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nmz-archiv
nmz 2004/03 | Seite 39
53. Jahrgang | März
Jazz, Rock, Pop
Hits & Clips
Oomph!: Augen auf
Der Trick ist plump, aber er funktioniert: Ein Kinderreim zum
Germanenrock gibt dem ordinär stampfenden Beat den ordentlichen
Schmiss. „Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein“
führt in die Bridge und die abzählenden Kinderstimmen
ein. Und das ist in dem ganzen Donnerbalkengitarren-Getöse
auch nötig, denn der drauf folgende Refrain „Augen
auf, ich komme“ bremst mit seinem redundanten hymnischen
Gestus das Tempo ziemlich ab. Doch so etwas braucht eine Hitsingle
in diesem Marktsegment, denn es garantiert ordentliches Mitgröhlen
in großen Konzertarenen. Da mag das Video so einfältig
sein wie die Idee, den Jäger in einem Kinderspiel als dämonisch
zu schildern. Sollen die computereffekt-behandelten, theatralischen
Kindergesichter eigentlich erschrecken oder belustigen? Kaum vorstellbar,
dass eines von beidem klappt.
Franz Ferdinand: Take Me Out
Vielleicht sind die Vorab-Lobeshymnen für die Band aus
Glasgow doch berechtigt. Diese Single jedenfalls macht mit einer
Frische ihre Aufwartung, als hätte sie gerade das Genre „knackiger
tanzbarer Rocksong“ erfunden. Natürlich ist im Sounddesign
die Schule des lässigen Wave-Punk vor 25 Jahren deutlich
zu hören, von der scharf-mittigen Gitarre bis zum kehligen
Gesang. Aber der Song verteilt großzügig mehrere tolldreist-eingängige
Melodien und schafft darüber hinaus den Kunstgriff, nach
einer Minute den ersten Punkrock-Eindruck zum Intro zu erklären,
indem er per vorgetäuschter Tempo-Verlangsamung (von Betonung
der Achtel auf Betonung der Viertel) jenen Rock in einen Discostomp
verwandelt, ohne eigentlich den Sound zu verändern. Das ist
ein richtig großer popmusikalischer Moment, der im Video
zusätzlich geschürt wird. Denn dessen ausgefeilte grafische
Gestaltung, die sich die Faszination amechanisch-technischer Zeichnungen
zu Eigen macht, setzt diesen Stomp perfekt um.