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nmz-archiv
nmz 2004/12 | Seite 29
53. Jahrgang | Dez./Jan.
Jeunesses Musicales Deutschland
Mutig und beherzt für die Kultur eintreten
Die Jeunesses Musicales Deutschland wählte einen neuen Bundesvorstand
Am 6./7. November 2004 tagte die Bundesdelegiertenversammlung der
JMD in Weikersheim. Diese Tagung brachte auf unvergleichliche Weise
zum Ausdruck, wie dynamisch und zukunftsorientiert die Jeunesses
Musicales Deutschland ungeachtet ihrer mehr als 50-jährigen
Geschichte ist. „Der Mensch ist Mittel- und Ausgangspunkt
aller Musik“ – dieses zentrale Bekenntnis aus dem „Kitzinger
Manifest“, einem 1953 aufgesetzten Dokument, hat das Selbstverständnis
und die Arbeit der JMD stets geprägt. Im Mittelpunkt ihrer
Arbeit stehen die jungen Musikerinnen und Musiker und die Jugendorchester
in Deutschland. Ihnen bietet die JMD Förderchancen, interessante
Kurse, zuverlässige Beratung und eine kompetente Interessengemeinschaft.
Dem neuen Bundesvorstand
der Jeunesses Musicales Deutschland gehören an (v.l.n.r.):
Bundesvorsitzender Dr. Hans-Herwig Geyer (GEMA, München),
Stefan Piendl (BMG Classics), Claudia Klemkow-Lubda (Jugendmusikschule
Hamburg), Andreas Schultze-Florey (Staatsorchester Hannover),
Barbara Haack (ConBrio Verlag, Regensburg), Sönke Lentz
(Deutscher Musikrat, Bonn), Konstanze Schreiber (Landesmusikrat
Brandenburg) und Detlef Hahlweg (Schulmusiker, Münster).
Foto: JMD
Die Versammlung, die turnusgemäß alle eineinhalb Jahre
zusammentritt, setzte zukunftsweisende Akzente, zu denen auch die
Neuwahl des Bundesvorstandes gehörte. Dem noch vom amtierenden
Vorstand ausgearbeiteten Wahlvorschlag wurde mit breiter Mehrheit
Zustimmung signalisiert. Der neue Bundesvorstand tritt für
ein Programm an, das der JMD zeitgemäße und tragfähige
strukturelle Grundlagen geben will, auf denen die musikalische und
musikpädagogische Arbeit der JMD auch in Zukunft mit voller
Kreativität, Leidenschaft und Begeisterung geleistet werden
kann.
Neuer Bundesvorsitzender wurde Dr. Hans-Herwig Geyer, der im Hauptberuf
die GEMA-Kommunikation in München leitet. In seiner programmatischen
Rede würdigte er zuerst die Verdienste des langjährigen
Bundesvorsitzenden Prof. Martin Christoph Redel, der der JMD seit
1992 vorgestanden hatte und dessen Wirken – auch während
seiner Zeit als Rektor der Detmolder Musikhochschule – die
Rolle der Jeunesses Musicales im deutschen Musikleben maßgeblich
prägte. Redel hatte sein Amt selbst zur Verfügung gestellt,
um damit einen Generationenwechsel zu motivieren. Die Versammlung
wählte Redel einstimmig und unter anhaltendem Beifall zum ersten
Ehrenvorsitzenden der JMD. Auch künftig wird er den von ihm
gegründeten „Bundeswettbewerb Komposition – Schülerinnen
und Schüler komponieren“ leiten und sich um Projekte
zeitgenössischer Musik wie „Jeunesse Moderne“ und
den Weikersheimer Stadtkomponisten federführend kümmern.
Zu stellvertretenden Bundesvorsitzenden wählten die Delegierten
Barbara Haack (ConBrio Verlag, Regensburg), Sönke Lentz (Deutscher
Musikrat, Bonn, Bundesjugendorchester) und Stefan Piendl (Bertelsmann
Music Group, München). Gemeinsam mit Hans-Herwig Geyer bilden
sie künftig den geschäftsführenden Bundesvorstand
der JMD. Mit dieser Konzentration will man auf der einen Seite eine
effizientere Gremienarbeit und eine noch flexiblere Handlungsfähigkeit
der JMD erreichen. Auf der anderen Seite sind in den kommenden drei
Jahren infrastrukturelle Aufgaben wie die Entwicklung der Musikakademie
Schloss Weikersheim, eine neue Mitgliederorientierung, eine durchsetzungsfähige
Öffentlichkeitsarbeit und nicht zuletzt tragfähige Strukturen
zur Sicherung der Finanzen zu bewältigen. Hier konnten bereits
in den letzten zwei Jahren mit der Gründung der Musikakademie,
einer JMD-eigenen Stiftung und der Einführung eines neuen grafischen
Erscheinungsbildes Weichen gestellt werden.
Für die inhaltliche Arbeit und die strategische Ausrichtung
wird künftig der Gesamtvorstand mehr Zeit und Tiefe aufbringen
können. Ihm gehören nach den Wahlen außerdem an:
Claudia Klemkow-Lubda (Hamburg), Detlef Hahlweg (Münster),
Daniela Rüdiger (Köln), Konstanze Schreiber (Berlin),
und Andreas Schultze-Florey (Hannover). Den Jugendorchestern, deren
Fachverband die JMD ist, gilt weiterhin und verstärkt das Augenmerk.
Claudia Klemkow-Lubda nannte als Vorsitzende der AG Jugendorchester
neben den üblichen Service- und Beratungsleistungen als Schwerpunkte
die Durchführung des Deutschen Jugendorchesterpreises, die
Entwicklung eines Seminars für junge Musiker, die Interesse
und Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement in ihrem Jugendorchester
zeigen, sowie die aktuelle Initiative „tutti pro“, mit
der die JMD gemeinsam mit der Deutschen Orchestervereinigung Patenschaften
zwischen Jugend- und Berufsorchestern ins Leben rufen und unterstützen
will. Die von der JMD geführte Musikakademie soll zu einem
Zentrum der Jugendorchesterarbeit entwickelt werden.
Zur Einzelförderung junger Musiker wird im Kontext der Musikakademie
das Kursangebot der JMD nach und nach einer Revision, Profilierung
und Ergänzung unterzogen. Erste Anzeichen dafür werden
schon im neuen Jahresprogramm für 2005 sichtbar. Durch ihre
intensive Mitarbeit im Weltverband der Jeunesses Musicales wird
sich die JMD außerdem an die Spitze eines Mobilitätsprogramms
für junge Musiker in Europa setzen können, und ihre Beziehungen
zum Jugendorchestersystem in Venezuela werden – unter anderem
mit einer weiteren Tournee der Jungen Philharmonie im September
2005 – konzentriert vertieft. Mit der Annahme einer Mitgliederkonzeption
und der Verabschiedung der dazu gehörenden Satzungsänderung
schuf die Versammlung die Grundlage, die Jeunesses-Community durch
fördernde Mitglieder, assoziierte Mitglieder und neue Ehrenmitglieder
zu erweitern und neben „klassisch“ besetzten Jugendorchestern
auch andere Ensembles und Gruppierungen junger Musiker einbinden
zu können. Mit einer „Resolution zur Lage der Orchester“
schloss die Bundesdelegiertenversammlung der Jeunesses Musicales
Deutschland (vgl. im Wortlaut
auf Seite 10 dieser Ausgabe). „Wenn auf der einen Seite
die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages die Verankerung
der Kultur im Grundgesetz empfiehlt, kann die musikalische Jugend
nicht schweigend zusehen, wie auf der anderen Seite die Orchesterlandschaft
demontiert wird“, verurteilte der neue JMD-Vorsitzende Hans-Herwig
Geyer die aktuellen Tendenzen zur Auflösung von Kulturorchestern
in Deutschland. Er forderte ein mutiges Bekenntnis zum Wert der
Kultur in der Gesellschaft. Die JMD geht hier entschlossen weiter
voran.