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nmz-archiv
nmz 2003/11 | Seite 29
52. Jahrgang | November
Jugend musiziert
Jubel über Wettbewerbserfolge in Linz
Bericht vom Europäischen Musikpreis für die Jugend 2003
Der jährlich in wechselnden Ländern Europas stattfindende
Wettbewerb um den „Europäischen Musikpreis für die
Jugend“ wurde dieses Jahr in Linz an der Donau (Österreich)
ausgetragen, organisiert in Zusammenarbeit mit der „Europäischen
Union für Jugendmusikwettbewerbe“ (EMCY) und dem Wettbewerb
„Musik der Jugend“ Österreich.
Ausgeschrieben waren die Kategorien „Oboe solo“, „Fagott
solo“ und „Klaviertrio“, jeweils in die beiden
Altersgruppen „junior“ beziehungsweise „senior“
unterteilt. Insgesamt meldeten sich Teilnehmer aus 14 Ländern
an, allesamt Preisträger nationaler Wettbewerbe, so dass ein
hohes musikalisches Niveau zu erwarten war. Nach zum Teil weiten
Anreisen in die Stadt an der Donau aus Russland, Norwegen, Spanien
– die Teilnehmenden aus Litauen hatten gar eine 14-stündige
Autofahrt hinter sich – begannen die Vorrunden des „Europäischen
Musikpreises für die Jugend“. Alle Wertungen sowie das
Finale der Klaviertrios fanden im Bruckner Konservatorium statt
– vor dem Gebäude kündeten die Flaggen der EMCY
und der „Musik der Jugend“ von den Ereignissen im Inneren
–, wo sich die internationale Teilnehmerschar mit den einheimischen
Musik-, Tanz- und Schauspielstudenten mischte.
Um ins Finale zu gelangen, mussten zwei Runden überstanden
werden. Bei den Bläsern waren in der ersten Runde verschiedene
Pflichtstücke der beiden österreichischen Komponisten
Thomas Doss und Gunter Waldek gefragt. Dass letzterer den Vorsitz
der Bläser-Jury hatte, machte den Vortrag seiner Kompositionen
sowohl für die Kandidaten als auch für ihn selbst besonders
spannend. Die teilweise sehr unterschiedlichen Interpretationen
zeigten, wie abwechslungsreich das Zuhören dieser zeitgenössischen
Pflichtwerke sein kann. Die zweite Bläser-Runde forderte Konzertliteratur
mit Klavierbegleitung. Als Preisträger der Bläser gingen
nach diesen beiden Runden hervor: der Oboist Christopher Bouwman
(22) aus den Niederlanden und die österreichische Fagottistin
Heidrun Wirth (18) mit je einem 1. Preis, die Oboistin Tatyana Malyarova
(18) aus Russland mit einem 2. Preis und die Schweizer Oboistin
Aline Chenaux (21) mit einem 3. Preis. Für die beste Interpretation
des Pflichtstücks für Oboe solo der Altersgruppe „junior“
von Thomas Doss wurde Clément Noël (16) aus Frankreich
ausgezeichnet. Aber auch für die auffallend gute Klavierbegleitung
wurden mit Sonderpreisen Ugne Antanaviciute (18) aus Litauen und
Rok Palcic (19) aus Slowenien gewürdigt.
Die Kategorie „Klaviertrio“ konnte mit den jüngsten
Teilnehmern des gesamten Wettbewerbs aufwarten: Die Mitglieder des
Trios aus Kroatien waren 12 und zweimal 13 Jahre jung und boten
bereits erstaunliche Leistungen. Unter der Leitung von Reinhart
von Gutzeit, Direktor des Bruckner Konservatoriums, hatte es die
international besetzte Jury nicht leicht mit den ähnlich guten
Leistungen der übrigen Trios.
So gingen zwei 2. Preise an das deutsche „Trio Phönix“
(Konstantin Georgiou, 16, Klavier – Susanne Schäffer,
14, Violine – Gregor Kübler, 15, Violoncello) und das
„Lichnowsky-Trio“ aus Großbritannien (Joseph Middleton,
22, Klavier – Shulah Oliver, 21, Violine – Katherine
Denton, 20, Violoncello), zwei erste Preise wurden an die beiden
Klaviertrios „Trio Brio“ aus Norwegen (André
Hæhre, 14, Klavier – Ragnhild Hemsing, 15, Violine –
Frida Fredrikke Waaler Warvågen, 15, Violoncello) und das
„Koncz-Trio“ (Hemma Tuppy, 15, Klavier – Christoph
Koncz, 16, Violine – Stephan Koncz, 19, Violoncello) aus Österreich
vergeben – großer Jubel!
Den festlichen Höhepunkt des Wettbewerbs konnte man am Freitag,
den 3. Oktober im Brucknerhaus erleben: Im Finalkonzert spielten
die beiden Trios aus Norwegen und Österreich sowie die ersten
und zweiten Preisträger der Bläser-Kategorien. Sie wurden
vom Bruckner Orchester Linz unter der Leitung von Dennis Russell
Davies begleitet. Auf dem Programm standen Werke von Mozart, Schostakowitsch,
Haydn, Kozeluh und Strauss. Nach diesem mit Spannung verfolgten
Konzert wurde in der anschließenden Preisverleihung der „Europäische
Musikpreis für die Jugend“ vergeben – zur freudigen
Überraschung der Musiker, aber auch des Publikums gleich dreimal:
der „Europäische Musikpreis für die Jugend“
in Höhe von 2.000 Euro für Solisten ging an den Oboisten
Christopher Bouwman, das „Trio Brio“ und das „Koncz-Trio“
erhielten die Auszeichnung in der Ensemble-Fassung in Höhe
von jeweils 4.000 Euro. Der Vorsitzende beider Jurys, Prof. Paul
Roczek aus Österreich, und Hans Peter Pairott, Präsident
der EMCY, überreichten die Preise, begleitet vom Applaus eines
begeisterten Publikums und lautstark bejubelt von den übrigen
Wettbewerbsteilnehmern im Publikum. Neben der Auszeichnung mit Geld-
und Sachpreisen können die Preisträger mit Konzerteinladungen
in verschiedenen Ländern Europas rechnen.
Das Konzert wurde mitgeschnitten und vom Österreichischen
Rundfunk gesendet; eine CD ist in Vorbereitung. Der „Europäische
Musikpreis für die Jugend 2004“ wird im Oktober 2004
in den Kategorien Gitarre solo und Bläserensemble in Dubrovnik
(Kroatien) ausgetragen werden.