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nmz-news
nmz 2003/10 | Seite 2
52. Jahrgang | Oktober
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Tibor Varga
Der Geiger und Musikpädagoge Tibor Varga ist im Alter von 82
Jahren in seinem Schweizer Wohnort Grimisuat im Kanton Wallis gestorben.
Varga, in Ungarn geboren und längere Zeit auch in Deutschland
(von 1949 bis 1986 an der Musikhochschule Detmold) tätig, verband
in seinem Violinspiel kristalline Klarheit, geistige Durchdringung
und emotionale Kraft zu einem höchst persönlichen Stil.
Seine Interpretation des zweiten Violinkonzerts von Bartók
aus dem Jahre 1951 mit den Berliner Philharmonikern unter Ferenc
Fricsay setzt bis auf den heutigen Tag Maßstäbe. Varga
hat seine Kunst immer auch als Verpflichtung für die Zukunft
verstanden. So gründete er im Schweizer Sion das „Festival
Tibor Varga”, eine eher gestrenge Musikakademie, in der sich
alljährlich Meister und Schüler aus aller Welt zu gemeinsamer
Arbeit trafen. Dort gründete er auch das nach ihm benannte
Kammerorchester.
Klaus Zehelein nach München
Der Intendant der Stuttgarter Oper, Klaus Zehelein, wird nach 15
erfolgreichen Amtsjahren sein Stuttgarter Engagement beenden und
nach München wechseln. Dort übernimmt er ab 2006 die Präsidentschaft
der Bayerischen Theaterakademie. Zehelein ist seit 1991 Intendant
der Stuttgarter Oper, die unter seiner Leitung zu einem der innovativsten
Musiktheater avanciert ist. Zehelein, gerade 63 Jahre alt geworden,
bezeichnete seinen Schritt als „sehr persönliche Entscheidung”,
unabhängig von der „Situation an den Württembergischen
Staatstheatern”. Man könnte auch Gustav Mahler zitieren,
der seinerzeit schon nach zehn Jahren Wiener Staatsoper meinte,
der „Kreis sei ausgeschritten”. Die Bayerische Theaterakademie
ist eine der führenden Institute für die Ausbildung von
Bühnenberufen. Ein Präsident Zehelein hätte genügend
Autorität und fachliche Kompetenz, um das Amt vor allem auch
politisch zu begreifen. Das erscheint im Augenblick allgemeiner
Kulturnivellierung wichtiger als noch zwei, drei weitere Jahre Intendant
an einem Opernhaus.
Ein Franzose für Wien
Der französische Musik- und Opernmanager Stéphane Lissner
wird ab 2005 bei den Wiener Festwochen die Position des Musikdirektors
übernehmen, die derzeit noch Hans Landesmann innehat. Landesmann,
mit Gerard Mortier zehn Jahre lang im Direktorium der Salzburger
Festspiele und dort für Finanzen und die Konzertprogramme zuständig,
scheidet auf eigenen Wunsch nach der Saison 2004 aus dem Amt. Der
50 Jahre alte Lissner wird neben Wien weiterhin als Generaldirektor
das „Festival International d’Art Lyrique d’Aix-en-Provence“
leiten, das er seit 1998 betreut.
Schon in der Vergangenheit entwickelten sich zwischen den beiden
Festivals engere künstlerische Verbindungen, die zu gemeinsamen
Opernproduktionen führten. Wiens Festwochenchef, der Regisseur
Luc Bondy, dürfte entscheidend für das Engagement von
Lissner plädiert haben. Bondy hat nicht nur in Aix inszeniert,
sondern auch schon für das Pariser Théâtre du
Châtelet, das von 1988 bis 1998 unter Lissner zum progressivsten
Musiktheater der französischen Hauptstadt avancierte. Lissner
ist als glänzender Organisator bekannt. Zu seinen engsten Mitarbeitern
in Aix gehört Eva Wagner-Pasquier, die Tochter Wolfgang Wagners.
gr.
Adorno-Preis an Ligeti
Der Komponist György Ligeti erhielt am 12. September den Theodor
W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Die mit 50.000 Euro
dotierte Auszeichnung wurde dem 80-Jährigen in der Alten Oper
überreicht.
Buße für Frantz
Die Hamburger Justiz und Rechtsanwalt Wolfgang Kubicki haben sich
geeinigt. Ein seit vier Jahren laufendes Verfahren gegen den künstlerischen
Leiter der Philharmonie der Nationen, Justus Frantz, wurde eingestellt.
Die Einigung kostet den Dirigenten und seine Gesellschaft eine Million
Euro. Im November 2001 waren die Privat- und Geschäftsräume
von Justus Frantz im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Verdachts
auf Beihilfe zum Beitragsbetrug und zum Vorenthalten von Arbeitsentgelten
durchsucht worden. Er und seine Konzert-Management GmbH haben offenbar
nicht gewusst – oder wollten nicht wissen – dass sie
gegenüber den Musikern als Arbeitgeber fungieren und damit
auch Sozialversicherungsbeiträge abzuführen haben. Jetzt
hat man das Verfahren gegen ihn und auch das gegen seine Gesellschaft,
die bis Mitte 1999 für Frantz die Konzerte managte, eingestellt.
Ihm wurde eine Geldbuße in Höhe von 36.000 Euro auferlegt,
er hat die Summe bereits an die Justizkasse abgeführt. Für
die Schadenswiedergutmachung hat man sich auf die Rückzahlung
von Sozialversicherungsbeiträgen an die AOK in Höhe von
964.000 Euro geeinigt. Diese Summe werde entweder von der Gesellschaft
oder von Sponsoren übernommen, sagte Kubicki.
Udo Zimmermann wird 60
Komponist und Dirigent, Dramaturg und Intendant diverser Opernhäuser,
Gründer und Organisator zahlreicher Institutionen – die
Einheit all dieser Funktionen, gewissermaßen zur „multiplen
Persönlichkeit” zusammengefügt, macht Udo Zimmermann
zum bemerkenswerten Erfinder und Förderer zeitgenössischer
Musik. Der gebürtige Dresdner begann frühzeitig seine
Laufbahn: elfjährig wurde er Sängerknabe im renommierten
Kreuzchor, wo Kreuzkantor Rudolf Mauersberger erste Kompositionen
betreute und auch aufführte. Nach dem Studium in Dresden –
ursprünglich mit Hauptfach Gesang – und Berlin als Meisterschüler
von Günter Kochan an der Akademie der Künste führte
der Weg mitten hinein ins Musiktheater.
Der Durchbruch fand 1968, zwischen der Assistentenzeit bei Walter
Felsenstein und der Tätigkeit als Dramaturg an der Dresdner
Oper, statt: Die Oper „Die weiße Rose”, die vom
Widerstand der Geschwister Scholl gegen das Naziregime handelt,
ist wohl Zimmermanns bekanntestes Werk geblieben. Weitere Opern,
Film- und Hörspielmusiken, Vokal- und Orchesterwerke folgten.
Das 1986 von ihm gegründete „Dresdner Zentrum für
zeitgenössische Musik” leistete wichtige Forschungsarbeit,
etwa über NS-verfolgte Komponisten. Die Dresdner Tage für
zeitgenössische Musik waren von Anfang an über bloße
Dokumentation des DDR-Schaffens hinaus europäisch ausgerichtet
und boten vor allem nach der Wende vielfältige Diskussionen
zur Thematik „Musik und Politik”. Auch als Intendant
der Leipziger Oper von 1990 bis 2001 machte Zimmermann mit mutigen,
innovativen Programmen und Inszenierungen auf sich aufmerksam. Für
die schwierige Interessenlage an der Deutschen Oper Berlin allerdings
mangelte es ihm an Fingerspitzengefühl, sodass er die Intendanz
im Sommer 2003 trotz erfolgreicher künstlerischer Arbeit niederlegte.
Ihm bleibt der Aufbau der Europäischen Werkstatt der Künste
in Dresden-Hellerau und die Leitung der Konzertreihe „musica
viva” des Bayerischen Rundfunks, die sich durch rege Vergabe
von Kompositionsaufträgen auszeichnet. Auch von einem neuen
Werk wird gemunkelt…
Isabel Herzfeld
Deutscher Jazzpreis für Ulrike Haage
Die Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) überreichte den von der
GEMA-Stiftung mit 10.000 Euro ausgestatteten Albert Mangelsdorff-Preis
(Deutscher Jazzpreis) am Samstag, den 8. November 2003, im Rahmen
des JazzFest Berlin an die Pianistin, Elektronikerin und Komponistin
Ulrike Haage. Ulrike Haage gilt als Grenzgängerin. Ihre musikalischen
Aktivitäten bewegen sich in übergreifenden Bereichen der
Musik und bilden ein breites Spektrum musikalischer Entwicklungen
und Experimente.
German Jazz Trophy für Wolfgang Dauner
Der Jazzpianist und Komponist Wolfgang Dauner erhält 2003 die
„German Jazz Trophy – A Life for Jazz“. Den Preis
verleiht die Sparda-Bank Baden-Württemberg gemeinsam mit der
Jazzzeitung (ConBrio Verlagsgesellschaft) und der Kulturgesellschaft
Musik und Wort. Die „German Jazz Trophy“ wird im Rahmen
eines Preisträgerkonzerts am 21. November 2003 in der Kundenhalle
der Sparda Bank Stuttgart überreicht (Karten unter Sparda-Tickethotline
0180/3 00 06 83, Preis 20 Euro).
52. Internationaler Musikwettbewerb der ARD 2003
Die Preisträger stehen fest: So viele erste Preise wie nie
zuvor in der Geschichte des Wettbewerbs
Insgesamt wurden beim diesjährigen Wettbewerb 16 erste, zweite
und dritte Preise von der international besetzten Jury vergeben.
Die ersten Preise sind mit 10.000 Euro, die zweiten Preise mit 7.500
Euro und die dritten Preise mit 5.000 Euro dotiert. Insgesamt wurden
Preise in Höhe von 110.000 Euro ausgeschüttet. Am diesjährigen
Wettbewerb nahmen 208 junge InstrumentalistInnen und Sänger/-innen
aus 51 Ländern teil.
Ein Novum in der über 50-jährigen Geschichte des Wettbewerbs
ist der vor zwei Jahren eingeführte und von der Theodor-Rogler-Stiftung
gestiftete Publikumspreis, der parallel zu den Preisen der Fachjury
vergeben wird und mit jeweils 1.500 Euro dotiert ist.
Die Preisträger Kontrabass: Nabil Shehata, Deutschland,
1. Preis; Roman Patkolo, Slowakei, 2. Preis; Ödön Radz,
Ungarn, 3. Preis; Publikumspreis: Nabil Shehata; Sonderpreis für
die beste Interpretation der Auftragskomposition von Peteris Vasks:
Roman Patkolo und Stanislav Anishchenko; Preis der Johann-Matthias-Sperger-Gesellschaft:
Roman Patkolo. Ein Jahresstipendium der Theodor-Roger-Stiftung
wurde je zur Hälfte vergeben an: Igor Eliseev und Yun Sun.
Gesang: Marina Prudenskaja, Russland (unser Bild), 1. Preis; Gérard
Kim, Korea (unser Bild), 1. Preis; Andrea Lauren Brown, USA, 2.
Preis; Measha Brüggergosman, Kanada, 2. Preis; Julia Sukmanova,
Russland, 3. Preis; Günter Papendell, Deutschland, 3. Preis;
Tyler Duncan, Kanada, 3. Preis; Publikumspreis: Measha Brüggergosman;
Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition
von Mauricio Kagel: Measha Brüggergosman.
Ein Jahresstipendium der Theodor-Roger-Stiftung wurde je zur Hälfte
vergeben an: Silke Schwarz und Stefan Zenkel.
Trompete: David Guerrier, Frankreich, 1. Preis; Giuliano Sommerhalder,
Deutschland, 2. Preis; Guillaume Couloumy, Frankreich, 3. Preis;
Gabor Richter, Ungarn, 3. Preis. Den Publikumspreis erhielten
bei exakter Stimmengleichheit: Giuliano Sommerhalder und Guillaume
Couloumy; Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition
von Thomas Larcher: David Guerrier.
Ein Jahresstipendium der Theodor-Roger-Stiftung wurde je zur Hälfte
vergeben an: Nenad Markovic und Manuel Lichtenwöhrer
Klarinette: 1. Preis nicht vergeben; Oliver Patey, Frankreich,
2. Preis;
Florent Pujuila, Frankreich, 3. Preis. Ein Jahresstipendium der
Theodor-Roger-Stiftung wurde vergeben an: Shirley Brill.
Sonderpreise: Wilhelm-Weichsler-Preis: Giuliano Sommerhalder,
Trompete; Sonderpreis des Münchner Kammerorchesters: Olivier
Patey, Klarinette; Sonderpreis der Johann-Matthias-Sperger-Gesellschaft:
Roman Patkolo, Kontrabass.