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nmz-archiv
nmz 2003/11 | Seite 46
52. Jahrgang | November
Dossier:
Klangwerkstatt
Sternzeit 2003: ein Klassiker wird geboren
Drumsets unter der Lupe: das Tama Starclassic Performer Version
2003 – ein Testbericht von Michael Heß
Hoshino ist es gelungen, Schlagzeuge zu bauen, die seit Jahrzehnten
auf unzähligen Alben zu hören sind. Diese Trommeln bieten
die Plattform, die es den verschiedenen Stars erlaubt, ihren speziellen
Sound zu erzeugen. Ganze Drummergenerationen schwärm(t)en für
den Drumsound von Stewart Copeland (Police), Lars Ulrich (Metallica)
oder Simon Phillips (jetzt Toto). Und die sind nur die Speerspitze
der Rockdrummer, die seit Jahren auf Tama Drums vertrauen.
Alle diese Größen spielen die seit den neunziger Jahren
von Tama hergestellte Starclassic Serie, welche die Topreihe unter
den Tama Produkten darstellt. Nach mehreren Weiterentwicklungen
sind die Klassifizierungen heute so, dass in der Starclassic Serie
die Ahornkessel in verschiedensten Ausführungen angeboten werden,
während die Kessel der Starclassic Performer Serie ausschließlich
aus Birke gefertigt werden. Beide Schlagzeugreihen sind eng miteinander
verwandt, wenngleich sich die Starclassic Serie durch das ein oder
andere Feature abhebt und dadurch auch ihren höheren Preis
rechtfertigt.
Doch damit nicht genug. Tama bietet mit der Starclassic Performer
EFX Serie auch folierte Sets an und schafft es damit, so gut wie
jeden Klang und optischen Wunsch mit den Starclassics abzudecken.
Neu in die Familie hinzugekommen ist das zum Test stehende Shellset
der Starclassic Performer Reihe in Dark Sherry Fade.
Konstruktion
Die Kesselmaße des Shellsets, das mit Doppeltomhalterung
und Standtombeinen ausgeliefert wird, haben interessante Größen.
Die Bassdrum in 22“x 18“ entspricht mit ihren 2“
Extratiefe (verglichen mit dem Standard) dem absoluten Trend nach
großen Tiefbassanteil und viel Druck. Auch die Tom Toms liegen
mit ihren Accel Maßen (Zwischengrößen zwischen
tiefen und Standardkesseln) in 10“x 8“ und 12“x
9“voll im Trend. Die 16“x 16“ Standtom rundet
das Tomprogramm nach unten hin ab. Zu guter Letzt enthält das
Testset eine 14“x 5,5“ Snare-drum.
Alle Trommeln verfügen über relativ dünne Kessel.
Die sechslagigen Toms weisen eine 5,5 mm Wandstärke auf, die
siebenlagige Bassdrum misst 7 mm Stärke und die achtlagige
Snaredrum besitzt einen 8 mm starken Kessel. Alle Kessel sind mit
einer runden Kesselgratung und einem runden Gegenschnitt versehen,
wodurch Obertöne reduziert werden. Ebenfalls allen Kesseln
gemeinsam sind die Gussspannreifen, in die als optisches Schmankerl
der Starclassic Schriftzug eingraviert wurde. Davon ausgenommen
besitzt die Bassdrum klassische Holzspannreifen, die passend zum
Farbverlauf des Kessels lackiert wurden. Dem Shellset liegen kleine
Textilaufkleber bei, die auf den Reif aufgeklebt werden, um vor
dem Verkratzen durch die Fußmaschine zu schützen.
Die Tom Toms verfügen über das sehr praktische Starcast
Mounting System, das zum einen das Freischwingen des Kessels erlaubt
und zum anderen dem schnellen Fellwechsel nicht entgegenwirkt, wie
manche Produkte der Konkurrenz. Absolut neu ist das Tomhaltesystem:
Auf der Bassdrum befindet sich neuerdings ein Schlitten, mit dem
sich die Halterung im gewünschten Abstand zum Körper des
Schlagzeugers nach vorn oder hinten verschieben lässt. Darauf
wird die eigentliche Tomhalterung befestigt und deren Höhe
durch ein Teleskopstativ justiert. Daran befindet sich die klassische
und gut zu justierende OmniBall Halterung in einfacher Ausführung.
Eine zweite Variante, wie sie auch als Tomhalter via Multiclamp
an einem Beckenständer befestigt werden kann, ist wiederum
drehbar und höhenverstellbar in der Hauptsäule eingelassen.
Dieses System ist äußerst vielseitig und erlaubt es dem
Drummer, alle gängigen Aufbauten der Toms ergonomisch sinnvoll
zu gestalten. Lobenswert ist diese Konstruktion auch vor allem deswegen,
weil die Bassdrumluftsäule nicht durch hineinragende Stangen
unterbrochen wird und das obligatorische große Loch im Kessel
entfällt.
Eine weitere Neuerung sind die Standtombeine deren Gummifüße
luftgepolstert sind. Dadurch werden Schwingungen etwa des Bühnenbodens
nicht auf die Trommel übertragen. Die meisten Hardwarefeatures
sind aber schon seit einiger Zeit bekannt und bewährt, wie
zum Beispiel die sehr gut zu justierenden und standfesten Bassdrumausleger.
Natürlich sind alle Halterungen mit passenden Memory Clamps
versehen und per Stimmschlüssel zu justieren. Die neugestalteten
gegossenen Bassdrumklauen, die innen komplett gummiunterlegt sind
zeugen ebenso von der großen Liebe zum Detail, wie die Gummiringe
an den Spannschrauben, die Verstimmungen entgegen wirken.
Optisch überzeugt dieses Set durch seine tadellose Fade Lackierung
in Kombination mit den kleinen Spannböckchen voll und ganz.
Dieses Arrangement erzeugt eine klassische und edle Optik. Die Qualität
aller Bauteile ist von höchster Güte, lediglich bei sehr
genauer Betrachtung fällt ein kleiner Kratzer auf, welcher
im Kessel des Standtoms überlackiert wurde.
Praxis
Das Tama Starclassic Performer ist ab Werk mit Evans Fellen bestückt.
Auf der Bassdrum findet man ein klares EQ4 Schlagfell und ein einschichtig
schwarzes vorgedämpftes Resofell mit goldenem Tama und Starclassic
Logo. Die Toms wurden mit klaren Genera G2 Schlag- und Genera G1
Resofellen bestückt. Die Snare ist mit einem einschichtig klaren
Resonanzfell und dem obligatorischen weißen aufgerauten Schlagfell
versehen. Bei der Bassdrum zeichnet sich mit dieser Kombination
in tief gestimmtem und unbedämpftem Zustand ein unglaublich
fetter tiefer Grundton mit sehr hohem Druck ab. Der deutliche Attack
rundet das Gesamtbild ab. Dieser Sound erfreut jeden Rock-Musiker
und Mischer. Bei Verwendung eines stärker bedämpften Resonanzfells
mit Luftausgleichsloch wird dieser Effekt nochmals verstärkt.
Dieser Sound eignet sich perfekt für härtere Rockmusik,
dank der hohen Tiefbassanteile schiebt das Instrument unglaublich.
Höher gestimmt und mit einschichtigem Schlagfell lassen sich
mit dem Instrument aber auch moderatere Stile bis hin zum Akustik
Jazz bedienen, wobei hier aufgrund der Kesselgröße spielerisches
Feingefühl gefragt ist.
Die Tomreihe ist tonal sehr gut aufeinander abgestimmt, alle Trommeln
lassen sich leicht und schnell stimmen. Bei mittlerer Stimmung erzeugen
sie einen warmen Ton mit großem Bassanteil und sehr knackigem
Anschlag bei mittlerem Sustain. Bei der 16“ Standtom tritt
die hohe Qualität sehr deutlich zu Tage. Diese Trommel schwingt
nach dem Anschlag äußerst gleichmäßig, so
dass keinerlei Dämpfung nötig ist um störende Frequenzen
herauszufiltern.
Mit einschichtigen Fellen bespannt, erhalten die Trommeln einen
knackigeren Charakter und lassen sich in einem breiten Fenster von
hoch bis tief sauber stimmen. Infolgedessen sind diese Trommeln
je nach Stimmung vom harten Rock bis zum Akustik Jazz in jedem Stil
kompromisslos einzusetzen. Die mit einem zwanzigspiraligen Teppich
und einer einfachen, aber sehr funktionalen und geräuscharm
funktionierenden Abhebung ausgestattete Snaredrum, fügt sich
sehr harmonisch in das Klangbild dieses Sets ein. Ihr Stimmumfang
reicht von tief bis sehr hoch, ohne dass klangliche Einbußen
hingenommen werden müssen. Der Sound bleibt in jeder Stimmung
aufgrund der Gussspannreifen sehr knackig. Die sensible Ansprache
der Trommel ist vorbildlich. Schließlich ist Tama mit dieser
Trommel eine passende Snare zu einem vielseitig einsetzbarem Schlagzeug
gelungen.
Fazit
Insgesamt klingt jede Trommel dieses Sets offen transparent und
gleichzeitig warm, mit knackig scharfem Attack und viel bassigem
Sustain. Dieses Schlagzeug trägt mit Sicherheit dazu bei, den
Trend, Birkeschlagzeuge zu spielen, wieder aufleben zu lassen. Sehr
beeindruckend sind die vielen innovativen Ideen, wie Tomhalterung,
Bassdrumspannklauen, die diesem Schlagzeug seinen speziellen Charakter
geben.
Darüber hinaus überraschen die unglaublich großen
Allroundeigenschaften dieses Shellsets. Aufgrund der breiten Einsatzmöglichkeiten
wird die Starclassic Performer Serie mit Sicherheit künftig
auf vielen Bühnen und in einer Menge Studios zu sehen sein.
Dieses Instrument hat das Zeug dazu, Kult zu werden.