Jeder
Schüler kann improvisieren und komponieren lernen. Das ist
Bernd Riedes Motto für seine neue Veröffentlichung, die
sich der Erfindung von Musik widmet und sich vorwiegend an Musikkurse
in der Oberstufe wendet.
Ausgehend von einfachen Percussion-Kompositionen, zum Beispiel
der rhythmischen Begleitung von Liedern oder der Erfindung eines
eigenständigen Percussion-Stückes mit genauen Handlungsanweisungen
und der Komposition von Sprechstücken führt Riede die
Schüler streng systematisch und in kleinen Schritten zunächst
zum singenden Improvisieren einfacher Tonfolgen auf der Basis der
Kadenz. Die sich daran anschließende Begleitung mit Hauptdreiklängen
auf dem Keyboard wird sukzessive erweitert zum recht anspruchsvollen
Aussetzen einer vorgegebenen Melodie für Chor oder Instrumente
in weiter Lage. Hier koppelt Riede immer wieder musiktheoretisches
Basiswissen mit vielen kreativitätsfördernden Aufgaben
und ermöglicht somit den Schülern einen direkten und handlungsorientierten
Kontakt mit den für das Erfinden von Musik unabdingbaren theoretischen
Grundlagen.
Viele nützliche Hinweise für das Arrangieren vorgegebener
und im Unterricht selbst erfundener Lieder sind in diesem Schülerbuch
ebenso zu finden wie beinahe rezeptartige Tipps für die Komposition
von Liedern und Rezitativen und für die Vertonung von Gedichten.
Eine Auflistung von Kriterien für die Beurteilung von Kompositionen
und Arrangements runden die sehr umfassende Materialsammlung ab.
Ergänzt wird diese Veröffentlichung durch einen Anfang
2004 erscheinenden Lehrerband und im Internet verfügbare Übungsmaterialien.
Die vor methodischen Ideen sprühende, jedoch sehr komprimierte
Musikerfindungslehre hat den Anspruch, möglichst viele Aspekte
der Allgemeinen Musiklehre, der Harmonie-, Formen- und Analyselehre
gleichzeitig mit dem handlungsorientierten Erfindungsansatz zu vermitteln.
Die hohe Anzahl kreativitätsfördernder und an den Schülern
orientierter Aufgaben macht dieses Buch in vielen Bereichen sehr
interessant und spannend. Einige Abschnitte sind jedoch über
lange Strecken sehr theoretisch gehaltenen (z.B. Kap. 5 „Grundlegendes
zur Allgemeinen Musiklehre“ und Kap. 6 und 8 „Akkordlehre“)
und entsprechen damit eher dem lehrerzentrierten Unterrichtsansatz.
So sind diese Passagen nicht gerade motivationsfördernd und
für das selbständige Erarbeiten der Inhalte durch Schüler
auch nur bedingt geeignet. In einigen Teilen des Schülerbuches
stört auch die fehlende Trennung zwischen für Schüler
gedachten Handlungsanweisungen und eher didaktischen Hinweisen für
die Lehrer, so etwa die Ausführungen zur Intonation und zur
Schulung des Kurzzeitgedächtnisses (Seite 16) oder die umfangreichen
Zielformulierungen im Einleitungskapitel (Seite 4). Trotz mancher
Mängel, die hauptsächlich in der Lesbarkeit liegen, bietet
Riede in diesem Arbeitsbuch ein schier unerschöpfliches Reservoir
an Ideen, wie Musiklehre schülernah und praxisorientiert erarbeitet
werden und im wahrsten Sinne des Wortes „be-griffen“
werden kann als notwendige Grundlage für die Erfindung von
Musik verschiedener Stil- und Ausdrucksformen.