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nmz-archiv
nmz 2003/10 | Seite 30
52. Jahrgang | Oktober
Laienmusik
Fundraising für Vereine und Verbände
Neue Modelle und Möglichkeiten für Nonprofit-Organisationen
· Von Nico Lauxmann
Sinkende Zuschüsse und weniger Menschen, die sich mit einer
Mitgliedschaft langfristig an einen Verein oder Verband binden möchten,
dies trägt zu gespannten finanziellen Situationen bei ehrenamtlich
tätigen Institutionen bei. Dies hat zur Folge, dass immer mehr
gemeinnützige Organisationen in finanzielle Schwierigkeiten
geraten, Einnahmequellen wegbrechen, auf die man sich jahrelang
verlassen konnte. Um die Ausfälle ausgleichen zu können,
sind die Organisationen dazu gezwungen, sich selbst um die Beschaffung
finanzieller Mittel zu kümmern und neue Modelle der Spendenbeschaffung
umzusetzen. Lösungswege könnten in der Anwendung von Modellen
des Fundraising liegen.
Bisher gibt es in der Literatur keine allgemein anerkannte Definition
des Begriffs Fundraising. Ausgangspunkt des Fundraising ist aber
die Überlegung, dass es sich beim Fundraising um die Beschaffung
von benötigten Ressourcen handelt. Deshalb stellt sich die
weitere Frage, was mit benötigten Ressourcen gemeint ist. Hierbei
ist festzustellen, dass es beim Fundraising nicht immer um die Beschaffung
finanzieller Mittel gehen muss, ganz im Gegenteil. Für eine
Organisation ist es mindestens genauso wichtig, wenn sie die Dinge,
die sie für ihre satzungsmäßigen Aufgaben und Arbeiten
benötigt, direkt bereitgestellt bekommt. Diese Form der Unterstützung
wird in den USA deshalb auch „non-cash Assistance“ genannt,
was man wohl am besten mit der „Überlassung geldwerter
Vorteile“ übersetzen könnte, dies bedeutet mit der
Überlassung von Waren und Leistungen, nicht jedoch mit finanzieller
Unterstützung. Für Firmen ist es wesentlich interessanter,
ihre Waren den Organisationen, Vereinen und Verbände zur Verfügung
zu stellen, als nur einen finanziellen Beitrag zu spenden. Als Beispiel
könnte für musisch-kulturelle Verbände und Vereine
die Überlassung von Musikinstrumenten für die Jugendarbeit
genannt werden. Aber auch die kostenlose Überlassung von Bussen
bei Auftritten, mit der Maßgabe, dass das Orchester an geeigneter
Stelle dieses Sponsoring erwähnt, stellt eine Möglichkeit
des Fundraising dar.
Dieses Beispiel zeigt, dass der Begriff und die Anwendung des
Fundraising viel weiter und umfassender angewendet werden muss.
Es ist als Fazit festzuhalten, dass man unter dem Fundraising nicht
nur die Beschaffung von Spendengeldern oder anderen finanziellen
Mitteln verstehen darf, der Begriff ist viel weiter zu sehen und
bietet für Nonprofit-Organisationen ein weites Möglichkeitsfeld
zur Realisierung der satzungsgemäßen Aufgaben.
Auch das Gesamtvolumen des deutschen Fundraising Marktes zeigt,
wie wichtig diese Aufgabe für vor allem ehrenamtlich tätige
Organisationen ist. In Deutschland existieren keine genauen Daten
oder Zahlen über das Gesamtvolumen des Fundraising Marktes.
Es gibt aber Schätzungen des Deutschen Zentralinstitut für
Soziale Fragen in Berlin, welche das Volumen des deutschen Spendenmarktes
1995 auf zirka zwei Milliarden Euro bezifferten. Berücksichtigt
man alle Organisationen in Deutschland, kommt das Deutsche Spendeninstitut
Krefeld auf insgesamt fünf Milliarden Euro. Von insgesamt 80.000
Nonprofit-Organisationen sind diejenigen herauszurechnen, die entweder
gar kein aktives Spendenmarketing betreiben oder dies nur punktuell
tun. Übrig bleiben 10.000 bis 12.000 Nonprofit Organisationen,
von denen nur 2.500 Organisationen überregional um Spendengelder
und Fundraising Modelle konkurrieren. Nur insgesamt 250 Nonprofit-
Organisationen kommen davon auf ein Spendenvolumen, welches größer
als 500.000 Euro ist. Diese Zahlen sollen verdeutlichen, welche
Chancen und Möglichkeiten für Organisationen bestehen,
mit einer modernen Fundraisingkonzeption neue Einnahmequellen zu
erschließen.
Auch der durch Fundraising anzusprechende Personenkreis ist weit
gefasst. Unter anderem fallen darunter Privatleute, die Geldspenden,
Sachspenden oder auch ehrenamtliche Tätigkeit bereitstellen
können, Firmen, die Organisationen mit Firmenspenden, Sachspenden
oder Mitarbeitern unterstützten können, Stiftungen, die
Erträge aus dem Stiftungskapital den Organisationen zukommen
lassen können, sowie staatliche Institutionen, die Organisationen
mit der Bereitstellung von EU-Fördergeldern, staatlichen Zuschüssen,
Ausrüstung oder ABM Kräften unterstützen können.
Modelle und Möglichkeiten
Nachfolgend sind zwei Segmente des Fundraising beispielhaft dargestellt
und beschrieben, die Organisationen, Verbände und Vereine zur
Erfüllung ihrer satzungsgemäßen Aufgaben anwenden
könnten.
1. Sponsoring
Ein Segment des Fundraising stellt das regionale Sponsoring dar.
Darunter versteht man die Verbesserung der Aufgabenerfüllung
durch die Bereitstellung von Sach- und Dienstleistungen durch Unternehmen,
die damit auch Wirkungen für ihre Unternehmensphilosophie entfalten.
Das regionale Sponsoring besteht aus dem Prinzip von Leistung –
Gegenleistung, welche in einem Vertrag festgehalten werden. Dabei
ist besonders zu beachten, dass für jede Seite unterschiedliche
steuerliche Auswirkungen entstehen. Es ist für beide Sponsoringpartner
ein öffentlichkeitswirksames Geschäft. Bei der Durchführung
eines erfolgswirksamen Sponsorings ist wichtig, die Konzeption in
die Schritte Planung, Organisation, Durchführung sowie die
Kontrolle sämtlicher Aktivitäten beider Partner aufzuteilen
und abzuarbeiten.
Die Idee des Sponsorings findet bei immer mehr Unternehmen in Deutschland
Gefallen. Es ist zu unterteilen in Sport-, Kultur-, Sozial- und
Ökosponsoring. Sponsoren verfolgen eigene Unternehmensziele
und einen Imagetransfer. Durch ein Sponsoring erhofft sich ein Unternehmen
ein öffentliches, positives Image, welche durch Leistungen
des Sponsoringpartners verstärkt oder geschaffen werden soll.
Sponsert zum Beispiel ein Musikinstrumentenhersteller ein Orchester,
welches durch seine Leistungen in der Öffentlichkeit bekannt
und beliebt ist, so erhofft sich das Unternehmen einen positiven
Imagetransfer dieser Beliebtheit.
Da ein Unternehmen einen Sponsorenpartner mit Geld-, Dienst- oder
Sachleistungen unterstützt, verlangt dieses natürlich
auch einen Gegenwert. Dies könnte eine Bereitstellung von Werbeflächen,
gemeinsame Kampagnen oder Veranstaltungen, Namensnennung, Vermittlung
von Kontakten sowie Überlassung von Nutzungsrechten beinhalten.
Unter der Überlassung von Nutzungsrechten fallen zum Beispiel
die Rechte einer CD Aufnahme oder die Überlassung von Adressbestände,
die zu Werbezwecke eingesetzt werden können.
Eine erfolgreiche und für beide Seiten gewinnbringende Sponsoring-Partnerschaft
steht und fällt damit, dass beide Seiten ideal zusammenpassen
und die Leistung sowie das Produkt miteinander verknüpft werden
können. Wichtig ist für eine Organisation, sich folgende
Fragen zu stellen:
Kann der Sponsor mit dem Sponsorprojekt seine Zielgruppe wirtschaftlicher
erreichen als mit anderen Kommunikationsmaßnahmen? Kann das
Sponsoring Projekt seine Zielgruppe mit seinem Kommunikationsziel
(zum Beispiel Marktbekanntheit) wirtschaftlicher durchdringen als
andere Maßnahmen?
In welchem Sponsoring-Bereich ist das Unternehmen bereits tätig
und warum käme gerade Ihre Leistung für die Firma in Frage?
Erfüllen Sie sachliche, persönliche und ideelle Kriterien
für eine glaubwürdige Partnerschaft? Entspricht Ihr Sponsoring-Angebot
der Erwartungshaltung einer breiten Öffentlichkeit an das Unternehmen?
Eine gezielte Vorbereitung einer möglichen Sponsoringpartnerschaft,
eine genaue Definition möglicher Sponsoringpartner und die
Ausarbeitung eines konkreten Projektes erhöhen die Chancen
einer mittelfristigen und für beide Seiten gewinnbringenden
Möglichkeit des Fundraising.