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nmz-archiv
nmz 2004/12 | Seite 1
53. Jahrgang | Dez./Jan.
Titelbild
Unser Titelbild: ein amerikanisches Sittengemälde
Der Dirigent und Komponist Peter Eötvös befindet sich
in einem Zustand, den man früher poetisch als Schaffensrausch
bezeichnet hätte.
Residenz-Komponist in Dortmund, Porträt-Komponist in Frankfurt
und Gütersloh, Konzerte hier und da, und dann noch Opern schreiben:
Wie schafft der Mann das nur! Am Théâtre du Châtelet
in Paris hatte jetzt Eötvös’ dritte Oper –
nach den „Drei Schwestern“ (nach Tschechow) und „Le
Balcon“ (nach Genet) – Premiere: „Angels in America“,
nach dem epischen Erfolgsstück Tony Kushners, das auch verfilmt
worden ist und jetzt also auch zur Oper mutierte. Was mag den Komponisten
an Kushners zum Teil überdrastischer Textvorlage gereizt haben?
Einem wilden, kritischen Gesellschaftsbild des heutigen Amerika
zwischen Machtbewusstsein, Geldgier, Vergnügen und den dunklen
Gegenbildern, die, wie Sexualität, Triebleben und dessen Folgen
(Aids) gern verschwiegen werden. Eötvös interessiert vor
allem die Innendimension, die psychische Struktur der Menschen,
die er mit seiner Musik gleichsam erforscht.