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nmz-archiv
nmz 2005/02 | Seite 33
54. Jahrgang | Februar
Bayerischer Kulturrat
Land der Griechen mit der Seele
Vorträge des Zentrums für wissenschaftliche, ökonomische
und kulturelle Zusammenarbeit
Das Europäische Zentrum für wissenschaftliche, ökumenische
und kulturelle Zusammenarbeit e.V. in Würzburg hat im Februar
unter anderem folgende Vorträge von überregionaler Bedeutung
in ihrem Programm.
Gewandelte Erwartungen: Griechenland als Reiseziel im 20.l Jahrhundert“.
Am Anfang des Jahrhunderts brach man auf, um „das Land der
Griechen mit der Seele zu suchen“ – die Gefühle
der Goethe’schen und Feuerbach’schen Iphigenie der eigenen
humanistischen Bildung aufzupfropfen. Zwischen den Weltkriegen war
das wilde, unberührte Griechenland Ziel expressionistischer
Dichter und individualistischer Aussteiger, und nachdem Amerikaner
ab 1920 an der Cote d’Azur das Matrosenkostüm und die
Sonnenbräune für chic befunden hatten, lockte auch die
frühe griechische Touristenwerbung mit Sonne und Stränden.
Die deutsche Wehrmacht propagierte das klassische Altertum als Kulturerlebnis,
und ihre Massaker wurden nach dem Krieg von den klassisch Gebildeten
verschwiegen – so lange, dass auch der stetig anschwellende
Strom von sonnenhungrigen Urlaubern keine Zeit fand, sich über
die noch immer ungebrochene griechische Gastfreundschaft zu wundern.
Referent des Lichtbildervortrags, der am 11. Februar 2005 um 20.15
Uhr im Toscana-Saal der Würzburger Residenz (Südflügel)
stattfindet, ist Prof. Dieter Metzler, Münster.
Am selben Ort referiert Prof. Michael Erler (Würzburg) am
22. Februar 2005 um 20.15 Uhr über „Natur und Menschenwürde
– Physik als Ethik bei Platon und im Hellenismus“. Die
Distanz von Mensch und Natur hat zu einem großen Erkenntnisfortschritt
geführt, hat wohl auch den modernen Würdebegriff ermöglicht.
Sie hat aber auch zur Entfremdung von Mensch und Natur geführt
und die Frage unbeantwortet gelassen, wie man mit neu gewonnenen
Erkenntnissen angemessen umgehen soll. Diese Ratlosigkeit erinnert
an jene Enttäuschung des Sokrates, der Anaxagoras’ Versprechen
glauben wollte, die Ursachen der Dinge erklären zu können,
aber feststellen musste, dass Anaxagoras nicht in der Lage war zu
sagen, wozu die Dinge und Erkenntnisse gut waren, um die es Sokrates
ging. Eben diese Frage nach dem Umgang mit der Natur und der Rolle
des Menschen ist schon in der Antike gesehen und reflektiert worden.
Ein wesentlicher Diskussionsbeitrag hierzu findet sich bei Platon
in seinem Dialog Timaios. Platon hat mit seiner „Antwort“
nicht nur die hellenistischen Philosophenschulen – und gerade
auch den Epikureismus – beeinflusst, sondern auch großen
Einfluss auf die europäische Geistesgeschichte ausgeübt.
Seine diesbezüglichen Thesen werden heute in Philosophie und
Naturwissenschaften zunehmend wieder diskutiert. Dies zeigt einmal
mehr, dass die griechische Antike von bleibender Bedeutung ist.