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nmz-archiv
nmz 2003/10 | Seite 38
52. Jahrgang | Oktober
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
Justin Timberlake: Señorita
Justin Timberlake ist zweitrangig. Er dient wie viele andere
mit seinem Gesicht und seinen ordentlich angelernten Vokal-Fähigkeiten
dem Musiker- und Produzentenduo Chad und Pharrell alias The Neptunes
lediglich als ein weiteres Vehikel für ihre musikalische
Raffinesse. Unwiderstehlich bauen sie um den Maracas/Triangel-Shuffle
und die schlichte, pointiert per Rhodes-Sound markierte Harmonie
einen weiteren Soul-triefenden Beat. Der erinnert mit den hinzukommenden
Bläsern trotz des einfältigen Songs, seiner konventionellen
Struktur und des etwas zu weich geratenen B-Teils angenehm an
den Soul der guten Earth, Wind & Fire-Zeiten. Das funktioniert
sogar noch im Video, auch wenn das „Mexican Bar“-Setting
vor Barcardi-Klischees nur so trieft. Man mag gar nicht glauben,
dass die Tänzerinnen und Tänzer Spaß an dem einfältigen
„Call & Response“-Spielchen des Bubis haben, der
sich da das Mikro geschnappt hat.
The Rolling Stones: Sympathy For The Devil (Neptunes Remix)
Wählerisch sind die Neptunes weiß Gott nicht. Wenn
die Stones das längst enervierende „Uh Uuh“ ihres
35 Jahre alten Bürgerschreck-Hits noch mal in die Charts
bringen wollen, dann tun Chad und Pharrell auch das. Sie tun es
mit der ihnen eigenen Eleganz und mit Respekt. Zunächst verleihen
sie den Perkussionsteilchen nur etwas mehr funkige Geschmeidigkeit.
Spätestens ab der kleinen überraschenden Bruchstelle
vor dem zweiten Refrain beweisen sie aber auch ihr Gespür
für dramaturgische Effekte. Gegen Ende bremsen sie sogar
das ursprüngliche Dauerfeuer des Songs mit einem plötzlichen
Akustik-Arrangement (Gitarre, Streicher) aus. Und das wiederum
tut auch dem ziemlich plumpen Verlauf des Videos ganz gut, denn
es intensiviert die Ankunft des Bösen im Konferenzraum der
Mächtigen. Immerhin.