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nmz-archiv
nmz 2004/03 | Seite 35
53. Jahrgang | März
Musik-Termine
Wiederholen
Das halbe Leben besteht aus Wiederholungen und doch kehrt nichts
wieder, wie es mal war. Das gilt für diese kleine Uraufführungs-Kolumne
ebenso wie für den Tages-, Wochen-, Jahres- und Lebenslauf
der Gestirne, Planeten, Trabanten und Menschen. Nicht anders ist
es bei der Musik, wo zwischen regelmäßiger Sinusschwingung,
treuer Repertoirepflege, exaktem Da capo, emphatischer Reprise,
modifiziertem Zitat und banalem Plagiat das Phänomen der Wiederholung
die unterschiedlichsten Ausprägungen und Abwandlungen findet.
Ein Meister der differenzierten Wiederholung ist zweifellos Bernhard
Lang, der jetzt die lange Reihe seiner „Differenz/Wiederholungs“-Stücke
mit seinem neuen Werk „DW8“ für Orchesterloops
und zwei Turntable-Solisten fortsetzt. Im selben Konzert der Reihe
musica viva am 5. März im Herkulessaal der Münchner Residenz
werden erstmalig auch ein neues Kammerensemblestücke von Daniel
Smutny mit dem Titel „side-eye“ – der zweite
Preis des BMW Kompositionspreises der musica viva – und Isabel
Mundrys „Gefächerter Raum“ zu hören sein.
Letzteres bietet Ausschnitte aus der neuen Oper „Odyssee“,
die Mundry für die Deutsche Oper Berlin komponiert.
Nachdem bereits im vergangenen Jahr von Reinhard Febel ein teilszenisches
Stück über Texte von Oswald von Wolkenstein uraufgeführt
wurde, steht jetzt am 6. März die szenische Uraufführung
der Lebensballade „Wolkenstein“ von Wilfried Hiller
im Nürnberger Opernhaus bevor. Ob die „Abschiedssinfonie“,
die ebenfalls am 6. März in der Aegidienkirche zu Lübeck
erklingt, eine modifizierte Wieder- oder Überholung von Joseph
Haydns Klassiker durch Peter Heeren ist, bleibt abzuwarten.
Und schließlich hat der unermüdliche Wolfgang Rihm
seinem vielteiligen „Chiffre“-Zyklus ein weiteres Stück
angehängt mit dem bezeichnenden Titel „Nachschrift –
eine Chiffre“, das am 14. März das Ensemble musikFabrik
im Sendesaal des WDR Köln zur Uraufführung bringt.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen
17.3.: Rebecca Saunders, Trio für E-Gitarre, Klarinette
und Violoncello, Biennale München 21.3.: Hans Ulrich Lehmann, Neues Werk für Viola solo,
Konservatorium Genf 23.3.: Liza Lim, neues Streichquartett, Gasteig München 25.3.: Heinz Holliger, Sechs Lieder auf Gedichte von Morgenstern,
Victoria Hall Genf 26.3.: Johannes Kalitzke, Chasse Royale. Ein Schattenwurf
für Orchester, BBC London 28.3.: Günther Becker, Schwebende Welten für
gemischten Chor nach Gedichten von Rose Ausländer, Matthäuskirche
Berlin 30.3.: Chaya Czernowin, Neues Ensemblewerk, Konzerthaus
Wien 30.3.: Rainer Bischof, Mangoldiana für Violoncello
und Klavier, Musikverein Wien