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nmz-archiv
nmz 2004/03 | Seite 20
53. Jahrgang | März
Rezensionen
Ben Harper: Wiedergeburt des Folk-Blues
Ben Harper & The Innocent Criminals: Live at the Hollywood
Bowl
Virgin Records 7243 4 90889 9 3, Bildformat: 4:3
Gottesgleiche Verehrung wird Ben Harper von seinen Fans entgegenbracht,
seitdem er 1993 mit „Welcome to the Cruel World“ die
Wiedergeburt des Folk-Blues definierte. Leider hielt jedoch der
Messias seine Audienzen (aus steuerlichen Gründen, wie man
sich erzählte...) äußerst selten in Deutschland
ab, alle paar Jahre mal ein Auftritt in Hamburg oder Berlin, ansonsten
ausverkaufte Arenen in Frankreich und natürlich den USA. Im
letzten Herbst dann kam endlich die Erlösung, eine ausgedehnte
Welttournee mit einigen Stopps in Deutschland. Offenbar in diesen
Zeiten obligatorisch geworden, kommt nun die DVD zur Tour. Zusammen
mit seinen „Innocent Criminals“, Oliver Charles (dr),
Leon Mobley (perc) und dem Bassmonster Juan Nelson sowie den „Neumitgliedern“
Jason Yates (keys) und Marc Ford (g) bietet der Mitschnitt aus dem
legendären „Hollywood Bowl“ in Kalifornien ein
sehr schlüssiges Bild eines Künstlers, der vergeblich
gegen eine Romantisierung seiner Person kämpft. Der zwischen
Rock, Blues, Funk und Reggae schwebend ein ganz normaler Mensch
geblieben ist und mit der Rolle eines allumfassend geliebten Erlösers
so gar nichts anfangen kann.
Die Bühnenpräsenz, die Harper hier an den Tag legt,
ist beneidenswert: Sobald er zur Gitarre greift und die Augen schließt,
ist ihm und der von ihm ausgestrahlten Ruhe jeder verfallen. Wie
ein Gegenpol wirbelt dann hin und wieder Percussionist Leon Mobley
über die Bühne („Steal my kisses“) oder ergeht
sich Basser Juan Nelson in ausgedehnten Solos („Brown Eyed
Blues“). Nur der ehemalige Black-Crowes-Gitarrist Marc Ford
steht etwas steif neben seinem Frontman, verzeihlich jedoch, immerhin
war das Konzert erst sein dritter Gig in der Band.