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nmz-archiv
nmz 2005/02 | Seite 33
54. Jahrgang | Februar
Landesmusikräte
Konzentrierte Arbeit an Struktur und Klangfarbe
6. Kompositionsworkshop für Mädchen und junge Frauen
Das Komponieren für Streicher stand im Mittelpunkt des Kompositionsworkshops
für Mädchen und junge Frauen, den der Landesmusikrat NRW
Ende des Jahres in der Clara-Schumann-Musikschule in Düsseldorf
veranstaltet hat. An zwei Wochenenden hatten die Teilnehmerinnen
im Alter von 14 bis 21 Jahren die Möglichkeit, unter der Leitung
von Elena Mendoza-López und David Graham gemeinsam mit einem
professionellen Streichquartett (Studentinnen der Musikhochschule)
an eigenen Stücken zu arbeiten. An einem Tag war die belgische
Komponistin Jacqueline Fontyn zu Gast.
Das Streichquartett ist eine Art Quintessenz der Komposition: äußerst
konzentriert, äußerst homogen. Diese zentralen Qualitäten
boten den jungen Komponistinnen die Möglichkeit zur konzentrierten
Arbeit an Struktur und Klangfarbe und die Chance, handwerkliche
Grundlagen zu vertiefen. Zu Anfang des Kurses standen Instrumentenkunde
und die Analyse neuer Quartett-Stücke im Mittelpunkt, außerdem
begannen die Teilnehmerinnen die Arbeit an ihren Stücken. Bei
der von den Dozenten vorbereiteten Analyse wurden die jeweiligen
Stücke oder Passagen live gespielt und ihre einzelnen Bestandteile
untersucht. Genauer in den Blick genommen wurden dabei der ökonomische
Umgang mit kompositorischem Material in György Kurtágs
„Signs, Games and Messages“, die Ausnutzung des Klangspektrums
eines Instruments in Helmut Lachenmanns „Pression“ für
Cello solo sowie die Mikropolyphonie und das Denken in Fläche
und Volumen in György Ligetis 2. Streichquartett. Sowohl während
des Analyseteils als auch bei der Erarbeitung der Teilnehmer-Kompositionen
diente das „Streichquartett in Residence“ als „lebendes
Lexikon“, um die klanglichen Möglichkeiten und Spieltechniken
der Streichinstrumente vorführen zu können. So wurde der
Klang zur direkten Inspirationsquelle für die kompositorischen
Ideen der Teilnehmerinnen, die wiederum gemeinsam mit dem Streichquartett
unmittelbar ausprobiert beziehungsweise umgesetzt werden konnten.
Am zweiten Wochenende wurde intensiv an den Werken der Teilnehmerinnen
gearbeitet, die sie in der Zwischenzeit weiterentwickelt hatten.
Zudem erwartete man prominenten Besuch: die Komponistin Jacqueline
Fontyn war Gast des Workshops. Die Belgierin erzählte von ihrem
Leben als Komponistin und beantwortete die zahlreichen Fragen der
jungen Komponistinnen. Die zentrale Fragestellung war, auf welche
Art und Weise ihre Kompositionen entstehen und woran sie sich dabei
orientiert. Zur Veranschaulichung wurde Fontyns Stück „Analecta“
für zwei Violinen aufgeführt und über die kompositorische
Motivation gesprochen. Am Ende ihres Besuchs betreute Jacqueline
Fontyn die Mädchen gemeinsam mit den Dozenten bei der Fertigstellung
der Werke.
Bei der Abschlusspräsentation am letzten Workshoptag führte
das „Streichquartett in Residence“ die Stücke der
Teilnehmerinnen im Kammermusiksaal der Clara-Schumann-Musikschule
auf. Dabei ging es nicht um die Aufführung konzertreifer Stücke,
vielmehr hatte diese Veranstaltung noch Werkstattcharakter. Motivierend
und wichtig war es für die Teilnehmerinnen, zu diesem festgelegten
Zeitpunkt eine Aufführung ihres Werkes zu erleben, eine Präsentation
des Status quo. Hinzu kam die Besonderheit einer vorangegangenen
Generalprobe des eigenen Werkes: Zu lernen, wie man in dieser Probensituation
konstruktiv arbeitet, in welcher Komponisten und Komponistinnen
ein äußerstes Maß an Disziplin und präziser
Kommunikation in der Kürze der Zeit abverlangt wird.
Gefördert wird der Workshop vom Ministerium für Städtebau
und Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW. Der Workshop für
Mädchen und junge Frauen findet seit 1999 jährlich statt,
eine Fortsetzung auch im nächsten Jahr ist vorgesehen. Teilnahmeberechtigt
sind Mädchen/junge Frauen, die Schulen und Musikschulen in
Nordrhein-Westfalen besuchen, zwischen 14 und 21 Jahren alt sind
und Interesse am Komponieren und am kreativen Umgang mit Musik haben.