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nmz-archiv
nmz 2003/10 | Seite 35
52. Jahrgang | Oktober
Oper & Konzert
Eine gute Option innerhalb einer jungen Karriere
Das Schleswig-Holstein Musik Festival Orchester und die Deutsche
Stiftung Musikleben
Aus Anlass der jüngsten Konzerte des Schleswig-Holstein Musik
Festival Orchesters sprach die neue musikzeitung mit Irene Schulte-Hillen,
der geschäftsführenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen
Stiftung Musikleben.
neue musikzeitung: Die Deutsche Stiftung Musikleben hat
sich in diesem Jahr intensiv mit der Förderung des Schleswig-Holstein
Musik Festival Orchesters beschäftigt. Das ist gleichermaßen
ein „Rückzug in die Region“ (die Stiftung ist ja
in Hamburg beheimatet) wie ein Sprung in die Internationalität:
Musiker aus 31 Ländern werden innerhalb eines Sommers zu einem
homogenen Klangkörper geformt. Eine Entscheidung aus dem Bewusstsein,
dass Abwechslung nie schadet, oder eine Öffnung ins Internationale,
während das deutsche Musikleben in seinen Grundfesten erschüttert
ist?
Irene Schulte-Hillen: Letzteres. Die Zusammenarbeit mit
diesem international zusammengesetzten Jugendorchester (31 Nationen)
war interessant unter vielen Aspekten. Ein besonders Erfreulicher:
Wir trafen sechs ehemalige Mitglieder des Bundesjugendorchesters,
die unseren rundum positiven Eindruck bestätigten. Für
uns stehen diese beiden Orchester nicht in Konkurrenz. Im Gegenteil.
Das Schleswig-Holstein Musik Festival Orchester ist eine von mehreren
attraktiven Optionen, die sich einem jungen deutschen Musiker als
nächste Stufe nach der BJO-Erfahrung bieten.
nmz: Wie waren Ihre Erfahrungen mit der Topliste unserer
zeitgenössischen Pultstars? Ermöglichte diese Vielfalt
eine fruchtbare Orchester-Akademiearbeit?
Schulte-Hillen: Diese Erfahrung hatten allein die Musiker,
die große Unterschiede in der Probenarbeit wahrgenommen haben.
Die Deutsche Stiftung Musikleben war lediglich am letzten Teil der
Salzauer Arbeitsphase und der anschließenden Tournee „Deutsch-landreise
2003“ mit Kurt Masur beteiligt.
nmz: Es gelingt Ihnen immer wieder, namhafte Politiker
und Persönlichkeiten des kulturellen Lebens hinter Ihre Fördermaßnahmen
zu versammeln. Wie schaffen Sie das und welchen Effekt versprechen
Sie sich davon?
Schulte-Hillen: Wir schaffen das mit vollem Einsatz aller
Ressourcen und Beziehungen, über die die Stiftung verfügt
und in der Hoffnung, neben öffentlicher Aufmerksamkeit für
die hervorragenden Leistungen der jungen Orchestermusiker und Solisten
auch die erforderlichen Mittel für unsere Projekte zu beschaffen.
Ich denke auch, dass unsere Förderer großes Vertrauen
in unsere Arbeit haben. Dieses Vertrauen ist in den vielen Jahren
des Aufbaus unseres eigenen Förderprogrammes gewachsen, und
wir geben uns große Mühe, es nicht zu enttäuschen.
nmz: Wie wichtig ist der exzellente Instrumentenpool, über
den die Stiftung verfügt, als Background für die Auswahl
junger Solisten für’s Festival-Orchester?
Schulte-Hillen: Der Deutsche Musikinstrumentenfonds ist
das erfolgreichste Projekt der DSM. Ein großes Instrument
wird für einen hervorragenden Musiker zu einem beflügelnden
Partner. So hören wir es von unseren Stipendiaten. Die Verleihung
eines Instrumentes über den Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds
würde ich in der Sprache der Mathematik als hinreichende, aber
keinesfalls notwendige Bedingung für die Auswahl als Solist
bezeichnen. Wir schlagen vor, der Dirigent entscheidet. Natürlich
freuen wir uns, wenn Instrumente aus dem Fonds im Konzert zum Einsatz
kommen.
nmz: Welche Pläne haben Sie für den nächsten
Sommer mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival Orchester?
Schulte-Hillen: Die Pläne für den nächsten
Sommer sind noch offen.
nmz: Welche Schwerpunkte will die Deutsche Stiftung Musikleben
darüber hinaus in den kommenden Jahren bei der Förderung
junger Musiker setzen?
Schulte-Hillen: In jedem Fall werden wir die individuelle
Förderung der besonders Begabten mit Stipendienprogrammen verstärken.
Hand in Hand damit geht die qualitative Optimierung des Deutschen
Musikinstrumentenfonds und der Ausbau unserer Konzertreihe „Foyer
Junger Künstler“. Was unsere traditionelle Förderung
von „Jugend musiziert“ und des Bundesjugendorchesters
und unsere Mitarbeit in diesen beiden Projekten angeht, wollen wir
nach den Erfahrungen der Vergangenheit den Abschluss des Insolvenzverfahrens
des Deutschen Musikrats abwarten, bevor wir neue Pläne machen.