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nmz-archiv
nmz 2004/07 | Seite 31
53. Jahrgang | Juli/Aug.
Arbeitskreis
Musik in der Jugend
Musik als Teil des Lebens, von Anfang an
Mitgliederversammlung des AMJ in Marktoberdorf
Nicht nur um zu tagen und sich die Köpfe zu zerbrechen, welche
Schwerpunkte in der zukünftigen musikalischen Arbeit eine besondere
Rolle spielen sollten, trafen sich Vorstand und Mitglieder des Arbeitkreises
Musik in der Jugend in Marktoberdorf. Nein, gleichzeitig fand im
schönen Allgäu auch zum 7. Mal „Musica Sacra International”
statt, ein Festival, bei dem sich im gemeinsamen Musizieren, die
Weltreligionen zusammen finden.
So hatten die AMJ-Mitglieder die Gelegenheit in Konzerten indische
Ragas ebenso zu hören, wie europäische Chöre, die
die abendländisch christliche Musik vorstellten. Die äußerst
reizvolle Kombination in zeitlich und räumlich unmittelbarer
Distanz so unterschiedliche kulturelle religiöse Traditionen
musikalisch zusammenzuführen, war auch für die AMJ-Teilnehmer
ein Faszinosum. Dass mit diesem gemeinsamen Musizieren von Künstlern
die fünf großen Weltreligionen musikalisch zum Zuge kamen,
verdeutlicht die Vielfalt, denn auch das Christentum wurde musikalisch
in einer großen Bandbreite dargestellt. Dolf Rabus und sein
Festivalteam hatten damit zurecht die Hoffnung, mit dem Zusammenbringen
der unterschiedlichen musikalischen Traditionen die Welt ein bisschen
friedvoller zu machen, in einer Zeit, in der gerade wieder Kriege
und Terror unseren Alltag mitbestimmen.
Dass dabei auch musikalisch höchste Qualität geboten
wurde, war zusätzlich beeindruckend, wie beispielsweise im
Konzert mit dem Goeyvarts Consort aus Belgien deutlich wurde. Die
jungen Sängerinnen und Sänger begeisterten die Zuhörer
mit Interpretationen von Alfred Schnittke und der Uraufführung
des in Marktoberdorf komponierten Chorwerks „De virtutibus
effugantibus vitia“ von Gianfranco Grisi. Aber auch die Mitgliederversammlung
des AMJ war für die Teilnehmer anregend. Dank eines wichtigen
Impulsreferates von Alexandra Ziegler über ihre Forschungen
an bayerischen Kindergärten (siehe nmz-Ausgabe 05/2004) wurde
ausgiebig diskutiert, wie wichtig und notwendig eine grundlegende
musikalische Arbeit schon im Kindergarten ist.
Vermittler Elternhaus
Das Elternhaus als Vermittlungsinstanz erster grundlegender musikalischer
Erfahrungen unserer Kinder fällt zunehmend aus, sodass diese
Vermittlung an anderen Orten geschehen muss, wollen wir nicht mehr
und mehr musikalische Analphabeten in unserer Gesellschaft haben,
deren musikalische Prägung von Küblböck und Co. übernommen
wird und die sich mit dem passiven Konsum von Musik aus der Konserve
zufrieden geben.
Alle Teilnehmer waren sich schnell einig, dass für den AMJ
als Chor- und Kursverband hier Aufgaben erwachsen; zum einen sollen
Kurse speziell für Kinder angeboten werden, die Spaß
haben, erste musikalische Erfahrungen zu sammeln und zum anderen
müssen Weiterbildungsangebote erfolgen, die Kindergärtnerinnen
und Grundschullehrer/-innen musikalisch in die Lage versetzen, den
ihnen anvertrauten Kindern diese ersten musikalische Erfahrungen
zu vermitteln. Schließlich besteht eine Aufgabe des Verbandes
darin, aufzuzeigen, wo grundsätzliche Defizite im musikalischen
Bildungsbereich konstatiert werden. Denn immer noch werden Erzieherinnen
ausgebildet, ohne dass sie genügend musikalische Erfahrungen
in der Ausbildung sammeln können und immer noch fristet das
Fach Musik an Grundschulen ein Schattendasein: 80 Prozent des Unterrichts
fallen aus oder werden fachfremd unterrichtet. In der Verantwortung
für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen besteht
also auch hier eine Aufgabe für die zukünftige AMJ-Arbeit
die Defizite zu benennen und eine Verbesserung der Situation anzumahnen.
Da der AMJ auch Gründungsmitglied von Europa cantat, der
europäischen Föderation junger Chöre, ist, war es
besonders schön, dass auch der neue Präsident Jeroen Schrijner
ein kurzes Statement an die Mitglieder richtete. Er stellte klar,
dass es in der musikalischen Arbeit von Europa cantat viele Parallelen
zum AMJ gibt.
EUROPA CANTAT kommt
Auch der europäische Verband ist bestrebt Kindern und Jugendlichen
musikalische Erfahrungen zu vermitteln, die von grundlegenden ersten
Erlebnissen bis zu hochqualifizierter Chorarbeit reichen. Schrijner
hofft, dass bei der gemeinsamen Arbeit für ein nächstes
EUROPA CANTAT-Festival in Mainz 2006 diese Ziele verwirklicht werden
können. In der gemeinsamen Freude, dass nach 45 Jahren erstmals
wieder ein EUROPA CANTAT-Festival in Deutschland zu Gast ist, war
man sich auch hier einig.