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nmz-archiv
nmz 2004/12 | Seite 47
53. Jahrgang | Dez./Jan.
Noten
Miniaturen voller Wärme, Innigkeit und Esprit
Neue Noten für große und kleine Pianistinnen und Pianisten
Easy Classics for Piano, Bärenreiter Kassel, BA 8758
Einen repräsentativen Querschnitt durch die Schüler-Literatur
von Bach bis Satie zeichnet dieses Notenheft mit ausgesprochen
schöner Umschlaggestaltung. Sechsunddreißig „Wunschstücke“
eines jeden Klavierschülers wurden von Michael Töpel
praxisorientiert ausgewählt und mit nützlichen Angaben
(Entstehungszeit, Nummer im Werkverzeichnis, Ausführung,
Fingersätze) versehen. Es bestand durchaus nicht die Absicht,
Neuland zu betreten, trotzdem ist es etwas schade, dass die Klavierstücke
des 20. Jahrhunderts außen vor blieben. Diese Tatsache beeinträchtigt
jedoch nicht die hohe Qualität dieser Sammlung, die in keinem
Notenregal junger Pianisten oder Liebhaber fehlen sollte.
Das Repertoire romantischer Stücke für Kinder wurde
jüngst durch zahlreiche Publikationen (Heller, Kirchner,
Fuchs) bedeutend erweitert. Erfreulich ist, dass sich mit dem
Ungarn Mosonyi (1815-1870) ein weiterer Komponist Gehör verschafft.
Auch Mosonyis Kinderstücke sind das Ergebnis einer eingehenden
Beschäftigung mit der Schumann‘schen Klaviermusik für
Kinder. Durch die Einbeziehung der spezifisch ungarischen Csardas-Tradition,
mit der für den Komponisten eine neue Schaffensperiode begann,
sicherte er sich am Rande der damaligen europäischen Kultur
einen festen Platz nicht nur als Nationalromantiker sondern auch
als Begründer der ungarischen Jugendmusikliteratur. Die „12
Lebensbilder für Klavier“ sind Miniaturen voller Wärme,
Innigkeit, Verspieltheit und Esprit. Auszugweise seien einige
Titel genannt: „Kinderball-Szene“, „Soldatenspiel-Marsch“,
„Waisenmädchen“, aber auch „Der kleine
Zigeuner“, „Kindermärchen, vom Onkel erzählt“,
„Wiegenlied für die kleine Schwester“. Letztere
sind technisch schon wesentlich anspruchsvoller und erfordern
schon eine gewisse Vertrautheit mit dem vermeintlich typisch Ungarischen,
damit man den Text auch umsetzen kann. Eine interessante Ausgabe,
auf die durchaus auch reifere Klavierschüler einmal zurückgreifen
sollten.
Stephane Blet: Les Classiques du Joker, Editions musicales
Alphonse Leduc, AL 29504
Der Franzose Stephane Blet (geb. 1969) hat schon mit mehreren
Veröffentlichungen auf sich aufmerksam gemacht. Stellvertretend
sollen hier einmal diese zehn kurzen Stücke für Anfänger
genannt werden. Sie basieren auf Vorgaben unterschiedlicher Quinträume
(für beide Hände), wobei stets die ersten fünf
Töne verschiedener Tonleitern (Zigeuner-Moll, Kirchentonarten,
Dur und Moll) Verwendung finden. Innerhalb dieses engen Raumes
versucht Blet, Möglichkeiten auszuschöpfen: es wird
rhythmisch, mit Hilfe von Artikulation, Tempo, Lautstärke,
Doppelgriffen und Akkorden experimentiert, was wiederum vom beschränkten
Tonumfang etwas ablenkt. Es entstanden zauberhafte Charakterstückchen,
die innerhalb der zeitgenössischen Literatur für den
Unterricht wahrlich nicht reich gesät sind.
Michael Proksch: Ein Spanier für Elise, Edition Breitkopf
8769
Es wird mit Vorliebe vierhändig gespielt und nach Möglichkeit
sollten für jede Gelegenheit auch gleich die passenden Noten
parat liegen. Für solche Fälle hat Michael Proksch vorgesorgt.
Stimmungsgeladen, verträumt, frech, sentimental, gut gelaunt,
abwechslungsreich, vor allem nicht zu bitterernst huschen die
zwölf Stücke vorüber; sie machen einfach Spaß
und lassen sich gut spielen (beide Parts gleich schwer). Somit
fördern sie auch die Lust am Vorspielen. Mit CD zum Anhören
und Üben (für sattelfeste Spieler).
Barbara Heller: Quint-Spiele, Edition Breitkopf 8749
Seit geraumer Zeit drängen Neuerscheinungen auf den Markt,
die sich mit kreativem Klavierspiel beschäftigen (Zett, Schneider,
Schmitz). Sie sind das Resultat eines ernsthaften Umdenkens, denn
einfaches Umblättern zum nächsten Stück hält
heute kein Kind mehr am Klavier. Außerdem sind Kinder von
Natur aus neugierig und brachliegende Fähigkeiten bedürfen
einer professionellen Förderung. Die „Quint-Spiele“
sind da ein wichtiger Baustein. Barbara Heller geht dabei ganzheitlich
vor; die Quinten sind nur der äußere Rahmen. Neben
dem improvisatorischen Moment legt sie auch Wert auf eine gute
Interpretation. Die ganze Palette spieltechnischer Möglichkeiten
schöpft sie aus, so dass Technik zum „Kinderspiel“
wird. Genaue Hinweise zum Stück erleichtern Schüler
und Lehrer das Arbeiten. Empfehlenswert sind die Stücke auch
für das Einspielen, da sie nicht nur die Finger sondern auch
den Geist erwärmen.
Holger Mantey: African Dreams, Schell Music, SM 6710 BCD
Klaviermusik mit Themen vom schwarzen Kontinent? Wer hier skeptisch
wird, sollte vorab die vom Komponisten eingespielte CD anhören.
Alsbald erscheinen die Trommeln in all ihren Höhenlagen,
der Rhythmus erregt, die Melodien wirken fremdartig. Mantey bearbeitete
Volksweisen (etwas allgemein mit „afrikanisch“ bezeichnet),
stellt aber auch homogene Eigenkompositionen vor. Dabei verlaufen
die Grenzen fließend, Elemente populärer Musik und
improvisatorische Momente schmelzen mit ein. Die Orientierung
am Original stand wohl im Vordergrund, nicht deren hundertprozentige
Umsetzung (falls dies überhaupt möglich ist). Die Transkription
für Klavier kann als Glücksgriff angesehen werden. Für
versierte und interessierte Pianisten.
Mike Cornick: On the right track, Universal Edition, UE
21 163
Mike
Cornick hat sich in der Jazz-Branche profiliert. Nach zahlreichen
Veröffentlichungen (auch für vier Hände) gibt es
ein neues Heft mit sieben Original-Jazz-Stücken. Sie sind
so angelegt, dass der Pianist auch mit weiteren Musikern zusammen
spielen könnte. Sind diese nicht vorrätig, so kann er
auf die Soundtracks (mit und ohne Klavier) auf beigefügter
CD zurückgreifen. Die zumeist im langsamen Tempo swingenden
Titel dürfen, und das hängt nun vom eigenen Geschmack
ab, auch allein gespielt werden, was gewisse spielerische Freiheiten
erlaubt. Zielpersonen sind wache Klavierspieler jeden Alters,
die auf Musik aus Lautsprechern verzichten und das Bar-Piano selbst
betätigen wollen.
Bill Readdy: Jazzy Christmas, Schott ED 12668
Alternativ
zum obligatorischen Weihnachtsliederspiel mit seinen unendlich
vielen bekannten Varianten könnte man sich doch dem Fest
auch mal etwas jazzig nähern. Tänzerisch-swingende Musik
zum Fest der Freude schadet ja nicht. Jugendliche oder jung Gebliebene,
die sich fürs Liederspiel nicht mehr begeistern lassen, finden
hier ein Betätigungsfeld, welches auch zu eigenen Kreationen
anregen kann. Relativ einfache Arrangements verkürzen den
Übprozess. Im Gegensatz zu den fürchterlichen Kaufhaussounds
mit Rhythmisierung und Schlagwerkbegleitung stehen sie eher für
schlichte Eleganz.