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VdM
nmz-archiv
nmz 2004/07 | Seite 28
53. Jahrgang | Juli/Aug.
Verband deutscher Musikschulen
Große Spielfreude bei Wind und Wetter
8. Europäisches Musikfest der Jugend und Generalversammlung
der EMU in Malmö
Die Wahl des Tagungsortes der am 17. Mai 2004 beginnenden Generalversammlung
(GV) der Europäischen Musikschul-Union (EMU) war bestimmt durch
das von Schweden und Dänemark ausgerichtete 8. Europäische
Musikfest der Jugend, das am 19. Mai auf dem Gelände des „SweDan-Camps“
am Ufer des Öresunds eröffnet wurde.
Das Zeltcamp beim Europäischen
Musikfest am Öresund. Foto: VdM
Neben dem Vizepräsidenten der EMU und Vorsitzendem des VdM,
Dr. Gerd Eicker, nahmen als deutsche Vertreter auch sein Stellvertreter,
Klaus-Jürgen Weber, und Bundesgeschäftsführer Rainer
Mehlig teil. Hervorzuhebende Themen der Tagesordnung waren etwa
ein Antrag von Schweden und Dänemark, die englische Sprache
als einzige „Geschäftssprache“ der EMU festzulegen.
Nach einer inhaltlich geführten Diskussion, in der vor allem
die Bewertung des kulturellen Hintergrundes von Sprachen eine Rolle
spielte, wurde der Antrag mit 17 gegen 5 Stimmen (jedes Mitgliedsland
hat eine Stimme) abgelehnt, so dass weiterhin Deutsch, Französisch
und Englisch mit simultanen Übersetzungen während der
GV Anwendung finden.
In die GV eingebunden waren drei Vorträge, einmal von Hans
Skoglund, dem Direktor der Stockholmer Musik- und Kunstschule, über
die Zukunft von Musikschulen als Kooperationspartner der anderen
Künste, von Ulrich Reinhardt vom BAT Freizeit-Forschungsinstitut
aus Hamburg zur Auswertung der vom Institut zusammengestellten Statistiken
zum Freizeitverhalten und den Freizeitbedürfnissen Jugendlicher
sowie von Lennart Winnberg von der „School of Music and Music
Education“ der Universität Göteborg über ein
Thema der „Integrierten Erziehung“.
Zur provokanten Frage „Warum wir noch Musikschulen brauchen“
gaben vier Ländervertreter, für Deutschland Rainer Mehlig,
befürwortende Stellungnahmen ab, zu denen Dr. Gerd Eicker in
der Rolle des „Advocatus Diaboli“ Gegenargumente formulierte,
was zu einer lebhaften und ergebnisreichen Diskussion führte.
Die Vertreter Dänemarks und Schwedens gaben einen Überblick
über den Stand der organisatorischen Vorbereitungen auf das
8. Europäische Musikfest, zu dem sich rund 8000 jugendliche
Teilnehmer aus 27 Ländern angemeldet hatten. Das 9. Europäische
Musikfest soll 2007 dann in Ungarn stattfinden.
Direkt an die GV schloss das „Zweite Europäische Treffen
zur Zukunft der Musikschulen in der Europäischen Politik“
an. Leider nahmen nur acht Vertreter/-innen europäischer Länder
die Einladung an: Belgien (Flamen und Wallonen), Dänemark,
Niederlande, Norwegen, Spanien, Schweden und Ungarn. Deutsche Vertreter
der ministeriellen Ebene hatten bedauerlicherweise nicht zugesagt.
Hauptdiskussions-Punkte waren: Musikschulgesetze, Finanzierung,
Qualitätsansprüche und -kontrolle. Die dreistündige,
vom Präsidenten der EMU, Jan van Muilekom, unter Assistenz
von Dr. Gerd Eicker geleitete Veranstaltung zeigte, dass in den
Ländern viel guter Wille zum Ausbau und zur Unterstützung
von Musikschulen besteht, jedoch noch ein gutes Stück Weges
zu gehen ist, bevor von „Europäischen Musikschulstandards“
gesprochen werden kann.
Von Sturm und starken Böen begleitet begann am 19. Mai auf
dem direkt am Öresund positionierten Zeltcamp (2.100 Schlafzelte
und diverse große Veranstaltungs- und Versorgungszelte) das
8. Europäisches Musikfest der Jugend mit einer im Wesentlichen
pop-orientierten Musik- und Zirkus-Show. Der von den Veranstaltern
nach ihren Aussagen nicht erwartete sehr starke Wind führte
schon im Vorfeld zu großen Problemen: etwa ein Drittel der
leichten Sommerzelte war dem Ansturm der Winde nicht gewachsen und
flatterte im Sturm. Erst im Verlauf der Nacht und am nächsten
Morgen konnte ein Teil wieder aufgebaut werden. Etwa 1200 Teilnehmer/-innen
wurden in Schulen (die nicht vorbereitet waren) und in eine Messehalle
umgeleitet. Ein zu geringes Angebot an sanitären Anlagen (vor
allem Duschen) und lange Wartezeiten im Verpflegungszelt waren nur
einige der Schwierigkeiten, die die Kinder und Jugendlichen zu ertragen
hatten. Eine derartige Probleme miteinkalkulierende Planung hätte
manchen Ärger und auch manche Enttäuschung der Teilnehmer
vermeiden können. In Gesprächen mit den Gruppen und ihren
Leitern wurde die Unzufriedenheit mit den Umständen zum Ausdruck
gebracht, aber auch der Wille bekundet, in jedem Fall weiter am
Festival teilzunehmen und zu den vorgesehenen Auftritten in Malmö
und Kopenhagen (einschließlich Umgebung) anzutreten. (Individuelle
Erlebnis- und Erfahrungsberichte der Ensembles werden in der September-Ausgabe
der nmz zu lesen sein.)
„Indoor- wie Outdoor-Konzerte“ die von den VdM-Vertretern
besucht wurden, hatten durchweg ein sehr hohes Niveau und zeichneten
sich trotz einer manchmal nur geringen Zuhörerzahl und –
soweit im Freien – bei Wind und niedrige Temperaturen durch
große Spielfreude aus.
Die Idee des Jugendmusikfestes konnte durch die äußeren
Umstände nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden.
Die Vorbereitung und Organisation allerdings schon. Ohne die Garantie
der Einhaltung von Mindeststandards sollten zukünftige Europäische
Jugendmusikfeste daher im Interesse der jugendlichen Teilnehmer
nicht durchgeführt werden.