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nmz-news
nmz 2005/02 | Seite 2
54. Jahrgang | Februar
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Isabel Mundry verlässt Frankfurt
Isabel Mundry, Komponistin und seit 1996 Professorin für Komposition
und Tonsatz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
Frankfurt, wird die Mainmetropole verlassen und demnächst in
der Schweiz an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich
unterrichten. Für ihre Arbeiten wurde die Professorin mit zahlreichen
Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter mit dem Boris-Blacher-Preis
und dem Ferruccio-Busoni-Preis. 2002/2003 war sie Gast im Wissenschaftskolleg
Berlin.
Wie viele bekannte und noch nicht bekannte Komponisten ihm, dem
jungen Askenase-Schüler, Ur-, Erst- und Wiederholungsaufführungen
anvertrauten, bei den Tagen der Neuen Musik Hannover der Sechziger-
und Siebziger-Jahre, in Studios für Neue Musik, bei Festivals
und in Radioprogrammen, – er vermag es selbst nicht zu zählen
– Dessau, Hespos, N.A. Huber, Kopelent, Lachenmann, Serocki
und Yun gehören dazu. So galt und gilt er als der Experte für
zeitgenössische Klaviermusik, ob als Juror bei Wettbewerben
oder bis heute als Rezensent unserer nmz, als Autor zahlreicher
Fachbeiträge, ein Hauptwerk „Schriftbild und Interpretation
in Neuer Klaviermusik“ (1996 bei UE), oder als Herausgeber
und Mitarbeiter bei Unterrichts- und Urtext-Editionen von Bach bis
Brahms und Bartók, in denen sich bleibend niederschlug, was
er an den Musikhochschulen Lübeck und Hamburg oder gastweise
in Arizona der nachwachsenden Pianistengeneration zu vermitteln
versuchte. Die Ämter, die er an der Lübecker Hochschule
im Laufe der Jahre betreute, meint er selbst, hätten seiner
pianistischen Karriere allerdings mehr geschadet, weil sie ihn am
Üben gehindert hätten. Opus in petto: Die Entwicklung
der Klaviermusik im zurückliegenden Halbjahrhundert –
darin spiegelt sich Roggenkamps eigener Weg. Am 18. Februar feiert
er in Hamburg seinen siebzigsten Geburtstag. ro
Pianist Jeffrey Burns
Der Pianist Jeffrey Burns ist am 18. Dezember letzten Jahres überraschend
gestorben. Mit seinem großen Engagement, Ideenreichtum und
Experimentiermut gehörte er zu den bedeutenden Interpreten
und Anregern Neuer Musik. 1950 in Los Angeles geboren, hatte er
schon mit neun Jahren seinen ersten Auftritt und studierte später
an der University of California Musik und Mathematik. Zu seinen
Lehrern zählten der Pianist Jakob Gimpel und der Komponist
Mario Castelnuovo-Tedesco; als besonders fruchtbar empfand Burns
seinen Austausch mit dem früheren Dirigenten der Berliner Krolloper,
Fritz Zweig. Nach frühen Preisen und Auszeichnungen (Goldmedaille
im Viotti-Wettbewerb 1968) kam er nach Deutschland und ließ
sich 1983 in Berlin nieder. Dort war er zunächst eine Art „Hauspianist“
der von Gerald Humel gegründeten „Gruppe Neue Musik“,
die sich in enger Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste
vorrangig der Uraufführungen in der West-Berliner Musikszene
annahm. Doch ebenso führte er die horrend schweren Etüden
von György Ligeti auf, spielte die Welturaufführung von
Frank Zappas „Ruth is sleeping“ und brachte die Klaviermusik
von Morton Feldman auf CD heraus. Als Leiter des Musikteils der
Jüdischen Kulturtage brachte er den greisen, von den Nazis
vertriebenen Josef Tal nach Berlin und konfrontierte ihn mit der
jüngsten israelischen Komponistengeneration. 1997 beschritt
er mit seinem Projekt „The Piano of Light“ ganz neue
Wege – ausgehend von Skrjabins „Farbenklavier“
versuchte er sich an interaktiven, synästhetisch gestalteten
Koppelungen zwischen Klaviertastatur und einem computergesteuerten
Lichtsystem. Diesen Gedanken verfolgte er auch weiter in seinen
Meisterkursen an der Musikakademie Rheinsberg; zuletzt unterrichtete
er Klavier und interaktive Computerkunst an der Musikhochschule
„Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig und schrieb eine
Doktorarbeit im Fach Judaistik an der Universität Potsdam.
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Max-Brauer-Preis für Ingo Metzmacher
Der Max-Brauer-Preis 2005 geht an Ingo Metzmacher. Mit der Auszeichnung
ehrt die Stiftung insbesondere das Engagement des Dirigenten für
das Hamburger Musikleben sowie seinen enormen Einsatz für die
Förderung Neuer Musik, welchem das kulturelle Leben der Hansestadt
entscheidende Impulse verdankt. Mit seinem Zugang zur Musik, seiner
Art ihrer Präsentation und besonders seinem Engagement für
die zeitgenössische Musik habe der scheidende Hamburger Generalmusikdirektor
Ingo Metzmacher in Hamburg Beeindruckendes zur Entwicklung des Musikverständnisses
geleistet, begründete das Kuratorium seine Entscheidung. Metzmacher
sei es gelungen, Schwellenängste abzubauen und damit insbesondere
der zeitgenössischen Musik neue Zuhörerkreise zu erschließen
– auch und vor allem bei der jüngeren Generation. Beispielhaft
sei sein Bemühen, Hamburger Schüler an Musik heranzuführen.
Ingo Metzmachers intensive Arbeit habe unzählige Hamburger
die Neugier auf Musik gelehrt und das kulturelle Leben in Hamburg
so nachhaltig geprägt, dass man nur hoffen kann, dass die von
Ingo Metzmacher gegebenen Impulse in Hamburg weiter fortgeführt
werden.
Nähere Informationen zum Preis:
www.toepfer-fvs.de
Neuer Boss bei Sony-BMG
Mit Gilbert Hetherwick übernimmt ein BMG-Mann die Position
des Chefs bei Sony-BMG-Classical Division. Hetherwick war vor der
Fusion bei BMG als Vice President/General Manager für das US-Klassikgeschäft
zuständig. Aus New York verlautete, es ändere sich dadurch
nichts an der Position von Stefan Piendl, zuletzt Senior Vice President
& COO von BMG Classics Worldwide. Bauernopfer, Defensiv-Taktik
oder Rösselsprung? Immerhin galt Stefan Piendl als einer der
erfolgreichsten Klassik-Label-Chefs. In New York geht das Gerücht,
Piendl hätte sich zu wenig um die klassische Klezmer-Musik
gekümmert. Sein Kontakt zu Hetherwick dürfte jedenfalls
bestens eingespielt sein, da er ihn doch selbst einstellte. Und
kaum schreiben wir dies, erreicht uns die Nachricht, dass Hetherwick
Stefan Piendl gefeuert hat. Die amerikanische Management-Ästhetik
schwappt ins alte Europa und schreddert den Satz des Firmengründers
Reinhard Mohn, sein wichtigstes Kapital seien die Mitarbeiter –
wohl endgültig. Und wir machen „Humankapital“ noch
zum Unwort. Wie romantisch…
Von großer Spiritualität bewegt
Siemens-Musikpreis 2005 an den Komponisten Henri Dutilleux
Der französische Komponist Henri Dutilleux erhält in
diesem Jahr den internationalen Ernst von Siemens Musikpreis. Die
mit 150.000 Euro dotierte Auszeichnung wird Dutilleux am 3. Juni
2005 bei einem Festakt in den Münchner Kammerspielen von der
Bayerischen Akademie der Schönen Künste überreicht.
Die Laudatio hält der französische Musikforscher Dominique
Jameux.
In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: Neben
Messiaen und Boulez gilt Henri Dutilleux als die große Einzelpersönlichkeit
in der französischen Musik von heute. Er trat 1948 mit seiner
Klaviersonate hervor. Den Durchbruch schaffte er 1959 mit seiner
2. Sinfonie „Le Double“ und 1964 mit dem Orchesterstück
„Métaboles“, das ihm die Anerkennung auch der
Avantgardisten verschaffte. Doch Dutilleux blieb in all den Jahren
unabhängig vom Zeitgeist, obgleich er die Entwicklung der Neuen
Musik stets aufmerksam verfolgte.
Seine organisch gewachsene, filigran gearbeitete Musik entfaltet
sich mit poetischer Klarheit, fernab von traditionellen Formen.
Obwohl sie keine Botschaften verkünden will, ist sie von großer
Spiritualität bewegt, als ob sie auf eine äußerst
feinfühlige Weise die Frage nach der menschlichen Existenz
stellen möchte.
Kurz zur Biografie des Komponisten:
Henri Dutilleux, am 22. Januar 1916 in Angers geboren leitete von
1944 bis 1963 die Musikproduktion von Radio Télévision
Francaise. Von 1961 bis 1970 war er Professor für Komposition
an der Ecole Normale de Musique und Gastprofessor am Konservatorium.
Die Auszeichnung mit dem Siemens-Musikpreis sollte bewirken, dass
Dutilleux’ Schaffen auch im deutschen Musikleben künftig
stärker und vor allem kontinuierlicher präsent ist. Auf
Schallplatten liegt Henri Dutilleux’ Werk allerdings einigermaßen
vollständig vor. gr