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nmz-archiv
nmz 2003/10 | Seite 22
52. Jahrgang | Oktober
Noten
Durchlauferhitzer für Jungkomponisten
Luis Zett legt einen Komponier-Baukasten vor
Luis Zett: Der Komponier-Baukasten (Anleitung und Bausteine
zum Selberkomponieren für Klavier- und Keyboardspieler; mit
CD). 87 Seiten. Edition Hug 11642.
Wer Luis Zetts so ungemein erfinderische wie erfrischende Bände
im musikalisch früherzieherischen Bereich kennt, der mag vom
Komponier-Baukasten vielleicht etwas enttäuscht sein. Dieser
Band richtet sich an junge Musiker, die erste Anfangshürden
im Spiel wie in der Harmonielehre bereits genommen haben (gedacht
ist an Schüler von etwa zwölf Jahren aufwärts) und
nun mit dem Wunsch kommen, auch selbst einmal eine eigene Komposition
zuwege zu bringen. Zett arbeitet in erster Linie mit harmonischen
Modellen, mit Bass-Sequenzlinien bis hin zu Grounds im Jazz, und
führt vor (und fordert immer wieder zum Selber-Probieren heraus),
wie dazu eine rhythmisch pointierte und zugleich inspiriert gebaute
Melodie zu erfinden sei.
Dem, was er dazu anmerkt, möchte man gar nicht widersprechen.
Geschärft wird der Blick auf ungeschickt Gebautes, dann auf
Vorbildhaftes. Gleichwohl bleibt der Charakter des Schablone-Komponierens
gewahrt (eine Schablone, die gleichsam Tricks zu ihrer Trivial-Durchbrechung
verrät). Man mag durchaus glauben, dass sich viele Schüler,
die sich in den Band vertiefen, ganz cool finden, wenn ihnen Ansprechendes
gelingt. Aber in solcher Zähmung verläuft musikalische
Erfindung heute denn doch nicht – und sie verlief dort nie.
Vielleicht überzieht man den Anspruch des Komponier-Baukastens,
wenn man mehr Freisetzung spontaner kreativer Kraft erwartet: also
Beispiele für ungebändigte Ansätze. Die gibt es ja
durchaus und für sie sind Baukastenmodelle ohnehin obsolet.
Zett kennt sie natürlich, er kennt aber auch die Wünsche
junger Musiker nach schnellen Resultaten. Denen gab er nach. Als
Durchlauferhitzer kann man den Band durchaus empfehlen, es gibt
eine Vielzahl von Modellen, von guten Hinweisen. Komponieren „Können“
werden aber immer noch die Wenigen, die sich dann von solchen Mustern
radikal befreien. Wären nicht wenigstens ein paar Hinweise
in diese Richtung in einem solchen Band angebracht gewesen?