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nmz-archiv
nmz 2003/11 | Seite 32
52. Jahrgang | November
Landesmusikräte
Nordrhein-Westfalen
Blick nach vorn
25 Jahre Landesmusikrat NRW
Auf sein 25-jähriges Bestehen konnte der LandesMusikRat
NRW e.V. bei einer Festveranstaltung unter der Schirmherrschaft
des Landtagspräsidenten Ulrich Schmidt MdL am 19. September
im Düsseldorfer Ständehaus zurückblicken. Zu den
zahlreichen Gratulanten gehörte auch Minister Dr. Michael
Vesper. Den Blick nach vorne richteten der Präsident des
Landesmusikrates, Prof. Dr. Werner Lohmann, und die Generalmusikdirektorin
der Bergischen Symphoniker, Romely Pfund, als sie ihm das Positionspapier
des LandesMusikRates „Zum Wohle unserer Kinder“ überreichten,
das inhaltlich an die zuvor veranstaltete Tagung zur musikalischen
Bildung im Kindesalter „Jenseits von PISA? Lernen mit Sinn(en)
und Verstand“ anknüpfte. Vorgestellt wurde außerdem
ein neu entwickeltes Sport-, Spiel- und Musikmobil, das Teil der
Kooperation „Sport und Musik-Kulturen in Takt und Bewegung“
zwischen dem LandesMusikRat und dem LandesSportBund ist.
Offene Kategorie in offene Ohren
6. Landes-Orchesterwettbewerb NRW in Wuppertal
Viele Neuerungen gab es beim nordrhein-westfälischen Orchesterwettbewerb
am 3./4. Oktober in Wuppertal: Zum einen wurde das Großereignis,
das in den vorangegangenen Durchgängen immer dezentral veranstaltet
worden war, für (fast) alle Kategorien an einem Wochenende
in nur einer Stadt ausgetragen. Wuppertal bot hier mit der historischen
Stadthalle, dem Forum Maximum im Theater Rex und einer Schulaula
hervorragende Rahmenbedingungen. Des weiteren wurde erstmals auf
die obligatorischen, für den Deutschen Orchesterwettbewerb
geltenden (Wahl-)Pflichtstücke verzichtet.
Ferner beinhaltete der Wettbewerb eine ganz neue Sparte, nämlich
die für die Ensembles der „Offenen“ Kategorie.
Dementsprechend gespannt war man auf die musikalischen Darbietungen
der sieben beteiligten Orchester. Die Bandbreite reichte von der
Renaissance (Gabrieli-Ensemble Emsdetten) bis zum Pop dieser Tage
(Electric Sound Orchestra, Geldern), was die Juroren und Teilnehmerjuroren
vor eine schwierige Aufgabe des Leistungsvergleichs und der Bewertung
stellte. Ganz weit offene Ohren waren hier gefordert. Am Ende
stand dann auch ein sehr ungewöhnliches Orchester als Sieger
und nordrhein-westfälischer Vertreter beim Deutschen Orchesterwettbewerb
2004 in Osnabrück fest: Das BÄNG BÄNG Steel Drum
Orchestra Dortmund wird seine gestimmten Ölfässer zum
Teutoburger Wald rollen und dort für karibische Stimmung
sorgen. Eventuell entspricht dieses Ensemble nicht exakt dem Bild,
das der Hauptausschuss des Deutschen Orchesterwettbewerbs im Sinn
hatte, als er die neue Kategorie erfand, doch die Teilnahmebedingungen
werden erfüllt, die Musik ist gut und so steht der Teilnahme
nichts im Wege. Insgesamt beteiligte sich am 6. Landes-Orchesterwettbewerb
NRW eine Rekordzahl von 72 Orchestern. Die hierin enthaltenen
fünf Sinfonieorchester (Kategorie A1/A2) nahmen dabei insofern
eine Sonderstellung ein, als dass hierfür als weitere Neuerung
eine „Reisejury“ eingesetzt wurde, die die Orchester
vor Ort besuchte und bewertete. Das Siegerorchester dieser Kategorie,
der Orchesterverein Solingen unter der Leitung von Michael Forster,
eröffnete auch das erste von zwei glanzvollen Abschlusskonzerten
im großen Saal der Wuppertaler Stadthalle. Beim zweiten
Konzert brachte dann – nach hervorragenden Beiträgen
so unterschiedlicher Ensembles wie etwa des Orchestervereins Hilgen
und der Big Band „Big Stuff“ aus Wipperfürth
– das besagte Steel Drum Orchester mit Calypso-Klängen
den Saal spontan zum Tanzen.
Schon Tradition in NRW ist die Kategorie der „Kinderorchester“.
Diese wird nur hier ausgetragen, was sich wohl schon herumgesprochen
hat, denn die Juryvorsitzende Anke Haun konnte auch ein Gastorchester
aus Thalheim in Hessen begrüßen. Die jüngsten
der jungen Musikerinnen und Musiker zeigten, was an Potenzial
vorhanden ist. Die Jury und die (Kinder-)Teilnehmerjury waren
sich einig über die Sieger: Das junge Streichorchester der
Westfälischen Schule für Musik in Münster. Dass
diesem Orchester trotz Spitzenbewertung nicht die Teilnahme am
Deutschen Orchesterwettbewerb winkt, ist schade. Nicht nur für
das Orchester, sondern für die Laienmusik in Deutschland
insgesamt. Es ist also zu hoffen, dass die Verantwortlichen beim
Deutschen Orchesterwettbewerb nicht nur für Steel Drums,
sondern ab dem 7. Orchesterwettbewerb auch für Kinderorchester
offene Ohren haben werden. Dann müssen die Hessen auch nicht
so weit reisen!
Michael Bender
Initiative zur musikalischen Breitenbildung
Düsseldorf, September 2003
Zum Wohle unserer Kinder
Weil
die neueren Entwicklungs- und Hirnforschungen bestätigen,
dass die intensive Beschäftigung mit der Musik die Entwicklung
des Kindes schon im frühkindlichen Alter nachhaltig positiv
beeinflusst,
in einer sechsjährigen Langzeitstudie an Grundschulen
in Berlin sich gezeigt hat, dass es bei Schülerinnen und
Schülern mit verstärktem Musikunterricht und regelmäßigem
Instrumentalspiel zu einem deutlichen Kompetenzgewinn auch im
außermusikalischen Bereich gekommen ist und auch sozial
benachteiligte oder in ihrer geistigen Entwicklung weniger geförderte
Kinder von einer erweiterten Musikerziehung erkennbar profitierten,
Bildung auf den gesamten Menschen, also auch seine künstlerischen
Fähigkeiten und die damit verbundenen kulturellen Werte zielt,
deshalb
müssen wir die Musik in ihrer Vielfalt wieder zurückholen
in die Entwicklungs- und Lebensbereiche unserer Kinder, damit
Eltern erfahren und erleben können, wie Musik ihr Kind
bereits von Anfang an in seiner Entwicklung fördern und prägen
kann,
jedes Kind den eigenen Umgang mit Musik in Kindergärten
und anderen vorschulischen Einrichtungen als selbstverständlichen
und gestaltenden Bestandteil seines Lebens erfahren kann,
jedes Kind in der Grundschule qualifizierten regelmäßigen
Musikunterricht und vertiefende Angebote (Singen, Instrumentalspiel,
Bewegung) erhält und dadurch positive Erfahrungen im Umgang
mit Musik machen kann.
Dieses anspruchsvolle und wichtige Bildungsziel zum Wohle unserer
Kinder ist erreichbar, wenn
die Träger von Eltern-Kind-Kursen Angebote musikalischer
Frühförderungen in ihre pädagogischen Konzepte
einbeziehen beziehungsweise verstärken,
in den Kindergärten und Kindertagesstätten Musizieren,
Singen und Bewegung selbstverständlich zum regulären
Tagesablauf gehören,
in der Grundschule in dem alltäglichen Unterricht Musizieren,
Singen und Bewegung zum schulischen Alltag gehören,
im Rahmen der Öffnung von Schulen Kooperationspartner
(zum Beispiel Musikschulen, Musikvereine, Künstler/-innen,
Kirchen und freie Träger) verstärkt Musik in den Lebensalltag
der Schulen bringen und Verbindungen zum kulturellen Umfeld schaffen,
wenn dazu
die Aus- und Fortbildungsstätten für Erzieherinnen
und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer die musikalische Breitenförderung
als eine ihrer Kernaufgaben anerkennen und in ihre Aus- und Fortbildungskonzepte
einbeziehen,
die für Kinder und Jugend, Schule und Hochschule zuständigen
„Öffentlichen Hände“ in Land und Kommunen
diesen Prozess der musikalischen Breitenbildung unterstützen,
Fördervereine, Stiftungen, Sponsoren et cetera zu Förderungen
gewonnen werden.
Eine erfolgreiche Umsetzung dieser Initiative ist sofort möglich.
Strukturen und Ressourcen sind vorhanden. Sie müssten zum
Wohle unserer Kinder effizienter ausgeschöpft und ausgebaut
werden.
Der Landesmusikrat NRW, seine Mitglieder und Kooperationspartner
sind bereit, öffentliche und private Träger bei der
Umsetzung zu beraten.