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nmz-archiv
nmz 2004/03 | Seite 32
53. Jahrgang | März
Landesmusikräte
Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen
Informationen
Nachbesserung Landeshaushalt 2004/05
Der im Dezember vorgelegte Haushaltsplan der Landesregierung für
die Jahre 2004/2005 (Doppelhaushalt) hatte beim Landesmusikrat Bestürzung
ausgelöst. Denn in dem Entwurf kamen die Laienmusik, die Jugendensembles
und die Jugendwettbewerbe in der Landesförderung nicht mehr
vor. Zwar konnte eine Nachbesserung insofern erreicht werden, als
die Förderbereiche nun inhaltlich wieder genannt werden, allerdings
mit erheblich gekürzten Ansätzen. Für 2004 wird in
Aussicht gestellt, für die Projekte einen zumindest teilweisen
Ausgleich durch die Bereitstellung von Mitteln aus Glücksspielzweckerträgen
(„Oddset-Wette“) zu schaffen. Dies hilft aber 2005 nicht
mehr: Durch Kürzungen im institutionellen Bereich und bei der
Laienmusik sinkt das Fördervolumen erheblich.
Improvisation und mehr
Kompositionsworkshop für Mädchen in Köln
„Freie und kontrollierte Improvisation“ in Jazz und
Neuer Musik war das Thema des diesjährigen Workshops für
Mädchen und junge Frauen, der vom Ministerium für Städtebau
und Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt
und vom Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen e.V. durchgeführt
wurde. Dabei zeigte sich, dass kreativer Umgang mit Musik und Improvisieren
auf dem eigenen Instrument und Jazz-Musik keine Männerdomäne
sein muss.
Die jungen Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren hatten an zwei
Wochenenden die Gelegenheit, mit den Komponistinnen und Musikerinnen
Angelika Niescier und Eunshin Jung sowie Johannes Fritsch, der an
der Kölner Musikhochschule eine Professur für Komposition
innehat, über Jazz Standards, Skalen, Geräusche, Pop-Stücke
und eigene Werke improvisieren zu lernen. Praktisch und theoretisch
erfuhren die Teilnehmerinnen Tipps und Tricks zum Melodieaufbau
in einer Improvisation, lernten die Regeln der freien und kontrollierten
Improvisation, trainierten rhythmische Fähigkeiten und das
Zusammenspiel in einem Ensemble, bekamen Einblick in die gängige
und die moderne Harmonielehre. Gearbeitet wurde mit gewohnten und
mit neuen Instrumenten. Neuarrangements von Stücken gaben Raum
für eigene kompositorische Ideen und Improvisationen. Zur Workshoparbeit
und zur Abschlusspräsentation wurden die Teilnehmerinnen von
einer Rhythmus-Gruppe aus Profi-Musikern unterstützt, mit denen
Improvisationen und Kompositionen ausprobiert werden konnten. Und
schließlich wurde ein zusätzlicher Workshoptag vereinbart,
um noch einmal intensiv Jazztheorie zu büffeln – symptomatisch
für die Lernmotivation der Gruppe. Geplant ist, dieses Projekt
zur Förderung von Kunst und Kultur von Frauen auch im Herbst/Winter
2004 Jahr wieder durchzuführen. Teilnahmeberechtigt sind Mädchen
und junge Frauen, die Schulen und Musikschulen in Nordrhein-Westfalen
besuchen, zwischen 14 und 21 Jahre alt sind und Interesse am Komponieren
oder kreativen Umgang mit Musik haben.
Mit HipHop Jugendliche erreichen
Workshop zum Thema „Politisch(es) Lied – heute?“
in Düsseldorf
Im Januar haben die Landeszentrale für politische Bildung
und der Landesmusikrat NRW im Düsseldorfer „Stadttor“
einen Workshop zum Thema „Politisch(es) Lied – heute?“
durchgeführt. Ausgangspunkt war eine Recherche der Landeszentrale
für po- litische Bildung zu diesem Thema. Gefragt wurde, welche
sozialen und politischen Themen heute musikalisch aufgegriffen werden
und in Liedtexten zeitgemäßen Ausdruck finden. „Politisch“
wurde dabei in einem weiten Sinne aufgefasst.
Neben der Präsentation der Recherche-Ergebnisse wurden beim
Workshop ausgewählte musikpädagogische Projekte vorgestellt.
Es zeigte sich, dass die Verknüpfung von Musik mit gesellschaftlichen
und politischen Anliegen durchaus Sinn macht. So lassen sich etwa
über HipHop-Musik viele Jugendliche mit gesellschaftspolitischen
Themen erreichen (Beispiel LAG Musik NRW: „HipHop for Respect“),
musikpädagogische Projekte können Zugänge zu politischen
Themen schaffen (Beispiel Büro für Konzertpädagogik
Köln: „Musik und Macht“, „Plenarmusik“,
„Hotel Bellevue“) sowie die literarisch-musikalische
Auseinandersetzung mit herausragenden Personen der Zeitgeschichte
(Beispiel Ulrich Klan: Else Lasker-Schüler und Armin T. Wegener).
In dem mit wachsendem Erfolg jährlich durchgeführten
Internet-Wettbewerb „www.start-ab.com“ des Landesverbands
der Musikschulen NRW – mit überwiegend junger (und männlicher)
Klientel – soll in diesem Jahr anlässlich der Europawahl
das Thema der Völkerverständigung aufgegriffen werden
(Bearbeitung von Beethovens „Ode an die Freude“). Einen
interessanten, ganz von der Musik hergeleiteten Ansatz bei der Beschäftigung
mit der Migrantenpolitik in NRW bot Birgit Ellinghaus (Alba Kultur
Köln). Die bei Lesungen in Kulturzentren vorgestellte Untersuchung
von Martin Greve „Die Musik der imaginären Türkei“
macht deutlich, wie bestimmte Stile der türkischen Musik schwerpunktmäßig
in NRW verteilt sind –, was wiederum Rückschlüsse
auf die dort lebende Bevölkerung und den sozialen Kontext zulässt.
Veranschaulicht wird dieser Zusammenhang durch eingespielte und
live vorgetragene Musikbeispiele. Im Anschluss an Lesung und Konzert
findet eine Diskussion des deutsch-türkischen Publikums statt.
Die Frage, wie politische und musikalische Bildung künftig
enger kooperieren können, soll weiter verfolgt werden; an die
Bildung eines Netzwerkes für einen Informationsaustausch ist
gedacht.
Personalia
Ein „Urgestein“ der nordrhein-westfälischen
Laienmusikszene, Heinz Gengler, hat am 25. Januar seinen 90. Geburtstag
gefeiert. Er war 1958 Mitbegründer des Landesverbands NRW
des Deutschen Harmonika-Verbandes und von 1972 bis1996 dessen
Vorsitzender. Seit der Gründung 1935 ist sein Name mit dem
Ersten Kölner Akkordeon-Orchester verbunden, das er 62 Jahre
lang am Dirigentenpult geleitet hat.
Der Initiator der Landesmusikakademie NRW in Heek-Nienborg
und Vorsitzender von 1979 bis 1989, Karl Feldhaus, hat am 1. Februar
seinen 80. Geburtstag gefeiert. Der Musikpädagoge, Grundschullehrer
und -rektor sowie Musikschulleiter in Ahaus war von 1974 bis 1984
Vorsitzender des Landesverbands der Musikschulen NRW und hat sich
insbesondere für die Lehrerfortbildung im Fach Musik an den
Grundschulen und für elementare Musikerziehung in Vor- und
Grundschule eingesetzt.
Percussion-Workshop
Vom 2. bis 6. April veranstaltet der Landesmusikrat NRW in der
Kreismusikschule in Viersen einen Percussion-Workshop für Preisträger
von „Jugend musiziert“ und Mitglieder der Landesjugendensembles.
Dozenten sind Ralf Holtschneider, Stephan Froleyks und Robert Schäfer.