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nmz-news
nmz 2003/10 | Seite 4-8
52. Jahrgang | Oktober
Nachrichten
Nachrichten aus Musikwirtschaft,
Kulturpolitik und Musikleben
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können
Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht
werden.
Nachrichten aus der neuen musikzeitung 2003/10:
Neuer Auftritt für die Luzerner Meisterkurse
2004 startet die Lucerne Festival Academy mit über 180 Teilnehmern
Als Arturo Toscanini 1938 das Musikfest Luzern gründete, rief
er beinahe zeitgleich Meisterkurse mit ins Leben, die bis heute
zu den renommiertesten in Europa zählen. Die Liste der Dozenten
in dieser frühen Zeit ist beeindruckend, darunter etwa Ernest
Ansermet, Paul Baumgartner, Edwin Fischer, Carl Flesch, Enrico Mainardi,
Rafael Kubelik oder Arthur Honegger.
Jetzt will der Luzerner Festspielintendant, Michael Haefliger,
an diese Tradition mit einer Festival Academy anknüpfen. Zu
den bisherigen drei Schwerpunkten des Festivals, „Sommer”,
„Ostern” und „Piano” kommt mit der Akademie
ein vierter Topos gleichberechtigt hinzu, die Lucerne Festival Academy,
die jeweils drei Wochen innerhalb des Sommerfestivals stattfinden
soll und die engstens mit den Konzerten und Projekten verbunden
sein wird.
Die Akademie hat aus große Chancen aus dem riesigen Angebot
musikalischer Weiterbildung herauszuragen. Wie nirgendwo anders
spielt die Moderne hier eine Hauptrolle. Dafür steht der Name
des künstlerischen Leiters, Pierre Boulez. Das Ensemble Intercontemporain
stellt die Instrumentaldozenten und Cliff Colnot, Chef des Civic
Orchestra, dem Nachwuchsorchester des Chicago Symphony Orchestra,
ist als Assistent von Boulez engagiert. Vierter in diesem Kompetenz-Team
in Sachen neuer Musik ist die Musikhochschule Luzern mit ihren idyllisch
über dem Vierwaldstätter See gelegenen Räumlichkeiten.
Die Lucerne Festival Academy spricht die jungen Musiker an, die
hauptsächlich an der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts interessiert
sind und Praxis, Erfahrung und Kontakte in diesem Gebiet erlangen
wollen. Diesen Sommer war Probelauf, 18 Akademisten hatten die Gelegenheit,
Teilnehmer der so genannten Lucerne Festival Preview Academy zu
sein. 2004 soll bereits der Vollbetrieb laufen, mit 180 Instrumentalisten,
aus denen sich ein Akademieorchester formen wird. Weiter können
pro Jahr zwei Dirigenten, zwei Komponisten sowie sechs Pianisten
teilnehmen (Dozent Maurizio Pollini) – auch Hörerplätze
wird es natürlich geben.
Ein zentraler Gedanke der Lucerne Festival Academy ist es, die
Verbindungen zwischen Interpreten und Komponisten zu fördern.
Zu diesem Zweck erteilt die Academy alle zwei Jahre einen Kompositionsauftrag
für großes Orchester an zwei junge, am Beginn ihrer Karriere
stehenden Komponisten. Zwei Jahre stehen für den Kompositionsprozess
zur Verfügung, dessen Phasen von Pierre Boulez begleitet werden.
Bereits nach einem Jahr können Fragmente des neuen Werks mit
dem jeweiligen Akademieorchester erarbeitet werden. Im Jahr darauf
werden die neuen Werke in Luzern zur Uraufführung gebracht.
ak
Orchester Mainz in Gefahr
Eine Welle der Empörung geht durch Rheinland-Pfalz: ein umstrittenes
Strukturpapier des Ministers für Kultur, Jürgen Zöllner,
bringt die Orchesterlandschaft in Aufruhr. Seine Pläne zur
Neuordnung sehen unter anderem vor, dass die Finanzierung der Theater
in Mainz, Koblenz und Trier samt ihrer Orchester und der als Konzertorchester
fungierenden Staatsphilharmonie Ludwigshafen bis 2005 gesichert
ist, ab 2006 aber sollen zwei Millionen Euro eingespart werden,
ohne die Existenz der vier Bühnen zu gefährden. Um die
hohe Qualität der Orchester noch zu steigern, sollen die Staatsphilharmonie
und das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Mainz, beide
bislang B-Orchester, zu einem A-Orchester mit den beiden Standorten
Ludwigshafen und Mainz zusammengelegt werden. Rund 60 Stellen würden
dadurch entfallen. Starke Reaktionen gab es von Seiten der Mainzer
Bevölkerung (siehe unser Foto: Andreas Hauff), Intendant Delnon
erklärte das Orchester zum „elementaren Bestandteil des
Staatstheaters Mainz“. ah
Damoklesschwert über Lindenoper
Der bauliche und technische Zustand der Berliner Staatsoper Unter
den Linden ist nach Einschätzung ihres Intendanten Peter Mussbach
dramatisch. Er befürchtet, dass das Haus aus Arbeitsschutzgründen
geschlossen werde. Lediglich die Steuerung der noch aus DDR-Zeiten
stammenden Obermaschinerie werde repariert. Mussbach bezeichnet
dies als „rausgeschmissenes Geld“. Da es diese Technik
nicht mehr gebe, müsse später ohnehin alles neu installiert
werden. Die gesamte Bühnentechnik und das Magazin seien marode,
Wasser dringe in das Fundament ein, auf die Probenbühne regne
es, und der Zuschauerraum sei ebenfalls renovierungsbedürftig.
„Ein in Deutschland einmaliger Fall“, so Mussbach. Über
der Staatsoper schwebe das Damoklesschwert. Die Sanierungskosten
werden auf 120 Millionen Euro geschätzt.
Stiftung für Kulturarbeit an Bayerischen Schulen
Die Kultusministerin des Freistaates Monika Hohlmeier (CSU) hat
zu Beginn des neuen Schuljahres 2003/04 eine eigene Kunst- und Kulturstiftung
für die bayerischen Schulen ins Leben gerufen. Die deutschlandweit
einzigartige Stiftung „art.131“ soll in Zukunft die
künstlerisch-kulturelle Bildung der Schüler intensivieren.
„Wir wollen prominente Künstler und Kulturschaffende
gewinnen, die das Schulleben bereichern“, betonte Hohlmeier.
Bereits zugesagt haben ihren Worten nach unter anderen die Geigerin
Julia Fischer, Regisseurin Caroline Link, Dirigent Marcello Viotti,
der Schriftsteller Nevfrel Cumart und der Bildhauer Stefan Huber.
Die Ministerin verspricht sich von den Begegnungen mit den Profis
„faszinierende Schlüsselerlebnisse, die die Schüler
ihr Leben lang nicht vergessen“.
Universal senkt Preise
Der Musikkonzern Universal Music Group will mit einer Preissenkung
von bis zu 32 Prozent die zuletzt mageren CD-Verkäufe in den
USA wieder ankurbeln. Damit soll eine CD der Vivendi-Universal-Tochter
ab dem 1. Oktober nur mehr 12,98 Dollar kosten, viele CDs werden
sogar für nur 9,99 Dollar erhältlich sein. Mit der Preissenkung
will Universal eine „Revolution“ in der Musikindustrie
starten, die durch Internet-Piraterie und gesunkene Verkaufszahlen
zuletzt stark gebeutelt wurde. „Wir machen damit einen gewagten
strategischen Schritt, um die Leute wieder in die Musikgeschäfte
zu locken“, so Doug Morris, Chairman und Chief Executive von
Universal Music. Konsumenten haben sich schon lange über die
hohen Preise von CDs beschwert, die häufig teurer als DVDs
sind. Der neue CD-Preis betrifft fast alle Angebote, sowohl alte
als auch neue Aufnahmen. Ausgenommen sind klassische und Latino-Musik-Titel
sowie CD-Box-Sets.
Rheingau Musikpreis
Den Rheingau Musikpreis 2003 erhält der Geigenbaumeister Peter
Greiner. Die durch das Rheingau Musik Festival initiierte Ehrung
wird in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben und ist mit 10.000
Euro dotiert. Das Preisgeld wird vom Hessischen Ministerium für
Wissenschaft und Kunst zur Verfügung gestellt. „Wie kein
anderer seiner Zunft“, so heißt es unter anderem in
der Begründung der Jury, „ist es Greiner gelungen zu
beweisen, dass auch in dem weitgehend auf die Pflege und die Restauration
alter Meisterstücke konzentrierten
Streicherbereich der Bau neuer Instrumente faszinierende Möglichkeiten
und Perspektiven erschließen kann. Die Verleihung des Rheingau
Musikpreises an den Geigenbaumeister Peter Greiner findet am 23.
November 2003 statt. Die Laudatio hält Thomas Kakuska, der
Bratscher des Alban Berg Quartetts, die musikalische Umrahmung der
Feierstunde übernimmt der Geiger Christian Tetzlaff.
Aus für Salzsaga
Die eigens für die Produktion des Musicals „Salzsaga“
gegründete deutsche Theater am Königssee-GmbH hat laut
Geschäftsführer Robert Pietsch Insolvenz angemeldet. Als
Ursache nannte er den heißen Sommer, man hätte einfach
mit mehr Besuchern gerechnet. Rund 170 Mitarbeiter, davon 53 Festangestellte,
sind bei der GmbH beschäftigt und bekommen seit August keine
Gehälter mehr ausgezahlt. Der Insolvenzantrag soll allerdings
keine Auswirkungen auf die restlichen Aufführungen haben. Das
Musical solle planmäßig bis 26. Oktober über die
Bühne gehen. Seit der Premiere am 12. April bringt die Theatergesellschaft
die „Salzsaga“ in einer Zeltarena mit 1.300 Plätzen
am Ufer des Königssees in Schönau nahe Berchtesgaden auf
die Bühne. Das Musical entstand nach der Romanvorlage „Der
Mann im Salz“ von Ludwig Ganghofer. In das Projekt waren nach
Angaben der Veranstalter 6,5 Millionen Euro investiert worden.