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nmz-archiv
nmz 2005/02 | Seite 37
54. Jahrgang | Februar
Rezensionen
Kurz vorgestellt
CDs
Rihm; Sciarrino; Moody; Metcalf: Gesänge zur Karwoche.
Singer Pur und Hilliard Ensemble, Oehms 354
Auftragswerke, geschrieben für die römische Basilica
dei SS XII Apostoli. Musik, die die Spannweite zwischen Spätmittelalter
oder Renaissance und der Gegenwart sucht. Rihms Versiertheit verblüfft
ebenso wie Sciarrinos intensiver, mit Glissandi arbeitender Klagegestus,
der im drastischen Spannungsfeld zum gregorianischen Vortrag steht.
Georg Friedrich Haas: Streichquartett Nr. 1 und 2. Kairos
Quartett
edition zeitklang ez-19017
Die zwei Streichquartette des intensiv im mikrotonalen Bereich
arbeitenden österreichischen Komponisten Georg Friedrich
Haas: wunderschön fein gehörte Musik von ganz intensiver
Wirkung. Das Kairos-Quartett spielt das mit äußerster
Genauigkeit, mit gestischer Intensität und mit tiefem Verständnis
für die musikalischen Intentionen von Haas.
Steffen Schleiermacher: Echo, für 5 Klaviere; Three Reconciliations
to Heiner Müller; 12 Klanglandschaften für Klavier; Lîla.
Steffen Schleiermacher, Klavier
MDG 6131255-2
Klaviermusik aus Pianistenhand. Darunter pädagogisch motivierte
Stücke, die freilich mit gehobenen pianistischen Fähigkeiten
rechnen. „Zwölf Klanglandschaften“ heißen
diese Übungsstücke und sie zeichnen Natureindrücke
nach: etwa „Auf dem Meer“, „Im Bergwerk“,
„Auf der Autobahn“. Es ist hochinspirierte Klaviermusik,
die viele neue Spieltechniken abschreitet, ausprobiert, in Szene
setzt und zu direkt ansprechenden Stücken verarbeitet.
Spannende Ausflüge in elektroakustische Wandelprozesse
und Remix-Strukturen. Kühn innovativ gebaut, Blicke in unbekannte
Regionen. Ein Konzert in Donaueschingen, das damals nicht genügend
gewürdigt wurde und jetzt in der Aufzeichnung seine enorme
gestalterische Vielfalt offen legt.
Giacinto Scelsi: Suono rotondo (mantram; tre pessi per trombone
solo; le réveil profond pour contrabasse solo). Michael Kiedaisch,
Schlagzeug, Gitarre; Stefano Scodanibbio, Kontrabass; Mike Svoboda;
Posaune Wergo 6672 2
Giacinto
Scelsi, dessen Geburtstag sich 2005 zum hundertsten Male jährt,
bleibt immer noch eine Sphinx. Noten aus seiner Hand gibt es nicht,
seine improvisierten Vorlagen, die von anderen aufgezeichnet wurden,
werden immer noch unter Verschluss gehalten. Nun haben sich die
drei ausgezeichneten Instrumentalisten dieser CD einiger eher
entlegener Stücke angenommen und sie improvisierend zu weiten
gesucht. Das Ergebnis hinterlässt neue Rätsel. Der Ton
Scelsis scheint nicht getroffen, wirkt wie mit zu viel Nachdruck
erzeugt. Oder steht ein falsches Bild vom Ton Scelsis im Wege?