzungen in der Kooperation zwischen allgemein
bildender Schule und Musikschule aufgebaut werden sollen.
So forderte die Staatsministerin, „gemeinsam kreativ und leistungsorientiert
zu arbeiten, um die für den Kulturstaat Bayern lebensnotwendigen Bereiche
– und dazu zähle ich die Musikschulen – aufrecht zu erhalten“,
denn „Musikschulen sind Träger eines tief empfundenen bayerischen
Kulturverständnisses“.
Über das Fortbestehen von Musikschulen in Zeiten knapper Kassen und
sich rasch verändernder soziokultureller Landschaft und über die
dafür notwendige Qualitätsförderung referierte Professor Urs
Frauchinger (Bern) unter dem Thema „Musik hilft überleben –
überleben auch die Musikschulen?“. So resümierte er in seinem
faszinierend umfassenden Vortrag, dass Qualität nichts Absolutes, sondern
eine „gesellschaftliche Übereinkunft auf Zeit“ sei, die „permanent
reflektiert und revidiert werden“ müsse in prozessorientierter
Kommunikation und unablässig neu entstehender Inspiration. Vordringlichste
Aufgabe der Musikschule sei, das Handwerk zu vermitteln mit „Leidenschaft,
Begeisterung und Humor“. Dabei muss Musikschule mehr als bloßen
Spaß anbieten, schließlich kann Musik als Kulturgut, Lebensmittel,
Bildungsgegenstand und Therapeutikum noch viel mehr: sie vermag tiefe emotionale
Bereiche zu berühren.
Davon konnten sich die Besucher des Musikschultags überzeugen bei der
musikalischen Umrahmung des Festaktes, sowie in den zwei großen Konzerten
und bei den Beiträgen der Bläserensembles aus den Musikschulen Freising
und Starnberg im Zentrum der Stadt.
Das Orchester der städtischen Musikschule Starnberg beeindruckte unter
der Stabführung des Musikschulleiters Rüdiger Schwarz mit Händels
Wassermusik, feucht ging es weiter mit der Dampferfahrt auf dem Starnberger
See, beschwingt begleitet vom Salonorchester der Musikschule. Die reichhaltige
Palette des Angebots der Musikschulen begeisterte das Publikum im Konzert
des Musikschultags, das Solisten und Ensembles aus 14 oberbayerischen und
schwäbischen Musikschulen unter der unterhaltsamen Moderation des Bad
Tölzer Musikschulleiters Harald Roßberger gestalteten.
Bei dieser Fülle und hohen Qualität von engagierten Rednern, Referenten
und musikalischen Beiträgen stellte sich vielleicht manchem Teilnehmer
des Musikschultags die Frage: Musik hilft überleben – wie überlebt
unsere Gesellschaft ohne Musikschulen?