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nmz-news
nmz 2003/11 | Seite 2
52. Jahrgang | November
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Der Zukunft der Musik verpflichtet gewesen
Zum Tode des Opernintendanten Joachim Klaiber
Intendantenmodell –
Joachim Klaiber im Alter von 90 Jahren.
Foto: Charlotte Oswald
Schon mehr als drei Jahrzehnte befand er sich im Ruhestand, doch
jugendliche Neugier und ein tiefes Engagement trieben ihn immer
wieder an die Stätten, an denen an der Zukunft der Musik und
des Musiktheaters gearbeitet wurde. Man begegnete Joachim Klaiber,
immer gemeinsam mit seiner Frau, der Sängerin Carla Henius,
Nonos „Muse”, in Donaueschingen, in Witten, bei fast
allen wichtigen Opernaufführungen zwischen Hamburg und München,
Berlin, Leipzig und Dresden und auch bei den Premieren im Kieler
Opernhaus, dem er von 1963 bis 1976 als Generalintendant der Städtischen
Bühnen Kiel (auch des Schauspiels) vorstand. In Kiel verwirklichte
er seine Vorstellungen eines modernen, der Gegenwart verpflichteten
Musiktheaters. Es waren nicht nur die Uraufführungen –
von Reimann, Isang Yun, Dieter Schönbach, Manfred Niehaus und
anderen –, die die „Klaiber-Oper” überregional
berühmt machten. Ebenso wichtig war das intellektuelle Klima
im Theater, das konsequente Bekenntnis zur Gegenwart, zu den Komponisten,
Autoren, Dirigenten und Regisseuren, die Klaibers Kieler Ära
kennzeichneten. Cage, Kagel, Stockhausen und Schnebel wurden mit
neuen Werken präsentiert, Peter Ronnefeld und Hans Zender hießen
Klaibers Chefdirigenten, Gielen, Maderna und Gerd Albrecht kamen
immer wieder gern als Gäste nach Kiel. Mit allen verbanden
Joachim Klaiber und Carla Henius enge persönliche Freundschaften,
die aus geistiger Übereinstimmung resultierten, aus dem Wissen,
dass Kunst nur aus ständiger Verwandlung und Erkundung Energien
für die Zukunft zu gewinnen vermag. Das Beispiel, das Joachim
Klaiber gab, wirkte weit über seine Intendantenzeit hinaus.
Auch heute noch wird in Gesprächen über den Zustand unserer
Bühnen immer wieder auf das Vorbild verwiesen, das Klaiber
einst gesetzt hat. Sein Wissen, seine Erfahrung, seine Integrität
wurden von vielen auch jüngeren Theaterleuten geschätzt.
In Kiel ist Joachim Klaiber, nur wenige Monate nach dem Tod von
Carla Henius, im Alter von fünfundneunzig Jahren gestorben.
gr
Duisburger Musikpreis geht an Gerhard Stäbler
Am 26. Oktober erhielt Gerhard Stäbler für seine vielfältigen
musikalischen Tätigkeiten den Duisburger Musikpreis. Vor ihm
wurden bereits Krzysztof Penderecki, der Regisseur Christof Loy
oder auch Toshio Hosokawa in Duisburg ausgezeichnet. Im Rahmen der
Preisverleihung mit einer Festrede des renommierten Musikwissenschaftlers
Hermann Danuser im Wilhelm Lehmbruck Museum führte das holländische
Ives Ensemble Stäblers Ensemblewerk „Die Reise für
Ensemble“ (2001/02) erstmalig in Deutschland auf. Zudem stand
das häufig gespielte „Den Müllfahrern von San Francisco“
für sieben Spieler (1989/90) auf dem Programm. Auch im Zusammenhang
der Preisverleihung findet ein Workshop vom 3. bis zum 9. November
an der Folkwanghochschule Essen statt. In Konzerten am 8. und 9.
November dirigiert Peter Rundel zahlreiche, auch größer
besetzte Ensemblewerke: darunter „spatial ayres“ für
Sopran solo, Ensemble und Tonband zu Texten von Heiner Müller
(1999/2000).
Anna Stadler
Sie war keine normale Klavierpädagogin, sondern eine besonders
Auserwählte, eine kolossale Ausnahmepädagogin unter den
zahlreichen Klavierlehrern dieser Welt, die etwas auf sich halten.
Falscher Druck oder Drill gegenüber ihren Schülern lagen
ihr nicht, und dennoch war sie bestimmend in der Art ihres Unterrichtens.
Hören, hören und nochmals hören – eine innere
Ausrichtung über Hören, eben „inneres Hören“.
Unbedingt klangorientiert war ihr Unterricht, ohne zu viele Worte.
Entscheidend für Anna Stadlers künstlerische Entwicklung
war in jungen Jahrern die Begegnung mit Beata Ziegler gewesen, die
als Klavierpädagogin am Kloster der Englischen Fräulein
in Bad Aibling wirkte. Beata Ziegler hatte „das Innere Hören
als Grundlage einer natürlichen Klavierspieltechnik“
entdeckt und in einem dreibändigen Klavierschulwerk lehrbar
gemacht. An den Anfang jedes Klavierunterrichtes hatte Beata Ziegler
die Bildung klangvoller Töne, die sie „Kerntöne“
nannte, gestellt und damit die Ausbildung der Klangvorstellung.
Mit dem Tod von Anna Stadler verliert die Klavierwelt eine der letzten
Unterweiserinnen künstlerisch genuinen Klavierspiels. Ihr Tod
ist eine beispiellose Zäsur in der Geschichte der Klavierpädagogik.
Innerlich kraftvoll, kernig, warm, jedoch still und leise, fast
so wie bei einem hellen, bis zur letzten Klangwelle ausgehörten
Klavierton – verklang denn auch ihr Leben. ic/lr
UNESCO-Musikrat: Peter Rantasa im Vorstand
Der Direktor des „mica - music information center austria“,
Peter Rantasa, ist bei der Generalversammlung des Internationalen
Musikrats der UNESCO Mitte Oktober in Montevideo (Uruguay) in den
Vorstand des Gremiums gewählt worden. Dies teilte das „mica“
am Dienstag in einer Aussendung mit. Rantasa folgt in dieser Funktion
auf Franz Patay, der als Koordinator des Mozartjahrs 2006 in Wien
aus Zeitgründen ausschied. Rantasa ist nach Patay und Gottfried
Scholz der dritte Österreicher im höchsten Führungsgremium
des UNESCO-Musikrats. Der Internationale Musikrat mit Sitz in Paris
ist mit der Durchführung von Musikprojekten der UN-Organisation
für Erziehung, Wissenschaft und Kultur UNESCO betraut. Unter
anderem werden etwa in Afrika oder Südamerika edukative Musik-Projekte
für Jugendliche durchgeführt.
Flimm unterschreibt bei RuhrTriennale
Der Theaterregisseur Jürgen Flimm hat Mitte Oktober in der
Düsseldorfer Staatskanzlei den Vertrag über die Intendanz
der 2005 beginnenden zweiten RuhrTriennale unterzeichnet. Er freue
sich auf das Ruhrgebiet und habe zugleich „Bammel” vor
der Aufgabe, sagte er. Die von dem ersten Triennale-Intendanten
Gérard Mortier geleistete Arbeit lobte er ausdrücklich
und bekundete zudem, daran anschließen zu wollen. Nordrhein-Westfalens
Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) sagte, er sei
zuversichtlich, dass der designierte Intendant die Triennale ab
2005 erfolgreich weiterführe, betonte Steinbrück. Ende
vergangenen Monats hatte die Landesregierung angesichts der allgemeinen
Sparzwänge beschlossen, den Etat des dreijährigen Kulturfestivals
um mehr als zehn Prozent zu kürzen. So soll die Landesförderung
von derzeit 42 Millionen auf 38 Millionen Euro sinken. Steinbrück
verteidigte diesen Schritt, versicherte aber zugleich, dass die
Zukunft der Triennale nicht in Frage stehe.
SWR-Jazzpreis 2003
Traditionelle Spielformen des Jazz beherrscht er ebenso wie die
Rhythmen des Rock. Aber auch Experimenten mit elektronischen Instrumenten
verschließt sich der aus dem bayerischen Weilheim stammende
Saxophonist Johannes Enders nicht: Im Sog des elektro-rockigen „Tied
& Tickled Trios”, dem Enders gleichfalls angehört,
konnte er auch mit seiner Gruppe „Enders Room” auf der
neuen CD „Monolith” einen ganz eigenständigen Sound
entwickeln – dafür wurde ihm im September der SWR-Jazzpreis
2003 zuerkannt.
Domorganist Eberhard Kraus
Sein Haus glich einem begehbaren Notenarchiv, seine Repertoirekenntnis
war legendär. Beeindruckend auch das Pensum an Aktivitäten,
das der langjährige Regensburger Domorganist bis zuletzt bewältigte.
Zwar blieb die Orgel immer das Zentrum seines Musikerlebens, doch
galt auch den beiden anderen Instrumenten, die er einst mit Hauptfachdiplom
absolviert hatte, dem Klavier und dem Cembalo, seine Leidenschaft.
In zahllosen Konzerten hat er sie mit kenntnisreich kommentierten
Ausgrabungen zum Klingen gebracht. Als Komponist hatte er einen
Weg gefunden, strenge Zwölftontechnik mit einer ganz eigenen
Fasslichkeit zu verbinden und setzte sich – zumal in der Vereinigung
Ostbayerischer Tonkünstler – auch für Werke von
Kollegen immer wieder ein. Als Chorleiter, Pädagoge, mit seinen
Konzerten und Einspielungen reichte die Wirkung seines musikalischen
Tuns weit über die Region hinaus. Ende Oktober ist Eberhard
Kraus 72-jährig in Regensburg verstorben. jmk